Effektives, konzentriertes Lernen und gutes Sehen stehen in einem engen Zusammenhang. Eine wichtige Voraussetzung für gutes Sehen ist ausreichendes und qualitativ hochwertiges Licht. Zu viel oder zu wenig Licht, eine schlechte Farbwiedergabe oder ungünstiger Schattenwurf beeinflussen unsere Wahrnehmung und führen zu einer schnellen Ermüdung unserer Augen. Das Lesen wird dann zunehmend anstrengend. Die Konzentration lässt nach. Mit Hilfe einer durchdachten und guten Lichtplanung im Klassenzimmer kann man diesen Problemen vorbeugen.
Folgende Punkte sollten daher bei der Lichtgestaltung eines gesunden und lernfördernden Klassenzimmers berücksichtigt werden.
Ausreichend Tageslicht
Der menschliche Organismus wird durch Tageslicht beeinflusst (siehe auch Infobox). Er hat sich an das im Tagesverlauf ändernde Licht, den Rhythmus von Tag und Nacht, im Laufe der Evolution angepasst. So wird die "innere Uhr" des Menschen durch den Licht-Dunkel-Wechsel synchronisiert. Daher ist es unerlässlich, dass Klassenzimmer mit entsprechend großen Fensterflächen ausgestattet sind, die eine Versorgung mit natürlichem Tageslicht gewährleisten. Diese sollten in regelmäßigen Abständen gereinigt werden, um den "Lichtverlust" durch Verschmutzung so gering wie möglich zu halten. Um störende Blendeinwirkungen zu bestimmten Tageszeiten zu vermeiden, ist zusätzlich zum außen liegenden Sonnenschutz ein innen liegender Blendschutz zu installieren, der bei Bedarf verwendet werden kann.
Bei der Planung von Neu- oder Umbaumaßnahmen sollte bei der Ausrichtung der Zimmer möglichst deren spätere Nutzung berücksichtigt werden. So empfiehlt es sich beispielweise, Fachräume für Informatik oder Kunst Richtung Norden auszurichten.
Künstliche Beleuchtung
Neben einer ausreichenden Versorgung mit Tageslicht ist für die Sicherstellung einer ausgewogenen Leuchtdichte sowie der erforderlichen Beleuchtungsstärke immer auch die Installation einer zusätzlichen künstlichen Beleuchtung notwendig. Folgende Kriterien für künstliches Licht müssen erfüllt sein:
Ausreichende Lichtmenge/Beleuchtungsstärke
An einem sonnigen Tag im Freien werden Beleuchtungsstärken von bis zu 100.000 Lux (lx) erzielt. In Innenräumen muss der Mensch mit wesentlich weniger Licht auskommen. Empfohlen wird für Unterrichtsräume in Grund- und weiterführenden Schulen eine Beleuchtungsstärke von mindestens 300 lx, für Lesebereiche von Bibliotheken sowie für Unterrichtsräume für Abendklassen und Erwachsenenbildung 500 lx und für Zeichensäle in Kunstschulen 750 lx.
Diese Werte sind als Mindestwerte zu verstehen. Die meisten Menschen empfinden höhere Beleuchtungsstärken bei der Arbeit als angenehmer und motivierender. Daher sollten überall im Klassenzimmer Beleuchtungsstärken von mindestens 500 lx erreicht werden.
Die Ausleuchtung von Klassenzimmern erfolgt in der Regel mit Rasterleuchten, die parallel zur Fensterfront angeordnet sind. Für eine ausreichende Beleuchtung sollten bei einer Raumtiefe von ca. 8 Metern etwa drei Leuchtenreihen eingeplant werden. Sind die Räume breiter, sollten mindestens vier Reihen installiert werden. Im Idealfall sind die Leuchtreihen einzeln schalt- und dimmbar, um damit die Helligkeit im ganzen Raum gleichmäßig einstellen zu können.
Leuchten mit einer direkten/indirekten Lichtverteilung ermöglichen eine flexible Anordnung der Schülertische und führen zu verminderten Reflexionen.
Für die Tafelbeleuchtung muss eine reflexions- und schattenfreie Ausleuchtung gewählt werden. Geeignet sind Wandfluter mit asymmetrischer Lichtverteilung, die für eine optimale Beleuchtung von vertikalen Flächen sorgen. Auch bei der Verwendung von Whiteboards oder anderen flexiblen Tafelsystemen muss eine gleichmäßige Beleuchtung gewährleistet sein. Ideal sind direkt am System befestigte Leuchten.
Gute Lichtqualität
Für gesundes und lernförderliches Arbeiten im Klassenzimmer ist neben der Lichtmenge auch die Qualität des Lichts von Bedeutung. Dieser Aspekt, wird in der Praxis bislang noch nicht ausreichend berücksichtigt.
Bei Pflanzen und Tieren ist mittlerweile weitläufig bekannt, dass für deren Gesunderhaltung und Wachstum in Innenräumen eine ausreichende künstliche Beleuchtung erforderlich ist. Hier wird sowohl die Lichtmenge als auch die Lichtqualität entsprechend den Bedürfnissen angepasst. Für die menschliche Gesundheit spielen Überlegungen in Hinblick auf die Qualität des ausgewählten Lichtes bislang allerdings noch eine untergeordnete Rolle.
Entscheidend für die Lichtqualität sind die Lichtfarbe und die Farbwiedergabe. Die Lichtfarbe einer Lampe ergibt sich aus der spektralen Zusammensetzung und der Farbtemperatur des ausgesandten Lichts.
In Klassenzimmern sollten Lampen eingesetzt werden, deren gemittelte Farbtemperatur größer als 4.000 Kelvin ist. Wichtig ist, dass nur Lampen einer Farbtemperatur zum Einsatz kommen, da eine Mischung die Sehleistung negativ beeinträchtigen kann (Abb. 15).
Die Farbwiedergabe gibt darüber Aufschluss, wie "korrekt" die Farbe eines Sehobjektes bei der entsprechenden Licht...