Klimabilanzen ebnen den Weg zu nachhaltigen Unternehmen und Geschäftsmodellen, sagt Gründer Amir Roughani. Warum Steuerberater dabei wichtige Wegbegleiter sind, erzählt er im Interview.
Herr Roughani, Klimaschutz und Unternehmensbilanz sind nicht unbedingt zwei Schlagworte, die man direkt miteinander verbindet. Wieso sollte man mithilfe von Bilanzen nachhaltiger wirtschaften können?
In den harten Zahlen finden sich alle Ressourceneinsätze eines Unternehmens. Dass man den CO2-Fußabdruck eines Unternehmens mithilfe der Bilanz feststellen kann, ist eigentlich klar: Je mehr Ressourcen eingesetzt werden, desto höher der CO2-Ausstoß. Die Frage ist aber, was man tun kann, damit Unternehmen diese Daten nicht nur erheben, sondern zugleich bemüht sind, zum Beispiel durch Neuinvestitionen oder Prozessoptimierungen, ihre Verbräuche zu verringern oder zu vermeiden.
Wenn Klimabilanzen nur für die Schublade erstellt werden, macht das nichts als Arbeit. Die Bilanz ist der Ausgangspunkt für eine Klimastrategie.
In der Bilanz wird bisher allerdings nicht konkret abgebildet, welche Kosten für die Umwelt entstehen.
In einer HGB Bilanz nicht, aber die Gesetzgebung arbeitet bereits an entsprechenden Vorgaben. Allerdings können Unternehmen mit einer Klimabilanz bereits jetzt auf freiwilliger Basis herausfinden, wie viel Klimakosten sie tatsächlich verursachen. Unterstützung erhalten Unternehmen dabei von externen Partnern. Auch wir bei „Klimahelden“ widmen uns diesem Thema.
Was genau macht Ihre Software und auf welcher Basis arbeitet die „Klimahelden Software“?
Mit unserem digitalen Klimamanager unterstützen wir Selbständige und KMU´s bei der Erstellung ihrer Klimabilanz. Durch diesen CO2-Footprint erhalten unsere Kunden einen Überblick über ihre Emissionen und definieren sich Ziele für die CO2-Reduktion und den CO2-Ausgleich. Wir erstellen die Klimabilanz auf Basis des Greenhouse Gas Protocols, das aus drei Scopes besteht und somit alle Wertschöpfungsketten, auch die vorgelagerten und die nachgelagerten, abdeckt. Allerdings können Unternehmen selbst festlegen, welchen Geltungsbereich diese drei Scopes durchlaufen sollen.
Öffnet das nicht dem Greenwashing Tür und Tore?
Klar ist, dass ein Unternehmen sich nicht überzeugend platzieren kann, wenn es den Weg mit dem geringsten Widerstand wählt. Denn welche Scopes ein Unternehmen für welche Bereiche ausgewählt hat, kann in der Bilanz nachgelesen werden. Unternehmen, die es sich zu einfach machen, müssen damit rechnen, dass ihnen zum Beispiel Greenwashing vorgeworfen wird. Ebenso können sich Unternehmen nicht einfach auf der Erstellung der Klimabilanz ausruhen. Es bleibt die Frage, welche Reduzierungs- und Vermeidungsmaßnahmen Unternehmen aus diesen Zahlen ableiten und wie ambitioniert sie die Maßnahmen umsetzen.
Welche Anreize stellen Sie in Ihrer täglichen Arbeit mit Unternehmen fest?
Bei uns melden sich viele Unternehmen, deren Auftraggeber von ihnen verlangen, klimaneutral zu sein. Diese Unternehmen handeln, weil sie es müssen. Ich rate Unternehmen, den freiwilligen Weg zu gehen. Daraus können sie einen Wettbewerbsvorteil generieren. Sie heben sich von Mitbewerbern ab, die noch keine Klimabilanz aufweisen können. Weniger Ressourceneinsatz und schlankere Prozesse bedeuten zudem weniger Kosten.
Wieso haben Sie mit Ihrem Unternehmen die Zielgruppe Steuerberater im Blick?
Die Zahlen bzw. Rechnungen sind in der Regel beim Steuerberater in einer Buchhaltungssoftware hinterlegt und diese Daten brauchen wir für die Klimabilanz. Mit Hilfe der Steuerberater können wir den Mandanten manuelle Aufwände und Eingaben ersparen. Wir kümmern uns gemeinsam mit den Steuerberatern und die Mandanten können sich auf ihr Geschäft fokussieren.
Worin besteht der Mehrwert für die Steuerberater, wenn sie mit Klimahelden zusammenarbeiten?
Wir haben für die Steuerberater ein Partnerprogramm entwickelt. Darüber erhalten sie einen exklusiven Rabatt für ihre Mandanten und ihre Kanzlei sowie eine Mandantenbroschüre mit den wichtigsten Informationen über eine Klimabilanz. Zudem unterstützen Steuerberater ihre Mandanten aktiv beim Klimaschutz und intensivieren ihre vertrauensvolle Mandantenbeziehung.
Wie ist die Rückmeldung aus der Branche?
Ich habe die Steuerberaterbranche bisher als recht konservativ wahrgenommen und nun festgestellt, dass es einige sehr progressive Steuerberater gibt. Ich habe Steuerberater kennengelernt, die ausschließlich Unternehmen, die im Nachhaltigkeitssektor tätig sind, als Mandanten aufnehmen und Steuerberater, die sich dem Thema Nachhaltigkeit ganz pragmatisch annehmen, weil eine Beratung zu diesem Thema eben von ihren Mandanten nachgefragt wird.
Ich denke, in ein paar Jahren beschäftigen sich alle Steuerberater mit Nachhaltigkeit. Wir möchten unseren Beitrag dazu leisten.
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Zur Person
Amir Roughani ist Dipl. Wirtschaftsingenieur (FH), Fachrichtung Umweltmanagement, Gründer und Vortragsredner. Er beschäftigt sich vornehmlich mit den Themen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Innovation. Sein Unternehmen Klimahelden ermöglicht es Unternehmen, schnell und ohne Vorwissen eine Klimabilanz zu erstellen.