Unter Berücksichtigung der Analyse der strategischen Ausgangssituation und der Ergebnisse der Wesentlichkeitsanalyse können im Rahmen eines nachhaltigen Lieferantenbeziehungsmanagements diverse strategische Optionen gewählt werden. Eine grundsätzliche Systematisierung von Strategiealternativen leitet sich für unterschiedliche Unternehmenssituationen aus der Gegenüberstellung von verfügbaren internen Ressourcen für nachhaltigkeitsbezogene Lieferanteninitiativen und dem wahrgenommenen Risiko der Unterlassung entsprechender Maßnahmen ab. Die sich ergebenden Situationen mit zugeordneten Strategieoptionen können der Abb. 1 entnommen werden.

Abb. 1: Systematisierung von Unternehmenssituationen mit Strategien nachhaltigkeitsbezogener Lieferanteninitiativen[1]

  • Das Feld A der "Enthusiasten" tritt auf, wenn nur geringe Risiken bzw. Verluste wahrgenommen werden, die Beschaffungsfunktion im Unternehmen jedoch über die materiellen oder immateriellen Ressourcen, Fähigkeiten oder die nach außen gerichtete Risikoperspektive verfügt, um eine nachhaltigkeitsbezogene Lieferanteninitiative durchzuführen. Im Laufe der Zeit könnten die wahrgenommenen Risiken zunehmen und der "Enthusiast" könnte zum "Pionier" werden. Enthusiasten ergreifen Maßnahmen wie bspw. genehmigte Lieferantenlisten oder Schulungsprogramme; sie haben etwa auch einen Umweltbeauftragten für den Einkauf und eine Organisationsstruktur geschaffen, die zwischen strategischer Beschaffung und taktischem Einkauf differenziert.[2]
  • Wenn die über die Einhaltung der einschlägigen Gesetze und Vorschriften hinausgehenden Risiken als gering eingeschätzt werden und auch die verfügbaren internen Ressourcen für nachhaltigkeitsbezogene Lieferanteninitiativen gering sind, könnte eine passive Strategie im Sinne der "Gleichgültigen" (Feld B) verfolgt werden. Unternehmen verzichten hier also auf eine entsprechende Aktivität.[3]
  • Wenn der Druck aufgrund wirtschaftlicher, politischer oder sozialer Risiken plötzlich steigt, können die "gleichgültigen" Unternehmen höhere Verluste im Zusammenhang mit Untätigkeit wahrnehmen und in die Position der "Getriebenen" (Feld C) gezwungen werden, die nun keine Wahl mehr haben. Es werden grundlegende Maßnahmen im Rahmen der verfügbaren Ressourcen betrieben, wie etwa das Sammeln von Informationen oder die Einbeziehung von Umweltqualitätsspezifikationen in Beschaffungsverfahren, um die Risikoexposition zu steuern.[4]
  • Die Strategie der "Pioniere" in Feld D ist die proaktivste aller verfügbaren Optionen. Diese Unternehmen verfügen über eine strategische und proaktive Beschaffungsfunktion und Manager sehen hohe Verluste bei Inaktivität. In diesem Szenario werden die fortschrittlichsten Arten von nachhaltigkeitsbezogenen Lieferanteninitiativen durchgeführt, um sowohl die betriebliche Effizienz zu verbessern als auch die organisatorischen Fähigkeiten zu nutzen. Beispiele für solche Initiativen sind gemeinsame Entwicklungsprogramme, zweiseitige Lieferantenbewertung, umfassende Schulungsprogramme, Belohnungs- bzw. Anreizsysteme sowie Managementinformationssysteme zur Datenverfolgung.[5]
[1] vgl. Cousins et al., 2007, S. 4; Foerstl et al., 2015, S. 71.
[2] vgl. Cousins et al., 2007, S. 4.
[3] vgl. Cousins et al., 2007, S. 4.
[4] vgl. Cousins et al., 2007, S. 4.
[5] vgl. Cousins et al., 2007, S. 4 f.

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