Dipl.-Ing. Cornelia von Quistorp
Die Unfall- und Gesundheitsrisiken sind im Bereich von Land- und Fortwirtschaft generell hoch. Allen technischen Weiterentwicklungen zum Trotz arbeitet der Mensch immer noch häufig buchstäblich hautnah an den Schnittstellen mit Natur und Technik. In beiden Fällen wirken oft große Kräfte in Arbeitsprozessen, die lange nicht so sicher lenkbar sind, wie das in anderen Bereichen der Arbeitswelt der Fall ist. Allerdings sind auch im Bereich der Landwirtschaft die Unfallzahlen allgemein leicht rückläufig und die Zahl der tödlichen Unfälle ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen.
2.1 Einsatz von Maschinen
Landwirtschaftliche Arbeitsmaschinen und Fahrzeuge bringen enorme Kräfte auf und sind in den letzten Jahrzehnten immer größer geworden. Zwar nimmt auch in der Landwirtschaft die Automatisierung zu, trotzdem ist der Kontakt mit Maschinen und Anlagen und ihren Antriebskräften viel enger als in anderen Branchen. Allein Unterhaltungsarbeiten an Maschinen und Fahrzeugen verursachen etwa 15 % der meldepflichtigen Unfälle (etwa 10 % der tödlichen Unfälle). Dazu kommen zahlreiche Unfälle bei der Feld- bzw. Erntearbeit, im Wein- und Gartenbau und im Forstbereich, bei denen Maschinen eine Rolle spielen.
Landwirtschaftsmaschinen und Fahrzeuge weisen eine Vielzahl von bewegten und/oder scharfen Bauteilen auf, an denen schwere Verletzungen möglich sind, wie Antriebswellen, Transportbänder, Fahrwerke, Schneidwerke, Rühr- oder Mischwerke, Pressen, Messer, Pflugschare, Dorne, Zinken u. v. m. Das gilt umso mehr, weil die entsprechenden Antriebsenergien und Gewichte meist hoch sind und z. B. beim An- und Abkuppeln von Fahrzeugen und Anbaugeräten oder bei der Störungsbeseitigung unmittelbar im Gefahrbereich gearbeitet wird. Grundsätzlich sorgen die natürlich auch in diesem Bereich gültigen Vorschriften zum Maschinenschutz (erkennbar u. a. am CE-Zeichen) dafür, dass mit Maschinen und Fahrzeugen sicher gearbeitet werden kann. Viele branchenspezifische Risiken erhöhen aber die Unfallgefahr, z. B.:
- Einsatz von nicht vorschriftenkonformen Maschinen, die entweder sehr alt, verändert oder für den vorgesehenen Zweck grundsätzlich nicht geeignet sind. Der Betrieb von nicht ordnungsgemäß instandgesetzten Maschinen oder das Entfernen von Schutzeinrichtungen kommt im Landwirtschaftsbereich häufig vor. Die anfallenden Tätigkeiten sind vielfältig und nicht jeder Betrieb hat für jede Arbeit immer das geeignete Gerät zur Verfügung bzw. scheut nötige Investitionen, wenn Geräte nur selten benötigt werden, sodass die Versuchung groß ist, sich mit dem vorhandenen Material zu behelfen.
- Einsatz unter schwierigen Arbeitsbedingungen und/oder unter Zeitdruck, z. B. Störungsbeseitigung auf unebenem Untergrund, während terminkritischer Feld- oder Erntearbeiten, bei Dunkelheit.
- Einsatz von Personen, die nicht immer die erforderliche Einweisung, Erfahrung oder Einstellung zum sicheren Arbeiten mitbringen.
Informationen zu Präventionsmaßnahmen:
- Technische Arbeitsmittel (VSG 3.1),
- diverse Technische Informationen und Broschüren zu speziellen Maschinen und Anlagen bzw. Arbeitsverfahren.
Beratungsangebote nutzen
Die Außendienstmitarbeiter der SVLFG beraten vor Ort, wenn z. B. Fragen zum sicheren Einsatz von Altmaschinen oder Zweifel am Sicherheitsstandard von Neumaschinen bestehen.
2.2 Viehhaltung
In der Gesamtzahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle stehen die Unfälle infolge Kontaktes mit Rindern stets an erster Stelle. Dabei sind (wegen der hohen Zahl der Milchviehbetriebe) Kühe am häufigsten unfallauslösend. Die tödlichen Unfälle in der Rindviehhaltung (größenordnungsmäßig etwa 10 im Jahr) werden jedoch häufiger durch Bullen verursacht. Weitaus geringer sind die Unfallzahlen mit Pferden (wobei hier die Haltungszahlen deutlich geringer sind als bei Rindern), mit Schweinen und Schafen.
Informationen zu Präventionsmaßnahmen:
- Tierhaltung (VSG 4.1),
- Broschüre B20 Rinderhaltung.
Praxistraining Rinderhaltung
Die SVLFG berät zur sicheren Gestaltung von Ställen und Arbeitsabläufen, bietet aber auch spezielle Schulungen für Rinderhalter an, in denen erfahrene Tiertrainer den sicheren Umgang mit Rindern praktisch schulen.
2.3 Forstarbeiten
Forstwirtschaft
Reine Forstwirtschaftsbetriebe bilden einen eigenen Schwerpunkt innerhalb der Landwirtschaft. Wenn es sich um große Unternehmen oder Forstverwaltungen handelt, sind die Strukturen und damit auch die Arbeitsbedingungen andere als in bäuerlichen Kleinbetrieben, die häufig Forstarbeiten nur als eine Betriebssparte neben anderen betreiben.
Als gesetzliche Unfallversicherung ist in jedem Fall die SVLFG zuständig.
Die Anzahl tödlicher Unfälle im Forst stellt (neben denen mit Fahrzeugen/Arbeitsmaschinen) regelmäßig einen traurigen Schwerpunkt innerhalb der SVLFG-Statistik dar. Ungefähr jeder vierte tödliche Unfall innerhalb der Land- und Forstwirtschaft und des Gartenbaus ereignet sich im Forstbereich, womit dieser angesichts der wesentlich geringeren Beschäftigtenzahlen deutlich überrepräsentiert ist. Mehr als die Hälfte der Todesfälle passieren dabei ...