Annette Hock-Rackel, Michael Schurr
Die Augen sind mit außergewöhnlichen Fähigkeiten ausgestattet. Nur wenige, aber hochsensible Bauteile ergänzen sich zu einem erstaunlichen Ganzen. Jeder merkt es selbst, wenn es soweit ist, oder jeder hört es von anderen: ab einem gewissen Alter wird es schlechter mit dem Sehen, ob es das Autofahren in der Nacht ist oder das Zeitunglesen. Viele fahren dann nicht mehr nachts oder halten die Zeitung im passenden Abstand oder lesen bei ausreichendem Licht.
1.2.1 Akkomodationsfähigkeit im Alterungsprozess
Der optische Teil des Auges ist vergleichbar mit einer Fotokamera. Während allerdings eine Kamera ein starres Bild auf dem lichtempfindlichen Film erzeugt, stellt das Auge dem Gehirn mehrmals pro Sekunde neue Daten zur Verfügung – auch dann, wenn jemand längere Zeit auf den gleichen Gegenstand starrt. Das Gehirn verarbeitet diese Datenflut zu einem Bild. Die Aufgaben des Kameraobjektivs übernehmen im Auge Hornhaut, Linse und das zwischen ihnen liegende Kammerwasser. Die Augenlinse kann sich krümmen und reguliert damit die Brennweite – notwendig für das scharfe Sehen unterschiedlich weit entfernter Objekte. Diese Akkommodationsfähigkeit (dynamische Anpassung der Brechkraft) nimmt mit zunehmendem Alter ab.
1.2.2 Veränderungen der Augen und der Sehleistung
Mit dem Alter der Mitarbeiter verändert sich i. d. R. das Augenlicht. Die Sehkraft und oft auch das Gesichtsfeld (der Bereichswinkel, der vom Auge wahrgenommen wird) lassen nach, die Augen ermüden schneller als bei jüngeren Mitarbeitern.
Im fortgeschrittenen Stadium wird das Sehfeld, das beim gesunden Auge etwa 120/180 Grad beträgt, oft auf einen kleinen Bereich von nur wenigen Grad eingeschränkt, sodass man nur noch wie durch eine Röhre oder einen Tunnel sehen kann. Dies macht dann eine optische Orientierung praktisch unmöglich. Dem ist am Arbeitsplatz Rechnung zu tragen und die Beleuchtung den Anforderungen des Einzelnen anzupassen.
1.2.3 Altersbedingte Sehbehinderungen
Die 5 häufigsten Sehbehinderungen sind:
- Grauer Star: Beim Grauen Star (Katarakt) trübt sich vor allem in den späteren Lebensjahren die Linse. Es entsteht der Eindruck eines verschwommenen bzw. verschleierten Bildes und die Sehkraft wird dadurch natürlich stark eingeschränkt.
- Grüner Star: Unter dem Begriff "Grüner Star" (Glaukom) werden verschiedene Augenkrankheiten zusammengefasst, die mit einer Augeninnendruckerhöhung einhergehen. Üblicherweise liegt bei Erwachsenen der Augeninnendruck bei etwa 15–20 mm/Hg. Ist dieser Wert stark erhöht, führt dies zu einer irreparablen Schädigung des Sehnervs, die sich durch Gesichtsfeldausfälle bemerkbar macht.
- Makula-Degeneration: Eine der häufigsten Sehbehinderungen im fortgeschrittenen Lebensalter ist die altersbedingte Makula-Degeneration (AMD), welche in 2 Formen auftreten kann: der trockenen und der feuchten Makula-Degeneration. Bei dieser Erkrankung werden die Nervenzellen im Bereich des schärfsten Sehens (der Makula) zerstört. Bei der trockenen AMD nimmt die Sehschärfe langsam, aber stetig ab, die feuchte AMD verläuft wesentlich schneller als die trockene AMD.
- Diabetische Retinopathie: Mit dem starken Ansteigen der Wohlstandskrankheit Diabetes mellitus kommt es zwangsläufig auch vermehrt zu einer Schädigung der Augen durch die Diabetische Retinopathie. Bei dauernd erhöhten Blutzuckerwerten lagern sich im Auge Fett- und Eiweißstoffe in den empfindlichen Gefäßwänden ein, die dadurch brüchig werden und platzen können. Dies macht sich für den Betroffenen durch Gesichtsfeldausfälle bemerkbar.
Retinitis Pigmentosa: Bei der Retinopathia Pigmentosa, die umgangssprachlich meist als "Retinitis Pigmentosa" bezeichnet wird, handelt es sich um eine Gruppe erblich bedingter Netzhauterkrankungen. Erste Anzeichen sind in jungen Jahren vor allem oft
- Nachtblindheit, sog. Sehverlust bereits in der Dämmerung,
- Schwierigkeiten bei der Hell-Dunkel-Anpassung und umgekehrt.
Weitere Sehbehinderungen im Alter sind u. a. die sog. Alterssichtigkeit, bei der es zu langsameren Reaktionen kommt, da das Auge mehr Zeit benötigt, um sich auf Entfernungsänderungen und Helligkeitsanpassungen einzustellen. Ebenso treten trübe Hornhaut, kleinere Pupille und härtere und vergilbte Augenlinsen auf, die die Sehleistung beeinträchtigen (s. a. Abb. 1).
Diese alternsbedingten Sehbehinderungen führen zu höherer Blendempfindlichkeit; die Kontrastempfindlichkeit dagegen wird geringer und die wahrgenommenen Farben sind nicht mehr so satt und kräftig wie beim gesunden und jungen Auge.
Abb. 1: Das Altern des Auges