Christin Köhler, Alexander Kustermann
Zusammenfassung
Stihl möchte langfristig eine Care Company sein, weshalb neben einer guten und wertschätzenden Unternehmenskultur und dem Umgang miteinander, auch die betriebliche Gesundheitsförderung ein wesentlicher Aspekt sein wird. Auf Basis der DIN 910202 BGM wurde das Gesundheitsmanagement systematisch und strategisch gestaltet und 2019 an die DIN ISO 45001 Managementsysteme für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit angepasst. Der Beitrag schildet den Entwicklungsprozess.
1 Gesundheitsmanagement bei Stihl
Die Stihl-Gruppe entwickelt, fertigt und vertreibt motorbetriebene Geräte für die Forst- und Landwirtschaft sowie für die Landschaftspflege, die Bauwirtschaft und private Gartenbesitzerinnen und -besitzer. Das Unternehmen wurde 1926 von Andreas Stihl gegründet und hat seinen Stammsitz in Waiblingen bei Stuttgart. Seit 1971 ist Stihl die weltweit meistverkaufte Motorsägen-Marke. Das Familienunternehmen produziert heute weltweit in sieben Ländern, darunter in Deutschland, den USA, Brasilien und China.
Stihl verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, um seiner Verantwortung in Sachen Nachhaltigkeit gerecht zu werden. Die seit 2016 bestehende Nachhaltigkeitspolitik wurde 2021 zu einer geschäftsrelevanten Nachhaltigkeitsstrategie weiterentwickelt. Dazu bündelt und forciert die Strategie das Engagement in drei Fokusfeldern: Ökosysteme, Kreisläufe und Sorgfalt. Mit diesem Ansatz will Stihl die so genannten 3 "P's" in Einklang bringen (People, Planet und Profit).
Das Fokusfeld Sorgfalt (englisch: "Care") rückt dabei den Menschen in den Mittelpunkt: Der Anspruch ist es, den Menschen, die für und bei Stihl arbeiten, sehr gute Arbeitsbedingungen und sinnvolle Aufgaben zu bieten. Zu diesem Fokusfeld zählt deshalb auch das Schwerpunktthema Gesundheit und Sicherheit. Stihl möchte langfristig eine Care Company sein, weshalb neben einer guten und wertschätzenden Unternehmenskultur und dem Umgang miteinander, auch die betriebliche Gesundheitsförderung ein wesentlicher Aspekt sein wird.
1.1 Gestaltung des Gesundheitsmanagements
Oberstes Ziel des Gesundheitsmanagements ist es, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei zu unterstützen, ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu erhalten und zu fördern. Dazu investiert der Arbeitgebende in die Gesundheit der Mitarbeitenden durch die Bereitstellung von Ressourcen. Diese hingegen investieren in ihre eigene Gesundheit durch die Bereitschaft zur Teilnahme.
Seit 2018 wurde das Gesundheitsmanagement auf Basis der DIN 910202 BGM systematisch und strategisch aufgebaut. Zuvor gab es bereits neben dem Arbeitsschutz den Gesundheitsschutz, die Arbeitsmedizin und Sozialberatung sowie Angebote zur Gesundheitsförderung. 2019 wurde das BGM an die DIN ISO 45001 Managementsysteme für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit angepasst. Hintergrund war die Erstzertifizierung von STIHL nach DIN ISO 45001, in die nun neben dem Arbeitsschutz auch das Gesundheitsmanagement integriert werden konnte.
Strukturell kennzeichnet sich das Gesundheitsmanagement bei Stihl durch die Aufgabenbereiche:
- Medizinische Notfallversorgung,
- Medizinische Betreuung in der BEM und zur Verhinderung von Arbeitsunfähigkeit,
- Gesundheitsschutz,
- Präventionskreis berufsbedingter Erkrankungen,
- Betriebliche Gesundheitsförderung und
- Sozialberatung.
Wie anhand der Aufgabenbereiche zu erkennen ist, dockt es also an den Arbeitsschutz, an die Personalreferate (BEM/Rehabilitation) und die Personalentwicklung (Weiterbildung für Gesundheit) an.
1.2 Exkurs: DIN-Normen im BGM
Die DIN ISO 45001 "Managementsysteme für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit" weist zwei Besonderheiten auf:
- Der Fokus liegt nicht mehr nur auf dem Arbeitsschutz, sondern auf den beiden Bereichen Sicherheit und Gesundheit.
- Neben den Risiken müssen nun auch die Chancen bewertet werden.
Damit wird deutlich, dass die Bereiche Arbeitsschutz und BGM durch die neue Norm zusammenwachsen.
Gegenüber der Verwendung von Leitlinien und Kriterienkatalogen bietet die DIN ISO 45001 den Vorteil, dass ein von zahlreichen Experten geprüftes System verwendet wird, das in 167 Ländern der Welt anerkannt ist. Darüber hinaus ermöglicht die Logik der Systemanforderungen ein qualitätsorientiertes Vorgehen und trägt damit zur Qualitätssicherung in Bezug auf die gesetzten Ziele bei. Vereinfacht ausgedrückt: Durch die Erfüllung der Anforderungen kann eine erfolgreiche BGM-Systembildung gelingen. Gleiches gilt für den Arbeitsschutz, der sich hinsichtlich der inhaltlichen Ausführungen zur Normerfüllung auf den Bereich der Arbeitssicherheit konzentriert, während das BGM auf den Bereich der Gesundheit ausgerichtet ist.
2 Entwicklung einer Gesundheitsmanagement-Strategie
2.1 Aufbau eines Gesundheitsmanagement anhand der Anforderungen der DIN-Spezifikation
Der Aufbau des Gesundheitsmanagements im Jahr 2018 erfolgte durch ein breit aufgestelltes Team im Gesundheitsmanagement, welches von Anfang an die Orientierung an der DIN SPEC 91020 Betriebliches Gesundheitsmanagement als Erfolgsfaktor sah. Demnach wurden sämtliche Schritte zum Aufbau des Gesundheitsmanagements an die Anforderungen der DIN-Spezifikation angelehnt. Diese ergeben sich durch die Kapitel 4 bis 10, zu denen in der Gesundheitsmanagement-Konzeption eine Erläuterung zur Umsetzung der j...