Die Motivation, die eigenen Immobilien anzupacken, mag vielseitig sein. Dass aber kein Weg mehr daran vorbeiführt, ist mittlerweile in viele Vorstandsebenen durchgedrungen. Nachhaltigkeit ist längst zum ökonomischen Vorteil geworden. Dabei gibt es kein Pauschalrezept. Jedes Unternehmen hat mit eigenen Bauaufgaben zu tun und ein sinnvolles Maßnahmenpaket muss individuell zusammengeschnürt werden. Es lässt sich jedoch unterscheiden, ob es sich um die Optimierung von Bestandsgebäuden oder einen Rück- und Neubau handelt.
2.1 Bestand erhalten und optimieren: Klimapositiv
Viele Unternehmen entscheiden sich dafür, ihr Immobilienportfolio energetisch auf den aktuellen Stand zu bringen. Aus Nachhaltigkeitsperspektive heißt das, den CO2-Ausstoß im Betrieb auf ein Minimum zu reduzieren. Die Zielsetzung sollte sein, einen klimapositiven Betrieb zu erreichen. Laut Definition der DGNB ist dies erreicht, wenn ein Gebäude über ein Jahr gerechnet eine negative CO2-Bilanz hat. Das gelingt durch Eigenproduktion erneuerbarer Energie am Standort zur Deckung des Eigenbedarfs und durch Abgabe des Überschusses ans allgemeine Stromnetz, wo fossile Energie verdrängt wird. Um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen, müssten viel mehr Bestandsgebäude in kurzer Zeit auf diese Zielsetzung hin optimiert werden. Staatliche Förderungen gibt es bereits und werden sicherlich weiter ausgebaut. Wer sich darum kümmert, ist auf einem zukunftsgerichteten Weg.
Ganz konkret gelingt diese Optimierung mithilfe eines Klimaschutzfahrplans. Auf Basis einer genauen Analyse der Bausubstanz werden im Rahmen eines solchen Fahrplans sinnvolle Maßnahmen in eine für das Unternehmen leistbare Reihenfolge gebracht. Zudem wird ein Zielwert definiert, bis wann eine Immobilie einen klimapositiven Betrieb erreichen soll. Die Basis für die Optimierung ist die Erfassung der Energie-Verbrauchsdaten. Dazu gehören auch die Stromverbräuche in den einzelnen Parteien. Sind weitere Nutzenden in einem Gebäude zuhause, sollten diese in das Vorhaben mit einbezogen werden. Steht der Klimaschutzfahrplan und liegen die Verbräuche vor, kann jährlich kontrolliert werden, wo ein Unternehmen bei der Zielerreichung steht und je nach Bedarf nachjustieren.
Klimaneutraler Betrieb von Bestandsgebäuden schrittweise erreichen
Prinzipdarstellung eines Klimaschutzfahrplans
Wer energetische Sanierung hört, denkt als erstes vermutlich an die Dämmung und effiziente Versorgungssysteme. Dabei lassen sich insgesamt fünf Handlungsfelder ausmachen, die eine Betriebsoptimierung fördern.
Energetische Sanierung vielschichtig angehen
Handlungsfelder zur Erreichung eines klimaneutralen Betriebs
Das 1. Handlungsfeld "Kontext" beispielsweise zielt darauf ab, die baulichen Rahmenbedingungen in die Planung mit einzubeziehen und die Energieeffizienz der bestehenden Struktur wirtschaftlich sinnvoll zu steigern.
Das 2. Handlungsfeld "Gebäudeenergie" meint, den Energiebedarf durch die Optimierung der Gebäudehülle oder der Gebäudeautomation zu reduzieren. Suffizienz sollte beim Einsatz von Gebäudetechnik das leitende Prinzip sein. So empfiehlt die DGNB, passive Maßnahmen zur Energiebedarfssenkung zu betrachten.
Handlungsfeld 3 "Nutzerenergie" beinhaltet alle Maßnahmen, die den Energiebedarf des Nutzerstroms reduzieren. Gemeint ist damit die Vielzahl an Stromanwendungen, die neben den elektrischen Systemen zur Gebäudekonditionierung zum Einsatz kommen. Im Bürobereich sind das typischerweise Computer, Monitore, Drucker und andere. Im Wohnbereich Spül- und Waschmaschinen, Fernseher und Gefrierschränke. In optimierten Gebäuden macht der Nutzerstrom oft mehr als 50 % des Gesamtenergieverbrauchs aus.
Während Handlungsfeld 1 bis 3 den Verbrauch reduzieren, kann Handlungsfeld 4 "Versorgungssysteme" zu einer substantiellen Bedarfsreduktion führen. Wesentliche Aspekte für die Wahl der Versorgungssysteme sind die Effizienz des Umwandlungssystems, das notwendige Temperaturniveau und der CO2-Emissionsfaktor der eingesetzten Energieträger.
Handlungsfeld 5 "Erneuerbare Energie" schließlich hat zum Ziel, den verbleibenden Energiebedarf durch regenerative Energiequellen zu decken. Dabei sollte eine möglichst gebäudenahe Erzeugung und Nutzung verfolgt werden.
Neben dem klimaneutralen Betrieb gibt es eine Reihe weiterer Aspekte, die ein Bestandsgebäude nachhaltiger machen. Dazu zählen beispielsweise ein effizientes Wassermanagement mit dem Ziel, den Trinkwasserverbrauch zu reduzieren und Grauwasser zu nutzen. Ein Wertstoffmanagement sorgt dafür, dass Abfälle im täglichen Gebrauch vermieden und so Ressourcen eingespart werden. Des Weiteren sollten im Zuge der Betriebsoptimierung auch Qualitäten wie der Innenraumkomfort, die Nutzerzufriedenheit und die Erreichbarkeit des Gebäudes berücksichtigt werden. Aus ökonomischer Sicht schafft man dadurch die Senkung von Betriebskosten, steigert den Werterhalt des Gebäudes und kommt zu einer effizienten Bewirtschaftung der Immobilien.
Kriterien für einen nachhaltigen Gebäudebetrieb
Das DGNB Zertifizierungssystem für Gebäude im Betrieb benennt 9 Kriterien,...