TaxTech lernen: Studiengänge, Fort- und Weiterbildung
Digital ist längst das neue Normal in Steuerkanzleien. Und trotzdem ist die Transformation noch lange nicht abgeschlossen. Im digitalen Zusammenspiel von Berater:innen mit Mandant:innen und der Finanzverwaltung gibt es noch viele blinde Flecken. Sie anzugehen ist ein Muss, denn der Erfolg der Kanzlei der Zukunft wird sich zu einem guten Teil danach bestimmen, wie effizient Daten aufbereitet, analysiert und strukturiert und wie intelligent Schnittstellen zu den Mandant:innen bespielt werden.
Doch um dahin zu kommen, ist erst einmal lernen angesagt. Es gilt, entsprechendes Know-how und die zugehörigen Kompetenzen in der Kanzlei auf- und auszubauen. Dazu existiert mittlerweile ein buntes, wenngleich schwer überschaubares Angebot an Möglichkeiten. Die folgende Aufzählung bringt Licht ins Dunkel.
TaxTech-Studiengänge
TaxTech ist immer noch nicht Prüfungsbestandteil des Steuerberaterexamens und wird daher auch nicht standardisiert in den Vorbereitungskursen vermittelt. Allerdings gibt es mittlerweile Studiengänge, die technologisches Know-how und Steuerwissen miteinander kombinieren.
- So zum Beispiel an der Friedrich-Alexander-Universität in Nürnberg-Erlangen. Dort kann man sich für den Studiengang „Tax Technology“ einschreiben. In sechs Semestern steht in diesem interdisziplinären Studium neben klassischen Steuerwissenschaften auch Wirtschaftsinformatik auf dem Lehrplan. Absolvent:innen verfügen über ein vertieftes IT-Wissen, das sie auf Fragestellungen der Besteuerung anwenden können.
- Diejenigen, die bereits einen Bachelor oder ein Diplom mit Steuer- oder rechtswissenschaftlichem Bezug in der Tasche haben und in der Wirtschafts- und Steuerberatung tätig sind, können den berufsbegleitenden Masterlehrgang „Digital Transformation & Tax Technology Management“ an der FH Campus Wien absolvieren. In drei Semestern wird den Absolvent:innen steuerrechtliches Fachwissen kombiniert mit Tax Technology vermittelt. Zusätzlich findet in Kooperation mit den Beratungsunternehmen PwC und KPMG als praktische Einheit ein Hackathon statt. Kein günstiges Unterfangen: Es fallen Studiengebühren von über 10.000 Euro an.
Fort- und Weiterbildung rund um Digitalisierung
Es ist schon lange kein Geheimnis mehr: IT-affine Mitarbeiter:innen sind Gold wert in Steuerkanzleien. Wer sich auskennt in der notwendigen technischen Infrastruktur, in der Konfiguration von Programmen und Schnittstellen sowie den Feinheiten des Datenaustausches mit der Finanzverwaltung und den Mandant:innen, ist heutzutage fast unverzichtbar.
- Um noch mehr Steuerfachkräfte fit zu machen in digitalen Abläufen hat die Bundessteuerberaterkammer 2022 die Weiterbildungsmöglichkeit FAIT ins Leben gerufen. FAIT steht für Fachassistent „Digitalisierung und IT-Prozesse“. Vorbereitungskurse auf die schriftliche und mündliche Prüfung vor den Steuerberaterkammern dauern ca. 10 Monate, kosten um die 2.000 Euro und werden mittlerweile von vielen privaten Instituten angeboten. Zur Prüfung zugelassen werden Steuerfachangestellte mit mindestens einem Jahr Berufserfahrung, Hochschulabsolvent:innen eines wirtschaftswissenschaftlichen Studiums mit einem Jahr Berufserfahrung oder auch Mitarbeiter:innen mit kaufmännischer oder IT-Ausbildung, die seit zwei Jahren in Steuerkanzleien tätig sind.
- Die Digitalisierung von Prozessen in der Buchhaltung steht im Fokus der dreimonatigen Weiterbildung zum Buchhaltroniker®, die von der Deutschen Betriebswirtschaftlichen Akademie ins Leben gerufen wurde. Sie richtet sich nicht nur an Buchhalter:innen, sondern auch an Mitarbeiter:innen von Steuerkanzleien, deren Ziel es ist, kaufmännische Belege ohne Medienbruch zu verbuchen. Neben dem Basismodul bietet sich für Kanzleien, zu deren Mandantschaft vor allem Online-Händler gehören, ein Ergänzungsmodul zum E-Commerce an.
- „Zertifizierte:r Fibutroniker:in“ dürfen sich diejenigen nennen, die erfolgreich am gleichnamigen Lernprogramm und der Zertifikatsprüfung des IFU-Instituts teilgenommen haben. In Online-Kursen wie auch Präsenzveranstaltungen wird den Teilnehmer:innen digitales Know-how in der Finanzbuchhaltung vermittelt, so z. B. wie sie Schnittstellen einrichten und konfigurieren, Daten analysieren und Kanzleiprozesse vereinfachen.
- Ebenfalls vom IFU-Institut wird der Lehrgang „Zertifizierte Fachkraft für die Digitalisierung der Kanzlei“ angeboten. Die Teilnehmer:innen lernen im zweitägigen Kurs unter anderem digitale Kollaborationsplattformen und Dokumentenmangementsysteme kennen.
- Mit einem Zertifikat wird die erfolgreiche Teilnahme am Online-Lehrgang zum „Digitalisierungsmanager Steuerkanzlei“ bescheinigt. In den von der Deubner Akademie konzipierten 10 Lerneinheiten und Online-Tests wird organisatorisches, technisches und rechtliches Grundwissen rund um die Digitalisierung vermittelt und abgefragt. Seminarteilnehmer:innen werden so in die Lage versetzt, die Einführung digitaler Prozesse sowohl in der Kanzlei als auch bei Mandant:innen zu koordinieren und zu betreuen.
Seminare und Workshops
Daneben haben Steuerberater:innen mittlerweile eine riesige Auswahl von mehrstündigen Online- und Präsenz-Seminaren und Workshops, die sich mit Einzelthemen der Digitalisierung und Automatisierung in Steuerkanzleien beschäftigen. Auch wenn sie aufgrund der Kürze der Zeit die oft komplexen Digitalisierungsthemen nur sehr oberflächlich beleuchten – wertvolle Impulse und Denkanstöße liefern diese Lernformate allemal, so z. B. zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz oder Robotic Process Automation in der Steuerberatung.
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