Kim Louisa Dillenberger, Anne Kowalski
"Nachhaltigkeit" ist eines der Mode- und Trendwörter der letzten Jahre. Doch der historische Ursprung der Nachhaltigkeitsidee wird in der Forstwirtschaft im 18. Jahrhundert gesehen, als es im Rahmen der Industrialisierung in Deutschland durch den Erzbergbau und die mit Holzkohle betriebenen Schmelzhütten zu einem massiven Holzverbrauch und in der Folge zu einer starken Reduzierung der Waldflächen kam. Um die langfristige ökonomische Nutzung der Wälder zu gewährleisten, forderte der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz im Jahr 1713 eine "nachhaltende Nutzung" der Wälder, die vorsah, immer nur so viel Holz zu schlagen, wie durch Neupflanzungen nachwachsen kann. Dieses ursprünglich forstwirtschaftliche Verständnis von Nachhaltigkeit fand seine Erweiterung auf die politische und gesellschaftliche Ebene und ist das Ergebnis eines seit Beginn der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts intensiv einsetzenden Diskussionsprozesses um Umwelt und soziale Entwicklung. Besonderen Einfluss auf den internationalen Umweltschutz entwickelte dabei eine vom Club of Rome in Auftrag gegebene Studie "Die Grenzen des Wachstums", die einen ökologischen Kollaps in einem Zeitraum von weniger als 100 Jahren voraussagte. Auch die UN-Generalversammlung beauftragte im Jahr 1983 die "UN-Weltkommission für Umwelt und Entwicklung" (World Commission on Environment and Development, WCED) damit, Zukunftsperspektiven der Menschheit sowie Möglichkeiten der Zukunftsgestaltung zu erarbeiten. Das Ergebnis stellt der im Jahr 1987 vorgelegte "Brundtland-Bericht" mit dem Titel "Our common future" als erstes, weltweit beachtetes Konzept für eine nachhaltige Entwicklung dar. Dieser definiert das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung bzw. Sustainable Development wie folgt:
"Sustainable development is development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs. [...] a process of change, in which the exploitation of resources, the direction of investments, the orientation of technological development and institutional change are all in harmony and enhance both current and future potential to meet human needs and aspirations."
Teil des Leitbildes einer nachhaltigen Entwicklung sind nach Ansicht der Kommission sowohl der Aspekt der intergenerativen Gerechtigkeit (Gerechtigkeit zwischen der heutigen und den zukünftigen Generationen) als auch der intragenerativen Gerechtigkeit (Gleichberechtigung aller Menschen, verbunden mit einem angestrebten Ausgleich zwischen den Industrie- und den Entwicklungsländern).
Insbesondere der Gedanke der intragenerativen Gerechtigkeit wurde im Rahmen der "United Nations Conference on Environment and Development" (UNCED) 1992 in Rio de Janeiro aufgegriffen und weitergeführt. Die Vertreter von insgesamt 178 Staaten kamen dabei zu dem Ergebnis, dass ein Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen nur in gemeinsamer Anstrengung aller Länder erreicht werden kann und verpflichteten sich daher dazu, Nachhaltigkeit als übergeordnetes globales Leitbild einer gemeinsamen Verantwortung für die Erde rechtsverbindlich in ihre nationale Politiken zu integrieren. Mit der Agenda 21 wurde ein weltweites Entwicklungs- und Umweltaktionsprogramm entwickelt, das zur Umsetzung des Leitbildes der nachhaltigen Entwicklung im 21. Jahrhundert führen soll. Erstmals wurde dort mit der ökologischen, der sozialen und der ökonomischen Dimension das magische Dreieck des Leitbildes der nachhaltigen Entwicklung zusammenhängend betrachtet (vgl. Abb. 1). International wird oft von ESG (Environment, Social, Governance) im Kontext der Nachhaltigkeit gesprochen. Wir orientieren uns allerdings nachfolgend in der Regel an diesem magischen Dreieck und an einer dreidimensionalen Wertschöpfung ("Triple Bottom Line", siehe auch nachfolgend).
Abb. 1: Magisches Dreieck der nachhaltigen Entwicklung
Das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung strebt die gleichzeitige und gleichrangige Umsetzung von umweltbezogenen, sozialen und wirtschaftlichen Zielen und damit ein möglichst ausgeglichenes Verhältnis der drei Dimensionen untereinander an. Vor dem Hintergrund, dass die natürlichen globalen Ressourcen den Rahmen und die Grenzen für alles menschliche Handeln setzen, wurde das Konzept der eingebetteten Nachhaltigkeit (nested circles) modelliert, das die drei Dimensionen nicht mehr als überschneidende Sphären abbildet, sondern ineinander verschachtelt. In diesem wird somit die Ökonomie als Teilmenge der sozialen Dimension betrachtet, die wiederum in einer Umwelt mit ökologischen Grenzen eingebettet ist.
Das gesellschaftliche, nachhaltige Bewusstsein hat sich auch in der Unternehmenswelt niedergeschlagen. Unternehmerische Nachhaltigkeit (engl.: Corporate Sustainability) beschreibt eine Unternehmensführung, die darauf ausgerichtet ist, die Beiträge eines Unternehmens zu den Zielen der sozialen, ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeitsdimension systematisch zu optimieren bzw. zu integrieren. Dies implizi...