Rz. 18
Stand: 6. A. – ET: 07/2024
§ 6 UStG entspricht den Vorgaben der Art. 131, 146, 147, 169 Buchst. b MwStSystRL (Art. 15 Nr. 1 und 2 i. V. m. Anhang E Nr. 12, Art. 16 Abs. 1 Teil B, Art. 28 Abs. 3 Buchst. a und b i. V. m. Anhang F Nr. 21 und 22 der 6. EG-RL).
Rz. 19
Stand: 6. A. – ET: 07/2024
Die Vorschrift enthält die Legaldefinition der nach § 4 Nr. 1 Buchst. a 1. Alt. UStG steuerfreien Umsätze. Nach Auffassung des BFH (Urteil vom 03.11.2005, Az: V R 63/02, BStBl II 2006, 337 unter II. 3.) stehen die Regelungen in § 4 Nr. 1, § 6 Abs. 1 Nr. 1 und 2, § 6 Abs. 4 UStG grundsätzlich im Einklang mit dem Gemeinschaftsrecht.
Rz. 20
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Das Recht auf Vorsteuerabzug trotz steuerfreier Ausgangsumsätze ergibt sich aus Art. 169 Buchst. b MwStSystRL (Art. 17 Abs. 3 Buchst. b der 6. EG-RL). National wird über § 15 Abs. 1, Abs. 2 Nr. 1 und Abs. 3 Nr. 1 Buchst. a UStG sichergestellt, dass für die nämlichen Umsätze der Vorsteuerabzug auf die Eingangsumsätze trotz der Steuerbefreiung der Ausgangsumsätze erhalten bleibt (sog. echte Steuerbefreiung, vgl. § 4 Rz. 5 und 6).
Rz. 21
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Durch den Beitritt eines Landes zur EU ergeben sich umsatzsteuerrechtlich erhebliche Auswirkungen, zu denen sich die Verwaltung regelmäßig in BMF-Schreiben einschließlich Vereinfachungs- und Übergangsregelungen äußert. So letztmals zum Beitritt Kroatiens zum 01.07.2013 mit BMF-Schreiben vom 28.06.2013 (Az: IV D 1 – S 7058/07/10002, BStBl I 2013, 852).
Gleiches gilt beim Austritt eines Landes aus der EU, konkret verwirklicht durch den sog. Brexit des Vereinigten Königreichs, der mit Ablauf des Übergangszeitraums am 01.01.2021 umsatzsteuerlich wirksam wurde (dazu BMF vom 10.12.2020, Az: III C 1 – S 7050/19/10001:002, BStBl I 2020, 1370, vgl. Kommentierung unter Rz. 169).
Rz. 22
Stand: 6. A. – ET: 07/2024
In Auslegung der Urteilsgrundsätze des EuGH-Urteils vom 07.12.2006, Rs. C-240/05 "Eurodental", DStRE 2007, 1042 ist davon auszugehen, dass Steuerbefreiungen ohne Vorsteuerabzug (§ 4 Nr. 8 bis 28 UStG, § 25c Abs. 1 und 2 UStG) den Steuerbefreiungen mit Vorsteuerabzug vorgehen (§ 4 Nr. 1 bis 7 UStG). Mit BMF-Schreiben vom 11.04.2011 (Az: IV D 3 – S 7130/07/10008, BStBl I 2011, 459) wurde daher Abschn. 6.1. UStAE um einen neuen Abs. 7 ergänzt: "Die Steuerbefreiung für Ausfuhrlieferungen (§ 4 Nr. 1 Buchst. a, § 6 UStG) kommt nicht in Betracht, wenn für die Lieferung eines Gegenstands in das Drittlandsgebiet auch die Voraussetzungen der Steuerbefreiungen nach § 4 Nr. 17, 19 oder 28 oder nach § 25c Abs. 1 und 2 UStG vorliegen." Die Grundsätze der Regelung sind in allen offenen Fällen anzuwenden.
Rz. 23
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Zum Vorrang des § 4 Nr. 8 Buchst. b UStG gegenüber § 4 Nr. 1 Buchst. a und b UStG beim Sortengeschäft (Geldwechselgeschäft) i. R. d. Übergangsregelung bis zum 30.09.2011 vgl. BMF vom 05.10.2011, Az: IV D 2 – S 7100/08/10009 : 002, BStBl I 2011, 982.