Sind Steuerberater bald Unternehmensberater?

Steuerberatung verändert sich – und mit ihr der Beruf des Steuerberaters. Statt klassischer Lohnbuchhaltung sind mehr und mehr proaktive Beratungsleistungen gefragt. Sind Steuerberater in Zukunft die besseren Unternehmensberater?

Von der Lohnbuchhaltung zur Unternehmensberatung

Keine Frage: Steuerberater verfügen über ein Fachwissen, das viele Unternehmen dringend benötigen. Während der Bedarf nach buchhalterischen Tätigkeiten wie die Lohnbuchhaltung allerdings sinkt, steigt die Nachfrage nach komplexen Beratungsleistungen. Was Steuerberater bisher am Rande ihrer täglichen Arbeit leisteten, tritt somit zunehmend in den Fokus der Kanzleiarbeit. Die wichtigsten Gründe für den Paradigmenwechsel: Deutlich gestiegene Ansprüche auf Mandantenseite und automatisierte Routineprozesse erfordern ein Neu- und Umdenken von Arbeits- und Geschäftsfeldern. Mit den veränderten Anforderungen an das Leistungsportfolio der Kanzleien ändert sich auch die Arbeit des Steuerberaters grundlegend – weg von reaktiven Tätigkeiten hin zur ganzheitlichen Unternehmensberatung.

Der Steuerberater: Finanzexperte mit wandelndem Berufsbild

Dass sich der Beruf des Steuerberaters wandelt und ganzheitliche Beratungsleistungen immer wichtiger werden, zeigt sich bereits in der beruflichen Laufbahn der Steuerexperten. Wer sich Steuerberater nennt, hat in der Regel einen Lehrgang, eine entsprechende Ausbildung oder ein Studium absolviert. Allerdings drängen auch von betriebswirtschaftlicher Seite Berater mit Finanz-Expertise in den Markt. So gibt es seit einigen Jahren auch kaufmännische Diplomstudiengänge, die eine Spezialisierung zum Steuerberater ermöglichen. Der Vorteil: Bereits in der Ausbildung werden betriebswirtschaftliches Know-how und Steuer-Fachwissen kombiniert. Die Absolventen sind somit sehr gut auf die veränderten Beratungsansprüche vorbereitet.

Wie Steuerberater als Unternehmensberater punkten können – und was sie von Unternehmensberatern lernen können

Expandieren oder nicht? Sind neue Geschäftsfelder sinnvoll? Typische Fragestellungen und Geschäftsfelder, mit denen sich bisher Unternehmensberater auseinandergesetzt haben, können künftig auch für Steuerberater zum Leistungsangebot dazugehören. Der Vorteil der Steuerexperten: Mehr als andere Berater verfügen sie über ein enges Mandanten-Verhältnis. Die ganzheitliche Beratung verlangt von ihnen jedoch ein neues Maß an Proaktivität und Eigeninitiative – Fähigkeiten, die lange Zeit weniger wichtig für das Berufsbild waren und für Unternehmensberater seit Anbeginn zwingend zum Daily Business gehören.


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Ebenso wichtig und für Unternehmensberater selbstverständlich, ist eine stärkere Ausrichtung der Beratungsleistungen auf die Zielgruppe. Consultants machen sich dies Prinzip zunutze, um bestmögliche, individuelle Leistungen anbieten zu können und mit passgenauen Empfehlungen zum Unternehmenserfolg beizutragen. Auch für den Steuerberater wird die Zielgruppenorientierung wichtiger denn je. Anstelle von Steuerrichtlinien bildet der Mandant mit seinen ganz individuellen Problemen und Fragestellungen den Ausgangspunkt der Arbeit. Der größte Vorteil: Empfehlungen, Konzepte und Dienstleistungen sind in der Praxis erfolgreicher. Denn sie bedienen ein vorhandenes Bedürfnis beim Mandanten. Außerdem gehen individuelle Beratungen auf das Bedürfnis der Mandanten nach mehr Serviceorientierung ein.

Gute Aussichten für Steuerberater: Ein Beruf mit Zukunft

Wer als Steuerberater die Herausforderungen des wandelnden Berufsbildes annimmt und sich aktiv auf die veränderten Aufgabengebiete einstellt, hat gute Zukunftsperspektiven, sich langfristig auf dem Markt zu behaupten. Insbesondere Beratungsleistungen rund um die Digitalisierung bieten zahlreiche Chancen für neue Geschäftsfelder. Diese sind laut Wissenschaftlicher Gesellschaft für Management und Beratung (WGMB) aktuell auch das Hauptthema der Beratungen bei Consultants. Steuerberater, die Mandanten qualifiziert durch Digitalisierungsprozesse begleiten, treffen nicht nur auf eine große Nachfrage. Als Coaches können sie zudem den Unternehmen die Unsicherheit vor der Veränderung nehmen. Der Vertrauensbonus, den Steuerberater im Allgemeinen genießen, macht sie zu gefragten Partnern und Prozessbegleitern.

Mit der Digitalisierung ändern sich auch Geschäftsmodelle. Unternehmerische Entscheidungen werden zunehmend komplexer und erfordern die Unterstützung durch Spezialisten. Neben der Beratung in Finanzfragen verschaffen betriebswirtschaftliche Analysen sowohl der Kanzlei als auch den Mandanten entscheidende Vorteile. Die kombinierten Leistungen aus einer Hand sind besonders service- und zielgruppenorientiert. Mit Handlungsempfehlungen, die auf Basis von Liquiditätsanalysen erstellt werden, kann der Steuerberater beispielsweise die Umstrukturierung im Unternehmen unterstützen. Ebenso kann er als Sparringpartner unternehmerische Entscheidungen hinterfragen und so vor Fehlentscheidungen schützen.

Fazit: Der Steuerberater der Zukunft – ein Spezialist mit betriebswirtschaftlichen Kenntnissen

Auch wenn das steuerliche Know-how die Kernkompetenz von Steuerberatern bleiben wird, erfordern ganzheitliche Beratungen und neue Geschäftsfelder zusätzliche Kompetenzen. Qualifizierte Beraterpersönlichkeiten, die eigenverantwortlich und eigeninitiativ agieren, sind zunehmend gefragt: Allrounder, die Firmen umfassend beraten und zusätzlich mit Spezialwissen punkten. Auch ein gewisses Maß an technischem Verständnis ist in Zeiten der Digitalisierung unverzichtbar.

Ob ein Steuerberater in der Praxis erfolgreich sein kann, wird künftig auch davon abhängen, wie gut er sich mit seiner neuen Beraterrolle zurechtfindet. Wer bisher in einem traditionellen Kanzleiumfeld tätig war, wird sich zwangsläufig umstellen müssen. Für Steuerberater mit Unternehmensberater-Qualitäten sieht die Zukunftsprognose allerdings gut aus. Denn sie können im Zuge der Digitalisierung mit Fachwissen zu steuerlichen Fragen und als Partner für sämtliche unternehmensrelevanten Fragen den Betriebserfolg der Mandanten mitbestimmen.


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