Interview mit Stefan Homberg zur Steuerberater Expo

Stefan Homberg veranstaltet die Steuerberater Expo und begleitet als Unternehmer Steuerberatungskanzleien bei Digitalisierungsprojekten. Warum er die Branche gerne mit einer Flasche Ketchup vergleicht, und wieso er sein Vorhaben, mit Uli Hoeneß als Speaker für die Steuerberater Expo zu werben, abgebrochen hat, erzählt er im Interview.

Stefan, du bist Geschäftsführer der Agentur „Die Kanzlei Entwickler“. Eure Veranstaltung, die Steuerberater Expo, hat es zuletzt zu einer recht großen Aufmerksamkeit auch außerhalb der Steuerberaterbranche gebracht. Grund dafür war die Mitteilung, dass Uli Hoeneß als Gastredner bei der Steuerberater Expo in München auftreten wird. Die Reaktionen dazu fielen unterschiedlich aus, es gab Kritik, am Ende habt ihr bekanntgegeben, dass ein neuer Gastredner auftreten wird. Ein gelungener PR-Gag?

Nein, ein PR-Gag war das nicht. Dafür sind mir das Event und auch die Person Uli Hoeneß zu wichtig. Es hat uns vielmehr überrascht, mit welcher Vehemenz das Medienecho bei uns eingeschlagen hat. Natürlich hatten wir uns vorab überlegt, ob Uli Hoeneß ein guter Speaker für unsere Messe wäre. Ich vertrete immer noch die Meinung, dass man von ihm als Unternehmer sehr viel lernen kann. Ja, er hat einen Fehler gemacht, aber er hat seine Strafe erhalten, sie abgesessen und sollte jetzt rehabilitiert sein.

Trotzdem haben du und dein Team auf die Kritik reagiert und einen anderen Speaker zur Steuerberater Expo in München eingeladen.

Wir wollten Ruhe in die ganze Diskussion bringen und unsere Firma und unsere Sponsoren schützen. Allerdings war es nicht so, dass wir in dieser Zeit viele Absagen erhalten haben. Ganz im Gegenteil, es gab überdurchschnittlich viele Anmeldungen für die Steuerberater Expo.

Also brachte das Medienecho doch auch etwas Positives.

Es fällt mir schwer, dass so zu sehen. Für mich als Unternehmer war das eine herausfordernde Zeit, aus der ich zwar sicherlich etwas gelernt habe, die ich aber nicht unbedingt gebraucht hätte.

Themenwechsel: Deine Karriere begann in einer Steuerkanzlei, jetzt berätst du eben solche und organisierst Veranstaltungen für die Branche. Wie kam es dazu?

Ich bin etwas taumelnd in die Ausbildung zum Steuerfachangestellten geraten. Ich hatte mein Abitur abgebrochen und mit dem frühen Tod meines Vaters zu kämpfen. Den Beruf des Steuerfachangestellten kannte ich bereits durch einen Freund, außerdem arbeitete mein Onkel beim Finanzamt und vermittelte mich an eine Kanzlei, die auf der Suche nach einem Auszubildenden war. Allerdings habe ich schnell gemerkt, dass Steuern und Buchhaltung nicht meins sind. Dafür habe ich mich für Digitalisierung interessiert. Mein damaliger Chef und ich haben uns geeinigt, dass ich die Digitalisierungsprojekte in der Kanzlei vorantreiben darf. Die Ausbildung lief nebenher. Nach der Ausbildung habe ich schließlich drei Jahre lang alle Aufgaben gemacht, die in einer Kanzlei anfallen, weil ich die Kanzleiprozesse kennen wollte. Nach einem kurzen Zwischenstopp bei einem Systempartner der Datev habe ich mich 2015 dazu entschieden, mich selbstständig zu machen. Ich wollte Unternehmer sein und eine ganzheitliche Beratung für Steuerkanzleien anbieten.


Was ich an der Steuerberatungsbranche so faszinierend finde, ist, dass man so große Entwicklungsmöglichkeiten in verschiedene Richtungen hat. Mein Werdegang ist ein Beispiel dafür.


Obwohl du keine große Leidenschaft für Buchhaltung, Steuererklärung und Jahresabschluss hast, bist du der Branche treu geblieben?

