Prof. Dr. Britta Kiesel, Viola Kögel
Die Motive von Frauen in Führungspositionen und die Motive von Frauen, die eine Führungsposition anstreben, werden im Folgenden getrennt voneinander dargestellt. Hingegen werden die Ergebnisse zu Stolpersteinen und zum Umgang mit den Stolpersteinen nicht getrennt voneinander betrachtet.
2.1.1 Attraktivität einer Führungsposition
Als Einstiegsfrage wurden die Frauen befragt, warum ihnen das Innehaben einer Führungsposition wichtig ist und was eine Führungsposition attraktiv und erstrebenswert macht.
4 von 8 weiblichen Führungskräften (50 %) gaben die Gestaltungsmöglichkeiten einer Führungskraft an. Im Vergleich zu einer Sachbearbeitung hat die Führungskraft bessere Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen und eigene Ideen umzusetzen. Weiterhin nannten 4 von 8 Frauen (50 %) die Befugnis einer Führungskraft, Entscheidungen zu treffen. Eine Führungskraft betonte die Attraktivität des autonomen Arbeitens. Eine weitere Befragte nannte den Macht-Aspekt, "nicht ganz unten in der Kette zu sein". Die Übernahme von Verantwortung im beruflichen Kontext fanden 4 von 8 Frauen attraktiv (50 %). 2 Führungskräfte nannten insbesondere die Kombination von Mitarbeiterführung und fachlichen Aspekten, eine nannte die Verantwortung für organisationale wie auch fachliche Sachverhalte als spannende Herausforderung. Je 2 Führungskräfte sagten aus, dass die Möglichkeit, im Team zu arbeiten (25 %) und höhere Einkommen zu erzielen (25 %) eine Führungsposition erstrebenswert machen. Eine Führungskraft benannte die Übernahme einer Mentorenfunktion.
2 Führungskräfte sahen Vorzüge des hierarchischen Aufbaus der öffentlichen Verwaltung, da er auf vielen Ebenen die Möglichkeit, zu gestalten und Verantwortung zu übernehmen, bietet, sowie grundsätzlich eine Rückfallebene hat.
Mit der zweiten Frage des Leitfaden-Interviews wurden die persönlichen Motive erfragt, welche die Führungskräfte dazu veranlasst haben, sich auf eine Führungsposition zu bewerben.
Dabei spielte die persönliche Selbstverwirklichung eine große Rolle. Für 2 Frauen (25 %) war es bereits längere Zeit "perspektivisch denkbar, eine Führungsposition zu übernehmen". Weitere 3 Frauen (38 %) sahen die Möglichkeit, sich stetig persönlich weiterzuentwickeln. In diesem Zusammenhang wurde der eigene Werdegang "als Leiter gesehen, wo es eher nach oben geht". Außerdem wurden 2 Führungskräfte (25 %) dadurch motiviert, wahrgenommene Missstände verändern zu wollen. Die eigene Vorbildfunktion (13 %), die Möglichkeit des autonomen Arbeitens (13 %), der finanzielle Anreiz (13 %) und die Erwartung der Organisation, die vakante Führungsposition zu übernehmen (13 %) waren persönliche Motive, welche vereinzelt genannt wurden.
Im Anschluss an das Leitfaden-Interview wurden die Führungskräfte gebeten, anzugeben, wie wichtig ihnen ihre derzeitige Führungsposition auf einer Skala von 1–5 ist. Im Durchschnitt gaben die Führungskräfte an, dass ihnen die derzeitige Führungsposition wichtig (Mittelwert ="" 2) ist.
Abb. 2: Stellenwert der eigenen Führungsposition bei Führungskräften; n ="" 8 (eigene Darstellung)
2.1.2 Beweggründe für das Anstreben einer Führungsposition
Zunächst wurden die Frauen, die noch ohne Führungsverantwortung waren, gefragt, warum ihnen das Innehaben einer Führungsposition wichtig ist und was für sie eine Führungsposition attraktiv und erstrebenswert macht.
5 von 7 Frauen (71 %) gaben an, dass die Gestaltungsmöglichkeiten in einer Führungsposition sehr attraktiv erscheinen. Demnach hat man bessere Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen (57 %), eigene Ideen umzusetzen (14 %) sowie einen positiven Beitrag für die Gesellschaft zu leisten (14 %). 4 von 7 Frauen fanden die Übernahme von Führungsverantwortung im beruflichen Kontext attraktiv. 2 Führungskräfte strebten an, einen Überblick über den Zusammenhang der beruflichen Tätigkeit zu bekommen:
"Es gibt ja zwei verschiedene Arten von Arbeitern. […] "Die Tiefseetaucher", die finden es toll, wenn sie in ein Thema total tief einsteigen können und die "Kartenleser", die finden es interessant, wenn sie den Überblick haben und nicht in jedes Thema mega tief einsteigen. Also die Experten, die, die den Überblick haben. Ich habe für mich festgestellt, dass es mir gefällt, wenn ich den großen, ganzen Zusammenhang von der Arbeit sehe. Wenn ich sehe, dass die Arbeit, die ich tue, auch sinnhaft ist."
2 Frauen nannten das autonome Arbeiten als erstrebenswert (29 %). Weiterhin erscheint es 4 von 7 Frauen (57 %) attraktiv, mit einem Team zusammenzuarbeiten und die Gruppe voranzubringen (14 %).
Auch bei den Frauen ohne Führungsverantwortung spielt die Selbstverwirklichung eine große Rolle. 4 Frauen (57 %) sehen die Möglichkeit, sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln, insbesondere vor dem Hintergrund ihrer Qualifizierung.
"Ich habe so ein Bild von mir, dass wenn ich irgendwann später im Schaukelstuhl sitze und auf mein Leben zurückschaue, dann möchte ich alle Möglichkeiten genutzt haben, die sich mir geboten haben. Deswegen ist eine Führungsposition auch erstrebenswert für mich, weil ich den Anspruch an mich selbst habe, ...