Maximilian Henkel, Achim Wenning
2.3.1 Wachsende Bedeutung, zunehmender Handlungsdruck
Die allgemeine Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit für den Finanzbereich wird aktuell noch eher verhalten beurteilt. Lediglich 21 % messen dem Themenkomplex im Status quo eine hohe Bedeutung bei. Demgegenüber sehen derzeit 61 % nur eine geringe Bedeutung und 18 % gar keine Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit für sich als (Teil des) Finanzbereichs (vgl. Abbildung 11).
Ein Indiz – angesichts des starken Drucks zum Wandel auch ein Risikoindikator – dafür, dass die ganzheitliche Beschäftigung mit dem Thema in vielen Unternehmen noch am Anfang ihrer Evolution steht.
Abb. 11: Bewertung der Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit aktuell und zukünftig (in %, gerundet)
Demgegenüber spricht die Einschätzung zur künftigen Bedeutung eine eindeutige Sprache: Annähernd 3/4 der Befragten messen dem Nachhaltigkeitsthema für den Finanzbereich künftig hohe Bedeutung bei.
Spätestens mit der Frage, welche finanziellen Auswirkungen die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie hat, wie die Zielerreichung gemessen wird und auf welche Weise Nachhaltigkeitsaspekte in Unternehmenssteuerung und in Anreizsysteme integriert werden, blicken alle Augen auf den Verantwortungsbereich des CFO.
Vor dem Hintergrund, dass Nachhaltigkeit nur selten als reiner Selbstzweck dient und vielmehr zukünftig als bedeutender Baustein für den langfristigen Unternehmenserfolg gesehen wird (vgl. Abschnitt 1), ergibt die signifikante Diskrepanz zwischen dem Status quo und der Zukunftsambition im Finanzbereich ein durchaus schlüssiges Gesamtbild.
Bezugnehmend auf die bisherigen Top-Maßnahmen (vgl. Abbildung 10) ist allerdings kritisch zu hinterfragen, ob die Reaktionen angesichts der beigemessen hohen Bedeutung nicht oft noch zu zögerlich sind.
2.3.2 Vom Berichterstatter zum Sustainability Performance Manager
Zur steigenden Bedeutung des Themenfelds im Finanzbereich korrespondiert, dass sich der CFO-Bereich perspektivisch offensichtlich nicht mit der Rolle des reinen Berichterstatters zufriedengeben will. Vielmehr will man sich aktiv im Sinne eines "Sustainability Performance Managers" in die Nachhaltigkeitstransformation einbringen und den Wandel mitgestalten (vgl. Abbildung 12). Die Ambition war und ist klar: Der CFO-Bereich will die Chance nutzen, Business Impact zu generieren und seine Kernkompetenzen der Planung, Messung und Steuerung von Zielen und Performance einzubringen.
Dieser Paradigmenwechsel der eigenen Rollenwahrnehmung spiegelt sich entsprechend in den Umfrageergebnissen wider. Die Teilnehmenden haben anhand von 4 Kategorien eingeordnet, welche Rolle die Finanzorganisation beim Thema Nachhaltigkeit "Aktuell" und "Zukünftig" einnimmt. Die Kategorien differenzieren sich hierbei durch zunehmende Verantwortungsübernahme im Rahmen der Nachhaltigkeitstransformation. Konkret wurden die folgenden Kategorien aufgeführt:
- Sustainability Avoider: Keine aktive Beteiligung an der nachhaltigen Strategie und Gestaltung des Unternehmens
- Sustainability Reporter: Schaffung von Transparenz und Kommunikation zum Thema Nachhaltigkeit und Einhaltung von Standards und Richtlinien
- Sustainability Controller: Ständige Verbesserung und Entwicklung von Initiativen zur Nachhaltigkeit und aktives Risikomanagement
- Sustainability Performance Manager: Integration von Nachhaltigkeit in die Unternehmenssteuerung und Verantwortung für langfristige nachhaltige Entwicklung des Unternehmens
Die Ergebnisse für den Status quo ("Aktuell") sind größtenteils deckungsgleich mit den vorherigen Umfrageergebnissen – der Großteil sieht den Finanzbereich als Berichterstatter, also als "Sustainability Reporter" (vgl. Abbildung 9 und 12). "Zukünftig" sehen jedoch nur noch 16 % (vormals 41 %) den Finanzbereich in dieser Rolle. Weitere 28 % sehen den Finanzbereich künftig als "Sustainability Controller" (vormals 31 %). Der größte Anteil mit 50 % entfällt allerdings auf den "Sustainability Performance Manager", dies ist auch die Kategorie mit der höchsten Veränderung (+42 % Zuwachs zur aktuellen Rolle). Lediglich 3 % sehen den Finanzbereich in keiner dieser 4 Rollen, im Status quo hingegen sind es noch 11 %.
Abb. 12: Rolle der Finanzorganisation bei Nachhaltigkeitsthemen (in %, gerundet)
2.3.3 Grundlagenarbeit für den angestrebten Rollenwechsel
Um der eigenen Ambition des zukünftigen "Sustainability Performance Managers" gerecht zu werden, müssen allerdings auch die nötigen Grundlagen geschaffen werden:
- Definition geeigneter Kennzahlensets zur Operationalisierung der Nachhaltigkeitsziele
- Festlegung konkreter Zielwerte und zeitlicher Umsetzungspfade
- Integration der Nachhaltigkeitsaspekte in die Regelprozesse der Unternehmensteuerung
- Schaffen geeigneter Anreizsysteme mit klaren Verantwortungen und Incentives
- Systemseitige Abbildung notwendiger Informationen und effiziente Datenerhebung bei gleichzeitiger Sicherstellung einer verlässlichen Datenqualität
Gelingt es dem Finanzbereich nicht, diese Grundlagen zu verankern, wird es ihm kaum gelingen, der eigenen Ambition eines "Sustainability Performance Managers" gerecht zu werden.
Wie auch bei rein oder vorrangig ökonomisch orientierten Steuerungsprozessen wird auch bei der Nachhaltigkeitssteue...