Es gibt eine tolle Organisation, auf die ich erst im Rahmen der Recherchen zu diesem Themenbereich aufmerksam geworden bin: das Great Place to Work® Institute, Inc., 1991 in Amerika gegründet. Das Institut hat es sich zur Aufgabe gemacht, Unternehmen nach eigenen Standards zu zertifizieren und auszuzeichnen, die von ihrer eigenen Belegschaft als vorbildliche Arbeitgeber beurteilt werden. Seit 2002 gibt es Great Place to Work® auch in Deutschland. Inzwischen sind dort 90 Mitarbeitende beschäftigt.
Die Maxime von Great Place to Work® lautet: "Erfolg braucht heute eine Kultur, die sich ganz auf die Potenziale der Mitarbeitenden einlässt und sie fördert und fordert. Mitarbeiterorientierung ist die Kernkompetenz, um notwendige Veränderungsprozesse zu gestalten, Mitarbeitende zu binden und Neue zu finden. Aber bevor man nach außen glänzen, also neue Mitarbeiter finden kann, sollte man nach innen wirken, also die Kultur im Unternehmen verbessern – denn nur so bringen Mitarbeitende sich ein und schöpfen ihre Potentiale voll aus."
Warum ich das Institut ausgerechnet in diesem Abschnitt nenne, hat folgenden Grund: 2008–2010 gab es einen "Sonderpreis Förderung älterer Arbeitnehmer" im Rahmen der Benchmarkstudie "Deutschlands beste Arbeitgeber" von Great Place to Work®, der die folgenden Kriterien zur Beurteilung heranzog, die ich als Hinweise für die besondere Wertschätzung älterer Mitarbeiter in dieses Kapitel aufnehmen möchte:
Das Siegerunternehmen 2010 war die 3M Deutschland GmbH. Sie zeichnete sich im Benchmarking dadurch aus, dass 28 % der Mitarbeiter das 50. Lebensjahr vollendet hatten und mehr als 9 % 55 Jahre oder älter waren. Diesen Anteil an älteren Mitarbeitern fand ich überraschend niedrig für einen Sieger in diesem Bereich. Aber das ist natürlich nur ein subjektiver Eindruck, zumal sich die Situation bis heute schon verändert haben könnte, allein weil sich das Durchschnittsalter in Deutschland seitdem um ungefähr 1 Jahr erhöht hat. Außerdem ging es bei der Auszeichnung (wieder einmal) nicht um absolute Zielwerte, sondern "nur" um den direkten Vergleich mit anderen Unternehmen. Also: 3M war in diesem Punkt besser als andere Unternehmen. Ob sie wirklich "gut" sind, ist mangels absoluter Zielwerte schwer zu bewerten, außerdem geht es ja nicht nur um die Anzahl der älteren Beschäftigten, sondern auch darum, wie sie behandelt werden.
Weitere Punkte, die damals zur Prämierung von 3M geführt haben, waren besondere Maßnahmen in den folgenden Bereichen:
- Lebenslanges Lernen, Jobrotation
- Altersgemischte Teams und häufiger Einsatz von Mentoren
- Altersfreizeit
- Betriebliches Gesundheitsmanagement, das die Belange älterer Menschen stärker berücksichtigt
Unter den 10 Unternehmen, die 2022 als "Deutschlands beste Arbeitgeber" von Great Place to Work® ausgezeichnet wurden, waren übrigens so unterschiedliche Unternehmen wie Adobe Deutschland, die Allianz Deutschland AG und die Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Pfalz e. V. vertreten.
Unter dem Obertitel "Vertrauen" verbergen sich bei der Beurteilung und Prämierung von Unternehmen für ihre "exzellente Arbeitskultur" durch Great Place to Work® die folgenden 5 Bausteine:
- Glaubwürdigkeit,
- Respekt,
- Fairness,
- Stolz,
- Teamgeist.
wobei z. B. der Punkt Fairness auch Unterpunkte beinhaltet wie ausgewogene Vergütung und keine Diskriminierung.
Die drei weiteren Aspekte neben Vertrauen lauten: Innovation, Leistung und Gesundheit.
"Im Sinne des Modells zeichnet sich ein sehr guter Arbeitsplatz (…) dadurch aus, dass man denen vertraut für die man arbeitet (Vertrauen), stolz auf das ist, was man tut (Stolz), und Freude hat an der Zusammenarbeit mit anderen (Teamgeist)." |
Die Mitarbeiterbefragung erfolgt durch Great Place to Work® anhand von 67 geschlossenen und drei offenen standardisierten Fragen, und zwar in jährlich über 10.000 Unternehmen mit über 10 Millionen Personen. Weitere Fragen können unternehmensspezifisch ergänzt werden. Ich empfinde das als eine bemerkenswerte Initiative, insbesondere deshalb, weil sie die Arbeitsbedingungen aus dem Blickwinkel der Mitarbeiter betrachtet und nicht aus der Perspektive von Gesetzen oder Arbeitgebern.