Steuer- und Social-Media-Experten verraten ihr Erfolgsrezept

Wer mit (potenziellen) Kunden und Mitarbeitern ins Gespräch kommen möchte, kann heute auf Social Media nicht mehr verzichten. Das gilt auch für Steuerkanzleien. Für viele aber ist das nach wie vor Neuland. Wir haben drei Steuerfachleute und Social Media-Stars nach ihren Erfolgsgeheimnissen gefragt.  

Social Media ist in der Generation Y und Generation Z der relevanteste Kanal, wenn es um die Entdeckung von neuen Produkten und Dienstleistungen geht. Mittlerweile liegt Social Media mit 43 Prozent in Sachen Marketing auf dem Spitzenplatz, noch vor Suchmaschine und TV. Schon kurz vor dem ersten Corona-Lockdown haben 97 Prozent der 16- bis 37-Jährigen im Durchschnitt über drei Stunden am Tag ihr Smartphone genutzt. Die Pandemie dürfte diese Trends nochmals nachhaltig verstärkt haben.

Auch die Steuerbranche erreicht heute potenzielle Kunden und Mitarbeiter über soziale Netzwerke wie YouTube, TikTok oder Instagram. Worauf kommt es dabei an? Was sind Erfolgsfaktoren? Und wie arbeiten sogenannte Influencer? Wir haben drei wichtige Social Media-Akteure und -Akteurinnen zu ihren Erfahrungen befragt. Sie finden die Einblicke direkt im Anschluss an die folgende Übersicht der wichtigsten Tax-Influencer in der DACH-Region.

#Taxfluencer: Influencer in der DACH-Region im Fachbereich Steuern

Die wichtigsten Tax-Influencer in der DACH-Region (Stand 3/2021)

Youtube  
NameAbonnentenViews
Steuern mit Kopf53.4003.495.000
Prof. Dr. Christoph Juhn37.8002.684.000
smartsteuer29.1004.090.000
Küpper & Kollegen Steuerberatung17.100729.000
Steuerberater PhDr. Martin Müller14.8001.202.000
TikTok  
NameAbonnentenViews
steuerfabi310.00055.500.000
carina_hackl35.6006.024.000
steuertante12.1004.375.000
wirliebensteuern4.300249.000
steuernmitkopf1.00072.000
Instagram  
NameAbonnentenEngagement Rate
steuerfabi41.0004,51 %
carina.hackl20.4000,54 %
steuernmitkopf_official16.4001,71 %
juhnsteuerberater5.3504,36 %
steuer_ela4.5008,16 %

Quelle: reachbird.io
Views: Anzahl Aufrufe der Videobeiträge
Engagement Rate: Anzahl Likes + Kommentare / Reichweite

Verständlich, sympathisch, mit Mehrwert

Carina Hackl

Carina Hackl ist selbständige Steuerberaterin mit zwei Kanzleistandorten in Österreich. Im Jahr 2020 wurde sie von einer Fachjury zur Steuerberaterin des Jahres gewählt. Die inhaltliche Kanzleitätigkeit wird von ihr und ihren Mitarbeitern vorwiegend online abgewickelt. Auf Instagram und TikTok postet sie regelmäßigen Content zu Steuerthemen. In Österreich sind ihre beiden Social Media-Kanäle jene mit der größten Reichweite im Bereich Steuern. Ihre wichtigsten Punkte sind Verständlichkeit, Sympathie und Inhalte mit Mehrwert.

Verständliche Darstellung:

Gerade das Thema Steuern löst bei vielen Menschen Unbehagen aus, da es oftmals als undurchsichtig und sehr komplex wahrgenommen wird.

Wenn man in diesem Bereich „Erklärvideos“ drehen möchte, steht man zusätzlich vor der Herausforderung, diese komplexen Inhalte auch noch in möglichst geringer Zeit verständlich zu vermitteln. Auf TikTok beispielsweise dürfen die Videos die Dauer von einer Minute nicht überschreiten.

Um die Aufmerksamkeit bei einem solch von der Gesellschaft als „trocken“ erachteten Thema auf sich zu ziehen, ist eine verständliche Darstellung das Um und Auf. Als verständlich wird ein Video dann erachtet, wenn die Wortwahl und auch der Videoaufbau einfach und leicht nachvollziehbar sind.

