Prof. Dr. Anna Nagl, Dr. Karlheinz Bozem
Zusammenfassung
Die 3 Megatrends Energiewende, Digitalisierung und künstliche Intelligenz haben in unterschiedlichen Branchen signifikanten Einfluss auf die Geschäftsmodelle vieler Unternehmen. Da diese Trends bereits alle Tippingpoints überschritten haben, sollten die Unternehmen entsprechende strategische und operative Konzepte entwickeln und umsetzen. Dies trifft unabhängig von der Größe auf alle Unternehmen zu. Während sich in Konzernen und Großunternehmen viele Stabsstellen mit diesen Fragestellungen beschäftigen, müssen kleine und mittlere Unternehmen andere effiziente Wege finden, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
In diesem Beitrag wird beschrieben, wie mittelständische Unternehmen schnell und konsequent operative Antworten entwickeln können, um den Herausforderungen der Energiewende und des Ukrainekriegs zu begegnen. Dabei ist es sehr wichtig, auch Megatrends wie Digitalisierung und künstliche Intelligenz im Blick zu haben. Die Analyse der Wertschöpfungskette hilft dabei, operative Maßnahmen zu identifizieren. Strategisch geht es um die Beantwortung der Fragen, wie bestehende Geschäftsmodelle innoviert werden können und ob in dem einen oder anderen Unternehmen nicht innovative Geschäftsmodelle entwickelt werden müssen, um den Purpose und den langfristigen Erfolg des Unternehmens zu sichern.
1 Die 3 Megatrends Energiewende, Digitalisierung und künstliche Intelligenz
Die Auswirkungen der Energiewende auf das Geschäftsmodell können abhängig vom Produkt- und Dienstleistungsangebot gravierend sein. Die konsequente Nutzung der Möglichkeiten, die die Digitalisierung und die künstliche Intelligenz bieten, ist unerlässlich, um u. a. die Lieferkette, die Produktqualität und auch letztendlich den nachhaltigen Erfolg von Geschäftsmodellen abzusichern. Der Krieg in der Ukraine und die Energiewende haben Auswirkungen auf die Verfügbarkeit und die Kosten der für das Geschäftsmodell erforderlichen Primärenergie Gas und Strom und damit auf die Kosten und Stabilität von Licht, Raumwärme, Klimatisierung, etc.
Digitalisierung und künstliche Intelligenz wirken in die Unternehmen z. B. über die Steigerung der Effizienz durch optimierte Prozesse, die Nutzung von leicht realisierbaren Plattformen für das Geschäftsmodell und in Richtung Kunde durch verbesserte Beziehung z. B. über predictive maintenance und optimierte Bestell- und Lieferprozesse. Häufig fehlen in kleinen und mittleren Unternehmen Erfahrungen für die Erarbeitung von innovativen Lösungen, welche die Energiewende, die Digitalisierung und die künstliche Intelligenz erfordern und ermöglichen. Hier sollten auch KMUs auf bewährte Tools wie Design Thinking, Business Model Building usw. zurückzugreifen. Damit gelingt es den Unternehmen, ihre Mitarbeiter/die eigene Mannschaft für die Veränderungen leichter mitzunehmen und den Change Prozess strukturiert zu gestalten.
Dieser Beitrag beschreibt zum einen, welche operativen Möglichkeiten mittelständische Unternehmen entlang ihrer Wertschöpfungskette besitzen, um auf diese 3 Megatrends und Herausforderungen schnell und konsequent Antworten entwickeln zu können. Zum anderen geht es um die Beantwortung der folgenden Fragen aus strategischer Sicht, nämlich wie bestehende Geschäftsmodelle innoviert werden können und ob in dem einen oder anderen mittelständischen Unternehmen nicht innovative Geschäftsmodelle entwickelt werden müssen, um den Purpose und den langfristigen Erfolg des Unternehmens zu sichern.
Die notwendige Resilienz müssen sich die KMUs in einem sich dramatisch ändernden energiewirtschaftlichen System erarbeiten (Abb. 1).
Abb. 1: Auswirkungen der Energiewende und der Megatrends Digitalisierung und künstliche Intelligenz auf das energiewirtschaftliche System
Dies wird erschwert durch unklare rechtliche Rahmenbedingungen bzw. durch nicht zukunftsadäquate Regelungen z. B. bei der Nutzung von selbsterzeugtem EE-Strom etc.
Einerseits geht der Trend zu CO2-armer/CO2-freier Erzeugung von Strom sowie von Wasserstoff in EE-Großanlagen und andererseits wird der Strommarkt dezentraler, weil es zunehmend mehr Prosumer gibt. Nur über innovative Lösungen wird es möglich sein, die Potenziale von zentralen EE-Groß-Kraftwerken und dezentral durch Prosumer erzeugten EE-Strom zu heben und die Versorgungssicherheit effizient zu gewährleisten.
2 Die Energiewende in Verbindung mit dem Ukrainekrieg erfordert kurzfristige operative und langfristige strategische Lösungen
Abb. 2: Operative und strategische Lösungsansätze
Wie in Abbildung 2 dargestellt, ist es unerlässlich zwischen operativen und strategischen Lösungen zu unterscheiden. Gerade bei den operativen Maßnahmen ist eine konsequente und schnelle Identifizierung der potenziellen Maßnahmen zur Senkung der Kosten sowie zur Sicherung der Liquidität überlebensnotwendig. Hierzu sind die Maßnahmen zu beschreiben sowie deren Wirkung u. a. auf die Kosten und die Liquidität aber auch für die Mitarbeiter der kleinen und mittelständischen Unternehmen herauszuarbeiten. Die jeweils für die Umsetzung der Maßnahmen verantwortlichen Mitarbeiter sind auch für den Ausweis der geschätzten Einsparpotenziale zuständig und für dessen Realisierung im Rahmen des verabschiedeten Zeitplans. Abhängig von der An...