Gedankliche Abkürzungswege, vereinfachte Alltagsmodelle, der Abgleich von Kosten und Nutzen – all das beeinflusst unsere Überlegungen, unsere Entscheidungen und unser (Risiko-)verhalten. In den meisten Fällen liegen wir mit unserer Einschätzung richtig – in manchen nicht. Was lässt sich nun aus den Ergebnissen der Risiko- und Entscheidungsforschung für eine sichere, aber auch ökonomische Bewältigung unseres Alltags ableiten?

Das Wissen um die Einflussvariablen und Schlussfolgerungsmechanismen in Entscheidungssituationen hilft, sich mancher Entscheidung bewusster zu werden und die ausschlaggebenden Parameter für "Ja" oder "Nein" zu hinterfragen.

Der Risikoforscher Klaus Heilmann spricht sich dafür aus, Risiken und Chancen gut abzuwägen: Risiken können wir nicht verhindern, nur reduzieren. "Alles, was wir tun im Leben, ist mit Risiko verbunden. Sie gehen aus dem Haus, es kann der Dachziegel runterfallen, Sie können auf der Straße ausrutschen und sich auf einer Leiter zu Hause das Genick brechen. Das ganze Leben, jeder Tag, jede Handlung ist mit Risiken verbunden."[1]

Professor Trimpop ergänzt: Ohne Risiko gibt es keinen Fortschritt, denn jeder Schritt voran kann uns auf unsicheres Gelände oder in eine noch unbekannte Gefahr bringen. Dieser Fort-Schritt wird hormonell, finanziell und sozial belohnt. Die Vermeidung jeglichen Risikos ist unnatürlich und nicht praktikabel. Risiken sind die Würze des Lebens.

Aber: Heilmann weist auch darauf hin, dass eine gesunde Portion Angst und Vorsicht nicht schaden kann. Angst ist der wichtigste Schutzmechanismus, der uns vor Gefahren warnt und zum Handeln veranlasst.

Trimpop kommt zu dem Schluss: Es geht nicht um Risikominimierung, sondern um Risikooptimierung: D. h. übersetzt, für die passende Situation das passende Verhalten auswählen.

Das erste Kapitel dieses Beitrags lautet "Die Ambivalenz des menschlichen Verhaltens". Mit diesem doppelbödigen Denkanstoß soll dieser Beitrag auch enden. "Keine PSA ausgeben kann`s ja nun nicht sein", meinte eine Arbeitsschützerin und weiter "hilft ein gezieltes Auseinandersetzen mit Risiken überhaupt, wenn Menschen so ein persönliches und risikobezogenes Wohlfühl-Level haben? Ich weiß es ehrlich nicht."

Um nicht ganz so resigniert zu enden, soll das Schlusswort gelten: Das ganze Leben ist und bleibt ein Experiment. Gefahren und Chancen ändern sich ein Leben lang. Dies gilt umso mehr, je komplexer die Weltzusammenhänge werden. Mit dem Wissen um die beschriebenen Phänomene der Risikowahrnehmung und -beurteilung kann man sich Risikokompetenz aneignen, die hilft, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Sowohl die Erkenntnis "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt" als auch "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser" haben ihre Berechtigung. Risikokompetenz bedeutet, die optimale Strategie zu nutzen.

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