Zusammenfassung
Zirkuläre Geschäftsmodelle versprechen ökologische Nachhaltigkeit und wirtschaftlichen Erfolg. Die Kreislaufwirtschaft ist ein Wirtschaftsmodell, in dem Produkte und Materialien so lange wie möglich zirkulieren und Abfall auf ein Minimum reduziert wird. Die klassischen linearen Geschäftsmodelle, deren Profit sich ausschließlich aus dem Verkauf von Produkten zusammensetzt, werden in einer Kreislaufwirtschaft obsolet. Zukunftsfähige Nachhaltigkeitsstrategien haben Zirkularität in ihrem Kern. Was die Grundlagen einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft sind, welche Arten von zirkulären Geschäftsmodellen es gibt und welche Unternehmen diese teilweise schon seit Jahrzehnten erfolgreich umsetzen, erfahren Sie in diesem Beitrag.
1 Kreislaufwirtschaft als Zukunftsmodell
Der Nachhaltigkeitsdiskurs malt vielerorts ein Zukunftsbild, das von Verzicht gekennzeichnet ist. Klimaschutzmaßnahmen werden oft als reiner Kostenfaktor wahrgenommen, der ökonomischen Interessen entgegensteht – gerade aus Unternehmensperspektive. Ein Zukunftsmodell, das sowohl ökologische Nachhaltigkeit als auch wirtschaftlichen Erfolg verspricht, ist die Kreislaufwirtschaft.
Das Europäische Parlament definiert die Kreislaufwirtschaft als "ein Modell der Produktion und des Verbrauchs, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Auf diese Weise wird der Lebenszyklus der Produkte verlängert." (Quelle: EU Parlament)
Abb. 1: Kreislauf der Wirtschaft
Ziel ist es, Abfälle auf ein Minimum zu reduzieren und Ressourcen so lange wie möglich produktiv zirkulieren zu lassen. Aufgrund der aktuellen Linearwirtschaft gehen momentan große Mengen wertvoller Materialien (unter anderem Metalle und seltene Erden) als Abfall verloren. Mit zirkulärem Wirtschaften können nicht nur Ressourcenverbrauch und Energiebedarf signifikant reduziert werden, es sinkt auch die geopolitische Abhängigkeit von Rohstoffen. Gleichzeitig können innovative, neue Geschäftsmodelle entwickelt und Kosten gesenkt werden.
Dieser Beitrag gibt Ihnen Einblicke in einige Unternehmen, die Kreislaufwirtschaft zu ihrem nachhaltigen Erfolgsfaktor gemacht haben und somit Nachhaltigkeit als Geschäftsmodell etabliert haben. Die ausgewählten Best Practices setzen sich aus internationalen Unternehmen wie Philips, Caterpillar und Flexe sowie aus den zwei DACH Unternehmen Refurbed und Vytal zusammen.
2 Zirkuläre Geschäftsmodelle und Best Practices
2.1 Zirkuläre Geschäftsmodelle
Das 9R Framework der EllenMacArthur Foundation gibt praktische Anweisungen, mit welchen Instrumenten Unternehmen zirkulär wirtschaften können. Die verschiedenen R-Strategien lassen sich entlang des sogenannten "Value Hills" zuordnen, der die Prozesse von Beginn der Produktion über die Nutzungsdauer bis zum Lebensende eines Produktes darstellt.
Die R-Strategien setzen sich zusammen aus
- Refuse,
- Rethink,
- Reduce,
- Reuse,
- Repair,
- Refurbish,
- Remanufacture,
- Repurpose,
- Recycle,
- Recover.
Je höher ein Unternehmen auf dem Value Hill ansetzt, desto größer ist der ökologische Impact, der mit der verfolgten Strategie erzielt werden kann. Man verlängert hier die Lebensdauer von Produkten aktiv ohne signifikanten zusätzlichen Energiebedarf. Das kann beispielsweise erreicht werden, indem Produkte an mehrere Personen nacheinander vermietet werden, anstatt sie einmal zu verkaufen. Recycling ist somit eine der letzten Strategien, die man im Rahmen einer Kreislaufwirtschaft verfolgen sollte, denn hier handelt es sich fast immer um "Downcycling". Die Qualität des Endproduktes ist meist geringer als die des Rohmaterials selbst und zusätzlich verbraucht dieser Schritt viel Energie. Je mehr der ursprünglichen Produkteigenschaften beibehalten werden können, desto produktiver können die Ressourcen zirkulieren und desto geringer wird der Umwelteinfluss des Produktes verteilt auf seine Lebensdauer.
Abb. 2: Zunehmende Kreislaufwirtschaft
2.2 Philips – Light as a Service
Das niederländische Unternehmen ist Vorreiter in zirkulären Geschäftsmodellen und zeigt seit einigen Jahren, wie nachhaltiges Wirtschaften nach einer Triple Bottom Line (People, Planet, Profit) funktioniert. Das Unternehmen steht mit dem Amsterdam Airport Schipol in einer Kooperation mit dem Titel "Light as a Service". Konkret bedeutet das, das die Schipol Group monatlich eine Service-Gebühr an Philips zahlt für den Lichtkonsum des Flughafens während Philips Lightning weiterhin Besitzer der rund 3.700 installierten Vorrichtungen und Anlagen im Amsterdamer Flughafen bleibt. Philips Lightning ist somit dafür verantwortlich, dass alle Anlagen zuverlässig funktionieren und hat als Produzent aufgrund des monatlich fixen Service-Betrags einen großen Anreiz, die Lebensdauer der Produkte zu erhöhen bzw. die installierten Vorrichtungen mit geringem Materialeinsatz zu reparieren.
Im Zuge der Kooperation hat Philips Lightning neue Vorrichtungen entwickelt, deren Lebensdauer um 75 % länger ist als die konventioneller Beleuchtungsanlagen. Zudem fällt für die Reparatur der Vorrichtungen oft nur ein sehr geringer Materialeinsatz (ca. 2 %) an, was nicht nur den Ress...