SCP ist Teil des SCC-Systems, das seinen Ursprung in der petro-chemischen Industrie hat. Hier ist bereits seit Jahren ein verstärkter Einsatz von Kontraktoren und Personaldienstleistern zu verzeichnen. Bei einer Revision arbeiten z. B. in einer Raffinerie häufig viel mehr Beschäftigte von Kontraktoren und für diese Zeit beschäftigte Leiharbeitnehmer als eigene Mitarbeiter. Viele dieser Kontraktoren beschäftigen in erheblichem Maße Leiharbeitnehmer oder müssen mit diesen zusammenarbeiten. Die Kontraktoren übernehmen aufgrund eines Dienst- oder Werkvertrags v. a. technische Dienstleistungen. Darunter fallen häufig auch sicherheitsrelevante Arbeiten, wie beispielsweise das Reinigen von Kesseln, Materialprüfungen, Wartungsarbeiten an Produktionsanlagen, Instandhaltungsarbeiten sowie Neu- und Umbauten von Anlagen.
Während die Unternehmen der petro-chemischen Industrie – schon wegen der Prozesssicherheit – einen hohen Sicherheitsstandard bei sich erreicht haben, sind die Sicherheitskompetenzen und das Sicherheitsbewusstsein der Beschäftigten der Fremdfirmen und der Leiharbeitnehmer i. d. R. deutlich niedriger. Die Fremdfirmen (Kontraktoren und Personaldienstleister) weisen vielfach wesentlich höhere Unfallzahlen auf. Das liegt sicherlich nicht nur daran, dass Kontraktoren häufig deutlich gefährlichere Tätigkeiten ausführen. I. d. R. sind Sicherheitsstandard, -kultur und -bewusstsein bei den Kontraktoren und den Personaldienstleistern deutlich geringer als bei den Auftraggebern. Daraus resultieren für das beauftragende Unternehmen, seine Prozesse und seine Mitarbeiter teilweise zusätzliche Sicherheits-, Unfall- und Ausfallrisiken. D. h., die Betriebsführung der Kontraktoren und Personaldienstleister, das Verhalten von deren Mitarbeitern und die Sicherheitskompetenzen und das Sicherheitsbewusstsein der Beschäftigten wirken wesentlich auf den Sicherheits-, Gesundheitsschutz- und Umweltschutzstandard ihrer Auftraggeber und damit auch auf deren Qualitätsstandard ein. Ein hoher Sicherheitsstandard der Kontraktoren und der Personaldienstleister liegt demzufolge im originären Interesse der Auftraggeber.
Vor diesem Hintergrund ist es seit langem üblich, dass Auftraggeber ihre (potenziellen) Kontraktoren hinsichtlich deren Qualität auch im Arbeits- und Umweltschutz bewerten – insbesondere durch Audits. Bei Personaldienstleistern war und ist dies jedoch eher selten.
Da für die geplanten technischen Dienstleistungen i. d. R. mehrere Kontraktoren angefragt werden, verursachen eigene Audits bei den in der engeren Auswahl stehenden Kontraktoren nicht unerhebliche zeitliche und finanzielle Aufwände beim Auftraggeber. Auf der Seite der Kontraktoren zeigt diese Vorgehensweise (Audits durch den Kunden) ein ähnliches Bild. Da Kontraktoren für mehrere Kunden arbeiten und diese nicht selten unterschiedliche Auditsysteme nutzen, führen Kundenaudits zwangsläufig zu Mehrfachauditierungen und einem hohen Aufwand – insbesondere für die Vorbereitung.
Diese sowohl für die Unternehmen der petro-chemischen Industrie als auch für deren Kontraktoren unbefriedigende Situation führte in den Niederlanden bereits in den 1980er-Jahren zur Entwicklung des SCC-Systems. Federführend war dabei die niederländische Mineralölindustrie. Sie stellte 1994 die ersten Versionen der Checklisten VCA und VCU in den Niederlanden vor. Gleichzeitig wurde das damit verbundene "Prüfverfahren" vom niederländischen Akkreditierungsrat (RvA) als akkreditierungsfähig zugelassen und das "System" unter der englischen Bezeichnung "Safety Certificate Contractors (SCC)" veröffentlicht.
Durch die Internationalität der Mineralölbranche fand das SCC-System schnell – das SCP etwas verzögert – auch in anderen Ländern Anwendung. Seit seinem Erscheinen wurde das SCC-System bereits zweimal einer Revision unterzogen. Federführend hierfür sind die niederländischen Herausgeber.