Mehr Nachhaltigkeit bedeutet, die Lebensgrundlagen langfristig lebenswert zu erhalten, die Unternehmungen zukunftssicher zu gestalten und das menschliche Wohlergehen langfristig zu sichern und zu stärken. Es bedeutet, vermehrt Rohstoffe in den biologischen und technischen Kreisläufen von der Rohstoffgewinnung über die Produktion bis zur Nutzung und Verwertung zu bewahren und zu belassen (u. a. Verbesserung der Wiederverwertung von Rohstoffen und der Recyclingfähigkeit von Produkten).
Kreislaufdenken etablieren
Denken Sie konsequent in biologischen und technischen Kreisläufen! Gestalten Sie Ihre (Abfall-)Produkte in einer Art und Weise, in der sie wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden können! Denken Sie konsequent darüber nach, wie rein gar nichts weggeworfen werden muss.
Erläuterung
- Das Konzept "Cradle to Cradle" ist durch die Natur inspiriert, bei dem alles verwertet wird. Der Abfall des einen ist die Nahrung des anderen.
- Das Konzept formuliert einen Gold-Standard, der ein vollständiges Recycling ohne Qualitätsverlust zum Ziel hat. Die daraus entstehenden "Nährstoff"-Kreisläufe machen die Produktion unabhängig von Rohstoffen, da Produkte und Materialien nahezu unbegrenzt wiederverwertet und/oder wiederverwendet werden können.
Begleitende Denkfragen
- Wie können Sie Ihre Produkte, Leistungen und Lösungen gestalten, damit sie vollständig im Kreislauf verbleiben?
- Welche Ihrer Produkte, Leistungen und Lösungen können Sie in einem biologischen oder in einem technischen Kreislauf anbieten?
Umsetzungsbeispiele
- TRIGEMA: kompostierbare T-Shirts
- FISCHER Gruppe – FISCHER cyclepor®: EPS-Mahlgut aus firmeneigenen Recyclingprozessen (EPS = Expandiertes Polystyrol, eher bekannt unter dem Handelsnamen "Styropor")
- method: Allzweck-Oberflächenreiniger aus Mais und Kokosnuss
- BAYONIX®-Flasche: Trinkflasche aus einem unbedenklichen Polymer
- DESSO EcoBase® PA6 Lösung: bitumenfrei gefärbte Teppichfliesen
- Brandbase BV: Zuckerrohr-Rennstrecke
- IKEA – Zweite Chance: IKEA kauft Kunden gebrauchte und gut erhaltene IKEA-Möbel gegen Gutschein zurück
Weitere Informationen zu dem Gold-Standard und den nach diesem Standard zertifizierten Produkten finden Sie auf der Website des Cradle to Cradle Products Innovation Institute, das von William McDonough und Michael Braungart gegründet wurde.
Abb. 2: Cradle to Cradle | Zertifizierte Produkte
Mit dem Circular-Economy-Aktionsplan nahm sich die Europäische Kommission 2015 dem wachsenden Müllproblem der Mitgliedsländer an. Nach Angaben des Europäischen Parlaments fallen europaweit jedes Jahr rund 2,5 Milliarden Tonnen Müll an. In Deutschland ist die Idee der Circular Economy im Kreislaufwirtschaftsgesetz (Krag) verankert. Das Gesetz zielt darauf ab, dass Abfall gar nicht erst entsteht. In § 6 Krag ist eine Abfallhierarchie festgelegt, die eine Rangfolge vorgibt, um systematisch gegen die Abfallflut vorzugehen:
- Die Abfallvermeidung
- Überarbeitung, um Produkte wiederzuverwenden
- Recycling
- Sonstige Verwertung (z. B. durch Verbrennen)
- Abfall beseitigen
Dabei weist das Gesetz darauf hin, dass jeweils auch die Auswirkungen auf Umwelt und Menschen zu berücksichtigen sind. Ebenso sollen Rohstoffe und Energie geschont werden. Zum Beispiel kann Recycling unter enormem Energieaufwand mitunter weniger sinnvoll sein, als das Produkt zu verbrennen (Utopia, 2020).
Circular Economy als Standard, nicht Nische
Im Rahmen des europäischen grünen Deals konkretisiert die EU nochmals die Circular Economy: Nachhaltige Produkte sollen zukünftig der Standard sein, nicht mehr ein Nischenprodukt. Vor allem Produkte mit einem großen Verbrauch an Rohstoffen rücken ins Blickfeld der Gesetzgeber. Unter anderem sind das Elektroprodukte, Computer, Batterien, Fahrzeuge, Verpackungen und Textilien. Im Februar 2020 stellte die Bundesumweltministerin Svenja Schulze den Entwurf des überarbeiteten Kreislaufwirtschaftsgesetzes vor. In der Pressemitteilung dazu erläutert das Umweltministerium, dass Hersteller, Händler und der Bund verantwortlich dafür sind, Müll zu vermeiden. Beispielsweise ist geplant, dass es eine gesetzliche Handhabe gibt, um gegen die Vernichtung von Neuwaren und Retouren vorzugehen. Zum Müllproblem und damit zum Problem für die Umwelt wurde diese bei vielen Onlinehändlern, u. a. in der Modebranche. Zudem sollen der Handel und die Produktionsbetriebe von Einwegprodukten wie To-Go-Becher an den Kosten für die Müllbeseitigung beteiligt werden. Und staatliche Stellen sollen bevorzugt Recycling-Produkte einkaufen (vgl. Utopia, 2020).
Das Europäische Parlament bezeichnet das bisherige System als lineares Wirtschaftsmodell, einfacher gesagt als Wegwerfgesellschaft. Alles ist darauf ausgerichtet, dass möglichst viel Neues gekauft wird. Die Kreislaufwirtschaft unterscheidet sich in ihrem Ansatz grundlegend davon. Etwas neu zu kaufen ist die letzte Wahl. Es erfordert ein allgemeines Umdenken, wie Wirtschaft funktioniert oder funktionieren könnte.