Sympathie:

Obwohl man sich nicht persönlich kennt und auch nie gesehen hat, entwickelt man eine gewisse Empfindung, sei es Sympathie oder Antipathie, wenn man immer wieder Videos von einer Person sieht. Das ist mittlerweile durch den hohen Social Media-Konsum ganz „normal“ geworden.

Als Content Creator stellt man mit jedem Video automatisch auch einen Teil seiner eigenen Persönlichkeit dar. Die große Kunst liegt nun darin, die Sympathie der User in einer sehr kurzen Zeitspanne zu gewinnen.

Als sympathisch wird man dann erachtet, wenn man greifbar wirkt. Der Betrachter des Videos sollte nach ein paar Sekunden das Gefühl haben, dass man sich schon länger kennt bzw. vertraut wirkt. Gerade bei einem sehr rechtslastigen Thema schadet eine Prise Humor sicherlich auch nicht um einen positiven Eindruck zu erwecken.

Mehrwert:

Einen Mehrwert im Leben des Betrachters eines Videos zu stiften, ist meines Erachtens die Königsdisziplin für alle Content Creator! Um durch den Video-Input einen entsprechenden Output beim User zu erzielen, sollte man sehr breitenwirksame Themen aufgreifen, wie beispielsweise steuerliche Begünstigungen von Familien oder Zuverdienstgrenzen, da diese Themen auf einen Großteil der Personen anwendbar sind.

Alles was den User in irgendeiner Form unterstützt, egal um welches Thema es sich handelt, wird von der Community als sehr wertvoll empfunden und man erhält auch sehr viel positives Feedback dafür.

Social Media-Angebote müssen intelligent unterhalten

FabianWalter_neu

Fabian Walter arbeitet bei der Haufe Group. Er ist als Editorial Manager Tax angestellt und für die inhaltliche und konzeptionelle Wissensaufbereitung für Steuerberater verantwortlich. Nebenberuflich hat er mit seiner Marke steuerfabi auf Instagram und TikTok den größten Social Media-Kanal für Deutsches Steuerrecht mit insgesamt über 300.000 Follower aufgebaut. Jüngst hat er beim Finanzkongress den Black Bull Award in der Kategorie „Steuerexperte des Jahres“ gewonnen. Fabian Walter sagt: "Die Themen müssen spannend sein. Und es geht um Edutainment – der Spaß darf nicht zu kurz kommen."

Spannendes Thema:

Die Themenwahl ist bei Social Media essenziell. Die Aktualität bei Themen hilft hohe Aufrufzahlen zu generieren. Es kann sein, dass ein Thema im Zeitverlauf relevanter wird, wenn das Thema verstärkt medial aufgegriffen wird, z. B. die Steuererklärungspflicht beim Kurzarbeitergeld.

Es gibt aber auch Themen die Dauerbrenner sind, Minijobs, Kleinunternehmerregelung, GmbH etc. Hier kommt es auf die Präsentation des Themas an. Die Zuschauer müssen sich abgeholt fühlen und den Mehrwert erkennen. Dazu hilft ein interessant gestalteter Videotitel.

Aber auch Nischenthemen können erfolgreich sein, vor allem wenn man sie verständlich dargestellt und es wenig andere gut aufbereitete Videos gibt. Hat man eine Spezialisierung macht es Sinn dieses Themengebiet primär zu bespielen, um zu zeigen, dass man ein Experte in diesem Bereich ist.

Kontinuität:

Man muss begreifen, dass Social Media Arbeit bedeutet. Die Bespielung von verschiedenen Plattformen wird vom Konsumenten als normal angesehen. Je nach Plattform werden unterschiedliche Schlagzahlen bei der Postingfrequenz erwartet. Viele posten täglich, sei es auch „nur“ eine Instagram-Story.

Social Media ist ein Hebel in der Kunden- und Mitarbeitergewinnung und sollte deshalb kontinuierlich genutzt und zur Chefsache erklärt werden. Man sollte eine Auswahl treffen welche Plattformen man bespielen kann und will, und darauf aufbauend einen Postingplan erstellen. Am Start sollte man sich auf eine Plattform konzentrieren. Die Learnings helfen wiederum beim Aufbau von Follower auf anderen Plattformen.

