Um zu überleben hat sich der Mensch im Laufe der Evolution für Bewegung optimiert. Von den Anfängen als Jäger und Sammler über unsere ersten sesshaften Vorfahren bis hin zur industriellen Revolution war der Großteil der Menschheit für den täglichen Broterwerb auf seine Muskelkraft angewiesen. Im 20. Jahrhundert hat sich die Notwendigkeit für körperliche Aktivität aufgrund der Technisierung der gesamten Gesellschaft stark reduziert. Durch die zunehmende Digitalisierung hat sich dieser Trend weiter beschleunigt.
2.1 Lebensprinzip Bewegung
Der Mensch funktioniert nach dem Lebensprinzip Bewegung. Ohne Bewegung keine Atmung, kein Herzschlag, kein venöser Rückfluss und keine Bandscheibenernährung. Bewegung tut Not.
Statt sich im Büro mehr zu bewegen, bleiben immer mehr Menschen immer länger und statisch sitzen. Das Problem lässt sich nicht aussitzen. Es gilt, das "dynamische System" unseres Körpers anzusprechen, die Gesamtbilanz positiv zu gestalten, ohne dabei Einbußen in den notwendigen Arbeitsprozessen hinnehmen zu müssen.
In den EU-28-Ländern waren 2012 bereits 2 Drittel aller Arbeitsplätze mit geringer körperlicher Aktivität (ISCO Kategorien 1–5) verbunden. Durch den steigenden Zeitdruck und die höher werdenden Arbeitsumfänge reduziert sich der Bewegungsmangel weiter, da immer weniger Raum für körperliche Aktivität in der Freizeit bleibt. Über 50 % der Arbeitnehmer der ISCO-Kategorien 1–5 geben mittlerweile an, dass sie sich selten oder nie körperlich betätigen.
Zuerst zeigten sich die positiven Seiten des gesellschaftlichen Wandels, wie eine erhöhte Lebenserwartung oder ein geringerer Verschleiß des Körpers. In der jüngeren Zeit kommt nun aber die Kehrseite der Medaille zum Vorschein. In vielen Studien hat sich gezeigt, dass der Mensch durch dauerhaften Bewegungsmangel krank wird.
Eine der Ursachen für diese gesundheitlichen Probleme liegt in der Entwicklungsgeschichte des Menschen begründet. Um auch in Notsituationen zu bestehen, versucht der Mensch immer, seinen eigenen Ressourcenverbrauch zu minimieren. D. h. z. B., dass wir Energiespeicher in Form von Fett anlegen, wenn wir mehr Energie über die Nahrung aufnehmen, als wir tatsächlich verbrauchen, oder dass der Organismus in den Sparmodus wechselt, wenn er nicht (körperlich) aktiv ist, beispielsweise wenn wir ruhig am Schreibtisch sitzen und arbeiten. Kurzfristig hat das zur Folge, dass man müde wird und mittelfristig baut der Körper nicht benötigte Muskulatur, z. B. am Rücken, ab. Langfristig führt ein Mangel an Stützmuskulatur zwangsläufig zu einer Fehlhaltung und mit hoher Wahrscheinlichkeit zu schmerzhaften Rückenproblemen.
In Langzeitstudien hat sich herausgestellt, dass lange Perioden mit geringer körperlicher Aktivität sogar zu einer Reduzierung der Lebenszeit führen können. "Sitzen ist das neue Rauchen" und "wir sitzen uns tot", so die Schlagzeilen in den Medien. Bewegungsmangel ist mittlerweile der vierthäufigste Todesgrund und Hauptursache für viele weitere Krankheiten (Rückenprobleme, Übergewicht, Diabetes Typ II, Herz-Kreislauf-Erkrankungen etc.) mit großen volks- und betriebswirtschaftlichen Kosten. Die Kosten, die direkt und indirekt durch Bewegungsmangel allein in Deutschland 2012 verursacht wurden, belaufen sich auf fast 15 Mrd. EUR.
2.2 Der Mensch zählt – er bewegt das Unternehmen
In modernen Unternehmen ist der Mensch mittlerweile die wichtigste Unternehmensressource. Es ist also im ureigenen Interesse jedes erfolgreichen Unternehmens, seine Mitarbeiter so zu unterstützen, dass sie in bester körperlicher und geistiger Verfassung sind. Das bedeutet sowohl die Minimierung der zuvor beschriebenen gesundheitlichen Probleme als auch die Förderung der mentalen Leistungsfähigkeit. Beides kann durch mehr Bewegung im Arbeitsumfeld erreicht werden.
Für die erfolgreiche Einführung von bewegungsfördernden Maßnahmen ist es entscheidend, dass die Beteiligten auf allen sozial-ö...