Die Bundessteuerberaterkammer hat die Neuordnung der Steuerfachangestelltenordnung abgeschlossen. Digitaler und kommunikativer sollen die künftigen Fachkräfte sein. BStBK-Präsidialmitglied Alexander C. Schüffner erläutert die Hintergründe im Interview.
Warum wurde die Neuordnung notwendig?
Die bisherigen Grundlagen für die Steuerfachangestelltenausbildung und der Rahmenlehrplan für den Unterricht in den Berufsschulen mussten an den modernen Kanzleialltag angepasst werden. Sie stammten aus dem Jahr 1996. Ich denke, das sagt schon alles. Vor allem die Digitalisierung in den Steuerberaterkanzleien hat seitdem einen riesigen Sprung gemacht, das muss sich natürlich auch in der Ausbildung widerspiegeln. Wir wollen die Auszubildenden gut auf den Beruf vorbereiten.
Auch formelle Aspekte der Steuerfachangestelltenausbildung waren nicht mehr up-to-date – das zeigte eine entsprechende Untersuchung des Bundesinstituts für Berufsbildung zum Überarbeitungsbedarf der Ausbildung. Dies war der Startschuss für die Neuordnung.
Können Sie aus Ihrer eigenen Kanzlei heraus den Veränderungsbedarf nachvollziehen?
Die Arbeitsabläufe und die Anforderungen im Kanzleialltag haben sich stark verändert. Insbesondere die digitalen Geschäftsprozesse haben eine grundlegende Änderung in allen Bereichen wie etwa der Buchführung und der Erstellung der Steuererklärungen mit sich gebracht. Zu den fachlichen Fähigkeiten werden zusätzlich digitale Kompetenzen benötigt, um die Potentiale der Automatisierung voll auszuschöpfen.
Wie lange ist der Neuordnungsprozess bereits im Gange und welche Schritte waren notwendig?
Ein solcher Neuordnungsprozess ist nicht von heute auf morgen umsetzbar. Bereits seit 2016 setzen wir uns als BStBK gemeinsam mit den Steuerberaterkammern und dem Deutschen Steuerberaterverband e. V. für eine Überarbeitung der Ausbildungsordnung für Steuerfachangestellte ein. Wir haben seither intensiv an der Novellierung gearbeitet und diese insbesondere im Hinblick auf die Digitalisierung angepasst. Hier mussten viele Zahnräder ineinandergreifen.
Das heißt: Wir haben viele Gespräche mit unterschiedlichen Parteien geführt. Beispielsweise haben wir mit Vertretern der Gewerkschaftsseite der Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft über die wesentlichen Eckpunkte der Ausbildung, wie die Aufteilung der Prüfungen, diskutiert. Zudem hat die Kultusministerkonferenz Lehrervertreter aus den Ländern berufen, die sich mit der Überarbeitung des Rahmenlehrplanes befasst haben.
Nach diesem langen Abstimmungsprozess freuen wir uns sehr, dass wir die Reform nun zu einem erfolgreichen Abschluss bringen konnten. Die Rechtsgrundlagen treten nun zum 1. August 2023 in Kraft und damit rechtzeitig zum Start des Ausbildungsjahrs.
Was sind die zentralen Veränderungen in der neuen Ausbildungsordnung? Inwiefern profitieren Auszubildende und Kanzleien davon?
Die Vorteile der Neuordnung liegen auf der Hand: Wer auch morgen noch ausbilden und sich bei den Digital Natives als attraktiver Arbeitgeber positionieren möchte, muss mit der Zeit gehen. Genau das haben wir mit der Neuordnung getan. Sie bedeutet vor allem, dass inhaltlich kommunikative Fähigkeiten und digitale Verfahrensabläufe bei der Ausbildung stärker im Fokus stehen.
Das wird dem Kanzleialltag viel besser gerecht als bisher. Die Auszubildenden lernen etwa, digitale Geschäftsprozesse umzusetzen. In Zukunft gilt es in Steuerberaterkanzleien, Prozesse und Schnittstellen verstärkt zu optimieren und neu zu denken. Gut aufgestellt sind alle Steuerberaterinnen und Steuerberater mit qualifizierten Mitarbeitern, die digitale Prozesse schnell verstehen.
Haben Sie schon Feedback seitens der Steuerberatenden - auch wenn die Reform erst im kommenden Jahr greift?
Umfangreiches Feedback haben wir noch nicht bekommen. Dafür ist es noch zu früh. Aber die Grundstimmung, wenn ich mit Kolleginnen und Kollegen über die Neuordnung spreche, ist positiv. Denn nun ist der Weg frei für eine zeitgemäße Ausbildung im steuerberatenden Beruf. Das bringt die Steuerberatung voran. Der Berufsstand kann sich auch zukünftig auf gut ausgebildete und qualifizierte Kanzleimitarbeiter verlassen.
Gibt es einen Punkt, den Sie zusätzlich noch gern reformiert hätten?
Nein, die neue Ausbildungsordnung ist jetzt wie aus einem Guss und in die Zukunft ausgerichtet. Wir haben uns viel Zeit genommen, um dieses Ziel zu erreichen, ich bin damit sehr zufrieden.
Welche Herausforderungen sehen Sie in der Zukunft noch auf die Steuerfachangestellten zukommen, die jetzt noch nicht abgebildet sind?
Aktuell sind wir mit der Neuordnung der Steuerfachangestelltenausbildung in puncto Digitalisierung gut aufgestellt. Wir sind überzeugt, dass mit der neuen Ausbildungsordnung ein wichtiger Beitrag geleistet werden kann, um in Zeiten eines zunehmenden Fachkräftemangels die Berufsausbildung der Steuerfachangestellten auch für Zukunft praxisgerecht zu gestalten und interessierte junge Menschen von der Attraktivität des Berufsbildes zu überzeugen.
Sicherlich wird es in Zukunft aber auch neue Herausforderungen geben, für die wir uns dann frühzeitig wappnen.