Die Ergebnisse der 3 Teilanalysen fließen in einer Matrix zusammen:
Abb. 6: Wesentlichkeitsmatrix
Das Ergebnis der Umfeld- und der Unternehmensanalyse bildet die erste Dimension der Matrix ab. Die 2. Dimension stellt das Ergebnis der Analyse der Stakeholder-Erwartungen dar. "So werden relevante Nachhaltigkeitsthemen aus der unternehmerischen Geschäftstätigkeit den relevanten Nachhaltigkeitsthemen aus Stakeholder-Sicht gegenübergestellt. Eine statische Gegenüberstellung der Nachhaltigkeitsthemen kann auch durch den Vergleich zum Vorjahr veranschaulicht werden". Die Themen im rechten oberen Quadranten der Wesentlichkeitsmatrix stellen die Kernthemen dar, die sowohl für die Stakeholder als auch für das Unternehmen und dessen Umfeld mit Blick auf ein nachhaltiges Wirtschaften am relevantesten sind.
"Doch genau das wird von vielen Unternehmungen anders interpretiert: Oft zeigen die veröffentlichten Wesentlichkeitsmatrizen den Einfluss der Nachhaltigkeitsthemen auf (!) das Unternehmen und nicht, wie es diese Nachhaltigkeitsthemen selbst beeinflusst". Mit Blick auf die in Kapitel 2 eingeführte Typologie unternehmerischer Nachhaltigkeit ist diese "Fehlinterpretation" ein Indikator für einen verfeinerten Shareholder Value. Die positive Absicht ist erkennbar, aber noch nicht wahrhaftig umgesetzt.
Nur wenn die Wesentlichkeitsmatrix in dem obigen Verständnis erarbeitet wurde, kann auch nachvollzogen werden, wie sich die Geschäftstätigkeit der Unternehmung auf die identifizierten Nachhaltigkeitsthemen auswirkt. Und erst dann (!), wenn die Nachhaltigkeitsthemen in der Wesentlichkeitsmatrix richtig dargestellt wurden, können die Wechselwirkungen (auch Cross-Impact-Analyse genannt) auf das Unternehmen untersucht und damit der Einfluss von Entwicklungen im Umfeld des Unternehmens auf das Geschäftsmodell und die einzelnen Geschäftsfelder bestimmt werden. Nur so können relevante Handlungsfelder für ein nachhaltigeres Wirtschaften ermittelt werden. Diese Handlungsfelder dienen den Unternehmern, Führungskräften und Entscheidern wiederum als Grundlage für die Weiterentwicklung ihrer strategischen Ausrichtung mit Erfolgsplan. Darin wird festgelegt, in welcher Art und Weise und in welcher Reihenfolge die identifizierten Themen zu bearbeiten sind.
Die Motivation, die Wesentlichkeit der eigenen Geschäftstätigkeit auf ökologische, soziale und ökonomische Aspekte hin zu analysieren, sollte darauf gerichtet sein, bessere Entscheidungen für ein nachhaltigeres Wirtschaften zu treffen – unabhängig davon, ob die Ergebnisse veröffentlicht werden oder nicht. "Aber gerade reportingerfahrene Unternehmen stecken viel Energie in die Ausarbeitung einer umfangreichen Wesentlichkeitsmatrix. In hoher Detailtiefe werden relevante Themen identifiziert und Wesentliches wird von weniger oder nicht Wesentlichem abgegrenzt. Die Matrix steht jedoch häufig isoliert auf einer der vorderen Berichtsseiten. Nachhaltigkeitsstrategie und Berichtsinhalte verbleiben in einer großen Themenbreite und nutzen nicht die Chance, Schwerpunkte zu setzen und ein klares Nachhaltigkeitsprofil anzubieten."
Denn bereits die richtige Abbildung der relevanten Nachhaltigkeitsthemen in der Wesentlichkeitsmatrix lässt Rückschlüsse zu, welchen Stellenwert Nachhaltigkeit in den Unternehmungen haben könnte. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Nachfolgend sind einige Beispiele von Unternehmen aufgeführt, die ihre Analyse richtig in einer Wesentlichkeitsmatrix dargestellt haben. Allerdings war die Anzahl der Unternehmen, die die Nachhaltigkeitsthemen auf das Unternehmen selbst bezogen haben, leider sehr hoch.