In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung ist der Zusammenhang der Konzepte CSR und unternehmerische Nachhaltigkeit (Corporate Sustainability) nicht abschließend geklärt. Dennoch lässt sich auch hier, insbes. in der Praxis, vermehrt eine Verschmelzung oder Gleichsetzung der beiden Konzepte beobachten.
Ein Unterscheidungsmerkmal ergibt sich aus der jeweiligen Entstehungsgeschichte. Der Nachhaltigkeitsgedanke entstand aus der Ökologie heraus und hat in der Praxis einen starken Fokus auf das Thema Umweltmanagement erfahren, während die CSR-Bewegung eher unternehmensethisch motiviert gewesen ist und auf das Management sozialer und gesellschaftlich relevanter Aspekte abzielt.
Verschiedene Ursprünge von Nachhaltigkeit und CSR
Management (natürlicher) Ressourcen zur langfristigen Existenzsicherung |
→ Nachhaltigkeit |
Management ethischer, sozialer und gesellschaftlich relevanter Aspekte |
→ CSR |
Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsmanagement von Unternehmen
Die Wurzeln für das Konzept der Nachhaltigkeit liegen in der Forstwirtschaft des frühen 18. Jahrhunderts und das zugrunde liegende Prinzip ist das der Kapital- und Substanzerhaltung. Es galt der Grundsatz, dass in einem bestimmten Zeitraum nur so viel Holz geschlagen werden sollte, wie im gleichen Zeitraum nachwachsen kann. Im Brundtland-Bericht der Vereinten Nationen "Our common future" wurde das Prinzip als Leitbild nachhaltiger Entwicklung auf alle Grundlagen menschlicher Existenzsicherung bezogen (s. u.).
In den 1980er/90er-Jahren hat das Konzept der Nachhaltigkeit in einem analogen Sinne Bedeutung für Gesellschaft, Wirtschaft und die Unternehmenspraxis gewonnen und es wurden Modelle für dessen praktische Umsetzung entwickelt. Das klassische "Drei-Säulen-Modell" beschreibt drei gleichrangig nebeneinanderstehende und miteinander in Beziehung zu setzende Nachhaltigkeitsdimensionen: die ökologische, die ökonomische und die soziale.
Heute werden diese drei Säulen im unternehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement integriert betrachtet. Die Herausforderung besteht darin, Umweltbelastungen zu reduzieren ("Öko-Effektivität"), unerwünschte soziale Auswirkungen zu minimieren ("Sozio-Effektivität"), Umweltschutz und Sozialengagement betriebswirtschaftlich zu gestalten ("Öko- und Sozio-Effektivität") und bestehende Instrumente zu nutzen, mit denen diese Herausforderungen gleichzeitig erfüllt werden können.
Das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft
Das Konzept der nachhaltigen Entwicklung stützt sich auf einen Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen aus dem Jahr 1987. Der sog. Brundtland-Bericht "Our common future" hat die folgende allgemein anerkannte Definition in die Diskussion eingeführt.
Definition Nachhaltige Entwicklung (Brundtland-Kommission)
"Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Lebensqualität der gegenwärtigen Generation sichert und gleichzeitig zukünftigen Generationen die Wahlmöglichkeit zur Gestaltung ihres Lebens erhält."
Nachhaltigkeit wiederum ist der angestrebte, aber niemals vollständig erreichbare Endzustand dieses Prinzips der nachhaltigen Entwicklung. Während das Konzept der Nachhaltigkeit im unternehmerischen Kontext primär nach Wegen eines nachhaltigen Umgangs mit allen relevanten Ressourcen (Kapital, Arbeit, Umwelt) sucht und beschreibt, bezieht sich das Konzept der nachhaltigen Entwicklung auf den langfristigen Schutz der Gesellschaft und Umwelt, um sicherzustellen, dass auch künftige Generationen ihre Bedürfnisse befriedigen und ihre Existenz sichern können. Voraussetzung dafür ist eine Balance der ökologischen, ökonomischen und sozialen Dimensionen bzw. Interessen, die in Abhängigkeit voneinander zu betrachten sind.
Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung als übergeordnete CSR-Zielsetzung
Wie oben erläutert, geht es bei CSR an erster Stelle darum, die Verantwortung für die Auswirkungen der eigenen Aktivitäten gegenüber der Gesellschaft und Umwelt zu übernehmen. Übergeordnetes Ziel aber ist es, auf diesem Wege einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten. Anders formuliert: Indem Organisationen aller Art ihre jeweilige, spezifisch zu erhebende Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft, bspw. gemäß den Empfehlungen der ISO 26000, identifizieren und systematisch managen, leisten sie automatisch einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der globalen Gesellschaft und zum Erhalt unseres Planeten. Mit der Agenda 2030 der Vereinten Nationen, die sich ausdrücklich auch an Unternehmen richtet, wurde 2015 das eher abstrakte Leitbild der nachhaltigen Entwicklung konkretisiert: Zu den 17 Zielen, den sog. SDGs , und zu vielen der 169 dazugehörigen Unterziele können Organisationen durch eine verantwortlich gestaltete Art und Weise der Unternehmensführung im Sinne der ISO 26000 unmittelbar beitragen. Aktuell entwickelt die internationale Normungsorganisation ISO gemeinsam mit UNDP eine zertifizierbare Managementsystemnorm – ISO 53001 – mit deren Hilfe dieser Beitrag systematisch gemana...