Entertainment:

Steuern gelten allgemein als trocken und viele scheuen sich mit der Thematik zu beschäftigen. Es benötigt Menschen, die ihr Wissen in einer komplexen Welt in annehmbare Stücke schneiden und präsentieren. Nicht nur eine reine Wissensvermittlung, eine Wissensvermittlung mit Humor. Edutainment.

Waren es bei einem selbst früher nicht auch die Lehrer und Professoren, die durch Begeisterung für ein Thema und durch Humor im Kopf geblieben sind? Wenn man in dem Kopf von jemanden bleibt entwickelt sich eine Beziehung. Und Beziehungen bestimmen die Welt.

Das Thema Steuern ist schon ernst genug, man sollte sich selbst nicht immer zu ernst nehmen. In Zeiten zunehmender Möglichkeiten durch Künstliche Intelligenz und Quantencomputer schätzen die Menschen es, wenn man menschlich und nahbar ist.

Social Media bedeutet auch Community Management

Roland Elias

Roland Elias ist selbständiger Steuerberater, Autor, Referent und YouTuber aus Regensburg. Seine Kanzlei hat sich auf digitale Geschäftsmodelle spezialisiert. Zu seinen Mandanten zählen Influencer, Online-Shops und andere Online-Unternehmer. Darüber hinaus berät er Mandanten umfangreich in den Bereichen Kryptowährungen und Immobilien. Seine Kanzlei lebt das Online-Motto zu 100 Prozent, so werden alle Beratungen online abgewickelt. Roland Elias ist mit der Marke Steuern mit Kopf auf YouTube, Instagram, TikTok, Facebook und Twitch vertreten. Roland Elias betont: "Wer eine Community im Internet aufbauen möchte, muss sich auch um sie kümmern."

Inhaltliche Qualität:

Steuerberater sind es gewohnt, auf einem qualitativ hochwertigen Niveau zu arbeiten. Die inhaltliche Qualität von Beiträgen kann man dabei auch auf Social Media übertragen. In diesem Fall sollte man aber beachten: Eine hohe fachliche Qualität schließt eine einfache und moderne Aufbereitung nicht aus.

Es gilt also zu beachten, dass man sich als „Creator“ bzw. „Taxfluencer“ nicht in Details verliert. Es soll kein Gutachten oder eine Dissertation werden. Die Zielgruppe ist der Steuerzahler und nicht der Steuerberater.

Community Management:

Community ist das Stichwort, wenn es um Wachstum geht. Eine gute Community unterstützt den Creator mit dem klassischen „Teilen, liken und kommentieren“. Durch diese Reaktionen auf einen Beitrag erkennen die Algorithmen von YouTube, Facebook, Instagram, TikTok oder auch anderen Kanälen, dass der Beitrag für eine gewisse Zielgruppe interessant ist.

Dadurch wird der Beitrag öfter diesen Nutzern oder auch ähnlichen Nutzern angezeigt. Dies erhöht wiederum die Reichweite des Social Media-Accounts. Mit einer Zunahme der Reichweite wird langfristig auch die Chance steigen passende Neumandate aus der Community zu akquirieren.

Videoaufbau:

Ein klassischer Aufbau sollte sich entweder historisch oder strukturiert ergeben. Im Falle der Gründung eines Unternehmens ergibt es mehr Sinn, den Adressaten nicht mit allen Steuerarten zu überrollen, sondern ihm beispielsweise eine Anleitung in chronologischer Reihenfolge zu bieten. Der Video- oder Beitragsaufbau sollte daher einfach und verständlich sein.

Es gilt, möglichst einfach und verständlich zu sprechen und auch Metaphern zu verwenden, um der Zielgruppe die Information zu vermitteln. In diesem Zusammenhang muss man sich als „Creator“ oder „Taxfluencer“ immer bewusst sein, dass der Adressat das potenzielle Neumandat ist, welches steuerlich nicht vorgebildet ist.

Schlagworte zum Thema:  Social Media, Marketing, Steuerberater