Christian Jonas, Konstantin L. Maier
Maßnahme und Nutzen
Standorte von Unternehmen (Produktionsstätten und/oder Lagerorte) sind oft historisch über einen längeren Zeitraum gewachsen. Große Entwicklungsschritte finden meist nur dann statt, wenn ein komplett neuer Standort aufgebaut wird. Bei existierenden Standorten sind die durchgeführten Optimierungen meist kleiner und in beiden Fällen stark kosten- oder produktgetrieben.
Um eine Veränderung mit positivem Einfluss auf die ESG-Dimensionen zu erzielen, ist ein "Sustainable Location Transformation" Programm notwendig. Hier reichen die potenziellen Maßnahmen von kurzfristig umsetzbaren und schnell wirkenden "Quick-Wins" bis hin zu langfristigen und tiefgreifenden Veränderungen. Zusätzlich bietet der Werkzeugkoffer der Maßnahmen Ansatzpunkte, um nicht nur in der "E-Dimension", sondern auch in der "S- und G-Dimension" Fortschritte zu erzielen.
Potenzielle Maßnahmen für den Bereich Umwelt sind u.a.:
- Energieautonomie durch am Standort produzierte Solar- und Windenergie (mittel- bis langfristig),
- an die Umwelt angepasstes Gebäude, durch z. B. Reduzierung von versiegelten Flächen (mittelfristig),
- erhöhte Energieeffizienz, durch z. B. Smart-Lightning oder Smart-Heating (kurz- bis mittelfristig).
Potenzielle Maßnahmen für den Bereich Soziales und Governance sind unter anderem:
- Einsatz von unterstützenden Robotern für besonders schwere körperliche Tätigkeiten,
- Unterstützung der Mitarbeiter bei der Anfahrt zum Standort,
- Validierung und potenzielle Verschärfung der HSE-Vorschriften (Health, Safety, Environment) am Standort,
- Verbesserung der Luft- und Lichtqualität,
- Einbeziehung der Mitarbeiter in Entscheidungen am Standort.
Bei allen diskutierten Maßnahmen ist jedoch immer zu beachten, dass es sich häufig um einen gegebenen baulichen Rahmen handelt, der nicht einfach zu verändern ist und die Veränderungen oft zunächst eine Investition benötigen. Somit wird es in der Praxis oft eine Herausforderung darstellen, die benötigten Investitionen zu rechtfertigen, da der Vorteil daraus sich häufig nicht einfach quantifizieren lässt oder die Amortisationsdauer sehr lang ist.
Das Umsetzen von Maßnahmen zur Transformation von Standorten kann aber einen positiven Einfluss auf alle ESG-Dimensionen haben. So können der Energiebedarf und damit die Emissionen reduziert, die Arbeitssicherheit und folglich auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter erhöht werden. Daher können Unternehmen die Einhaltung von zukünftig strengerer Umwelt- und Sozialgesetzgebung proaktiv sichern. Durch geringere Energiekosten, eine geringere Fluktuation der Mitarbeiter und einen potenziell positiven Effekt auf die Unternehmensfinanzierung durch das Einhalten von strengen Umweltkriterien, lohnen sich diese Maßnahmen häufig auch finanziell.
Nachhaltigkeitsmaßnahmen in Lagerstandorten
Ein führendes E-Commerce-Unternehmen hat für seine Lagerstandorte ein auf mehr Nachhaltigkeit ausgerichtetes Transformationsprogramm aufgesetzt. Als erste kurzfristige Maßnahme wurde mittels moderner Beleuchtungstechnik (z. B. LED-Lampen und seltenes Ausleuchten von C-Artikel-Bereichen) der Energieverbrauch um bis zu 90 % reduziert. Mittelfristig wurden durch den Einsatz von modernen Heiz- und Kühlanlagen zusätzliche Einsparungen realisiert. Hierzu wurden u.A. die Dächer mit Solarmodulen ausgestattet und das Gebäude wärmeisoliert.
Anforderungen an Controlling und KPI-System
Für die Umsetzung und insbesondere die nachhaltige Verankerung der Maßnahmen ist es wichtig, kontinuierliche Transparenz herzustellen. Während diese Transparenz bei Umweltthemen wie z. B. dem Energieverbrauch oder dem Anteil der selbst produzierten Energie über meist vorhandene Datenquellen, die nur "angezapft"werden müssen, funktioniert, gestaltet es sich für Themen im sozialen Bereich komplizierter. Hier müssen oft neue Datenquellen erstellt werden, z. B. in Form von regelmäßigen Umfragen unter Mitarbeitenden, um die Quantifizierung des Fortschritts in KPIs (z. B. Zufriedenheitsindex) festhalten zu können.