Was ich an der Steuerberatungsbranche so faszinierend finde, ist, dass man so große Entwicklungsmöglichkeiten in verschiedene Richtungen hat. Mein Werdegang ist ein Beispiel dafür. Es gibt viele verschiedene Fortbildungsmöglichkeiten und dazu noch viele verschiedene Themengebiete, in denen man sich Expertenwissen aneignen kann. Diese Vielfalt schätze ich sehr und ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, dafür zu werben. Deswegen haben mein Team und ich auch die FutureTax ins Leben gerufen, eine virtuelle Karrieremesse für die Steuerberatung.

Die Steuerberatungsbranche hat deiner Meinung nach viel zu bieten. Trotzdem gilt sie nicht überall als Vorreiter. Wie nimmst du die Digitalisierungsbereitschaft in der Branche wahr?

Ich verwende dazu immer gerne das Bild mit der Ketchupflasche. Wenn man die auf den Kopf stellt, kommen meist erst nur ein paar Tropfen. Aber irgendwann macht es Plopp, es löst sich der große Rest und man hat den ganzen Teller voll mit Ketchup. Die Steuerberatungsbranche ist im Bezug auf die Digitalisierung in der Phase der vereinzelten Tropfen, das große Plopp fehlt noch. Wir als Berater für Steuerkanzleien sehen, wie groß die Abstände zwischen den Kanzleien sind. Da gibt es welche, die arbeiten sehr digital und andere, die noch nicht einmal mit elektronischen Bankumsätzen arbeiten, sondern Kontoauszüge in die Kanzlei geschickt bekommen.


In der Beratung selbst merken wir natürlich, dass die unterschiedlich digitalisierten Kanzleien unterschiedliche Beratungsangebote brauchen. Das ist so, als würde man verschiedene Sprachen sprechen.


Können du und dein Team trotzdem mit beiden Typen von Kanzleien arbeiten?

Gerade unser Messeangebot, also die Steuerberater Expos, schaffen eine gute Möglichkeit für Kanzleien, sich mit Digitalisierungsthemen vertraut zu machen. In der Beratung selbst merken wir natürlich, dass die unterschiedlich digitalisierten Kanzleien unterschiedliche Beratungsangebote brauchen. Das ist so, als würde man verschiedene Sprachen sprechen. Aber wir beraten beide Arten von Kanzleien und es ist immer wieder schön zu sehen, wie viel man in Kanzleien, die auf ihrem Weg in die Digitalisierung noch nicht so weit sind, in kurzer Zeit bewirken kann.

Seit 2020 organisierst du Messen für die Steuerberatungsbranche. Ist das neben der Digitalisierung deine zweite große Leidenschaft?

Ich hatte immer ein Faible dafür, Veranstaltungen zu organisieren. Deshalb habe ich schon während meiner Ausbildung nebenberuflich Feiern veranstaltet: Geburtstagsfeiern, Familienfeiern, Public Viewing, ein Bowling Turnier, Partys. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich meine Leidenschaft und meinen Beruf gut miteinander verbinden kann – so ist die Steuerberater Expo entstanden. Dort geht es immer um Digitalisierung, aber eigentlich um alle großen Herausforderungen, mit denen sich Steuerberatungskanzleien konfrontiert sehen. Bei den letzten beiden Veranstaltungen kamen jeweils mehr als 100 Austeller und mehr als 1000 Besucherinnen und Besucher.

Brauchen Kanzleien, die auf der Suche nach Unterstützung sind, denn eine Messe, um Hilfe zu finden?

So eine Messe ist eine gute Gelegenheit, um mit seinen Mitarbeitern aus der Kanzlei herauszukommen, und um Impulse zu sammeln. Man kann sich mit anderen Kanzleien und Toolanbietern austauschen. Wir wollen erreichen, dass vor Ort eine Aufbruchsstimmung entsteht, zum Beispiel durch die Vorträge unserer Keynote-Speaker. Ich habe außerdem die Hoffnung, dass wir durch solche Veranstaltungen die Kanzleien erreichen, die noch nicht weit digitalisiert sind. Damit es in der Ketchupflasche endlich Plopp macht.


Zur Person

Stefan Homberg ist Steuerfachangestellter und hat 2018 die Agentur „Die Kanzlei Entwickler“ gegründet. 2020 hat er die Messe Steuerberater Expo ins Leben gerufen.

2023 finden drei Steuerberater Expos statt: Eine in Hamburg (24. Januar), eine in Köln (27. April) und eine in München (27. Juni).