Christin Köhler, Alexander Kustermann
Der Aufbau des Gesundheitsmanagements im Jahr 2018 erfolgte durch ein breit aufgestelltes Team im Gesundheitsmanagement, welches von Anfang an die Orientierung an der DIN SPEC 91020 Betriebliches Gesundheitsmanagement als Erfolgsfaktor sah. Demnach wurden sämtliche Schritte zum Aufbau des Gesundheitsmanagements an die Anforderungen der DIN-Spezifikation angelehnt. Diese ergeben sich durch die Kapitel 4 bis 10, zu denen in der Gesundheitsmanagement-Konzeption eine Erläuterung zur Umsetzung der jeweiligen Anforderungen gegeben werden muss.
In Kapitel 4 (Kontext der Organisation) gilt es, allgemeine und betriebliche Herausforderungen darzulegen, welche einen Einfluss auf die Gesundheit der Beschäftigten nehmen können. Diese können sich beispielsweise durch den demografischen Wandel ergeben, durch einen zunehmenden Fachkräftemangel und betriebsintern einen eventuellen Anstieg der Krankenstände in der Altersgruppe 50plus. Nicht nur bei der Ingangsetzung des Gesundheitsmanagements, auch in den Folgejahren wurden und werden stets die nachfolgenden marktbezogenen und betriebsinternen Herausforderungen geprüft. Hierzu zählen:
- Demografischer Wandel (Alterung der Bevölkerung, Nachlassen der Arbeitsfähigkeit, Fachkräftemangel),
- Wertewandel, Generationen Babyboomer, X, Y und Z (Erwartungen an Arbeitgeber; Gesundheitsförderung als Benefit und Arbeitgeberattraktivität),
- Gesundheit(s)-verhalten und -kompetenz in der Bevölkerung (Bewegungsmangel, Übergewicht, geringe Gesundheitskompetenz),
- Arbeitswelt 4.0/Digitalisierung/Prozessbeschleunigung/Robotik (neue/veränderte Belastungen, Ängste der Beschäftigten aufgrund veränderter Arbeitsweisen),
- Neue Arbeitsformen: New-Work-Methoden, hybrides bzw. mobiles Arbeiten/Workation (Forderungen nach New Work- und/oder Work-Life-Balance-Konzepten).
Auf der betriebsinternen Seite geht es um die Prüfung folgender Bereiche:
- Routinedaten (Krankenstand, Unfälle, Fluktuation),
- Altersstruktur (Alterszentrierung, Durchschnittsalter),
- Unternehmensziele/Gesundheitspolitik,
- Führungsverständnis/Unternehmenskultur,
- Status Quo Arbeitsschutz/BEM/Gesundheitsmanagement.
Hinsichtlich der zuvor aufgeführten Herausforderungen gilt es zu prüfen, welchen Einfluss diese auf die Mitarbeitergesundheit und nachfolgend auf die Performance des Unternehmens nehmen können. Hierbei wird folgendes Schema angewandt (siehe Abb. 1):
Abb. 1: Herausforderungen und Risiken für Stihl
Neben der Prüfung von Herausforderungen und Betrachtung von Risiken wurde auch der Status Quo des Gesundheitsmanagements geprüft, welches zu diesem Zeitpunkt den Gesundheitsschutz, die Arbeitsmedizin und Sozialberatung sowie Angebote zur Gesundheitsförderung beinhaltete. Zusätzlich wurden sämtliche Aktivitäten geprüft, die im Kontext von betrieblicher Gesundheit stehen beziehungsweise auf das Thema Gesundheit einzahlen.
Hierzu wurde das Bewertungssystem "BGM-Store-Check" der Health 4 Business GmbH eingesetzt. Es beinhaltet Kriterien, die auf ihre Existenz, Qualität und ihren Wirkungsgrad für das BGM geprüft werden. Die Kriterien stammen aus Leitlinien wie der Luxemburger Deklaration, den Qualitätskriterien des European Network For Workplace Health Promotion (ENWHP), des GKV-Leitfadens Prävention (GKV, 2023), der DGUV-Kriterienliste BGM sowie Gesetzesanforderungen des Arbeitsschutzes, des BEM und der DIN ISO 45001 Managementsysteme für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit.
Einige der Kriterien aus diesen Leitlinien stellen Erfolgsfaktoren dar, deren Umsetzung die Wahrscheinlichkeit für ein erfolgreiches Gesundheitsmanagement erhöht. Durch die Status-Quo-Prüfung mittels des BGM-Store-Check können Potenziale zur Gestaltung eines nachhaltigen Gesundheitsmanagements identifiziert werden. Diese fließen in das Projektmanagement zum Aufbau und zur Weiterentwicklung des Stihl-Gesundheitsmanagements ein.
Die Systemprüfung ermöglicht je nach Anforderung die Durchführung einzelner Checks. Hierbei wurden bei der ersten Erhebung 2018 sowie in den Folgejahren bis 2023 folgende Checks angewendet:
- Basic-Check: Dieser prüft 26 wesentliche Erfolgskriterien eines BGM, welche von zahlreichen Leitlinien genannt und durch Studien belegt sind.
- BGM-Check: Dieser prüft 73 Kriterien zum qualitätsorientierten Aufbau und Gestaltung eines BGM, hierbei sind auch die 26 Kriterien des Basic-Check enthalten.
- ISO 45001-Check: Dieser prüft die Anforderungen der nationalen und international anerkannten Managementnorm zur Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, wobei nur der Teilbereich Gesundheit betrachtet wird. Hier werden 55 Kriterien geprüft.
- GKV-Check: Dieser prüft die Mindestanforderungen seitens der gesetzlichen Krankenkassen für ihr Engagement in Betrieben zur Einführung und Umsetzung einer betrieblichen Gesundheitsförderung nach §20b Sozialgesetzbuch 5.
Einige Kriterien kommen in mehreren Checks vor, so dass bei Durchführung aller vier Checks insgesamt 119 Kriterien geprüft werden. Die Bewertung erfolgt in fünf Stufen, wobei "0 – nicht vorhanden/umgesetzt" die niedrigste u...