Wichtige menschliche Organe können nicht nur durch Unfälle geschädigt werden, sondern auch durch (chronische) Erkrankungen, die oft plötzlich und unerwartet ein akutes Krankheitsbild mit unmittelbarer Lebensgefahr entwickeln. Herzinfarkt und Schlaganfall sind hierfür die markantesten Beispiele. Dieses Kapitel macht Sie mit den Erste-Hilfe-Maßnahmen in solchen Akutfällen vertraut - die meisten davon sind Notfälle, die eine Alarmierung des Rettungsdienstes/Notarztes unverzüglich erfordern.
Herzinfarkt
Symptome
- Die Betroffenen haben oft starke Schmerzen hinter dem Brustbein mit Engegefühl im Brustkorb. Die Schmerzen strahlen oft in den linken Arm, die Schulterblätter und über den Hals bis zum Kiefer aus. Möglich ist auch, dass die Schmerzen in den Oberbauch ausstrahlen.
- Die Betroffenen können sehr unruhig, manchmal allerdings auch sehr ruhig sein. Sie machen einen ängstlichen, verunsicherten Eindruck.
- Das Aussehen (Gesicht) ist blassgrau, meist schweißnass.
- Die Betroffenen sind geschwächt und klagen über Luftnot, Übelkeit, selten mit Erbrechen.
So helfen Sie richtig
- Notruf/Alarmieren Sie schnellstmöglich den Rettungsdienst oder lassen Sie ihn durch weitere Helfer oder Helferinnen alarmieren.
- Beruhigen Sie die betroffene Person.
- Schirmen Sie die betroffene Person gegenüber ihrer Umgebung ab.
- Ist die betroffene Person bei Bewusstsein, lagern Sie sie schonend und bequem mit erhöhtem Oberkörper. Dies entlastet das Herz.
- Öffnen Sie enge Kleidung (Hemdkragen etc.).
- Anstrengungen und Aufregung müssen unbedingt vermieden werden. Bleiben Sie bei der betroffenen Person und lassen Sie sie bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes nicht allein.
- Sollte ein Herz-Kreislauf-Stillstand eintreten, müssen Sie sofort mit der Wiederbelebung beginnen und wenn verfügbar einen AED (Automatisierter externer Defibrillator) einsetzen.
Schlaganfall
Nicht immer sind die Anzeichen für einen Schlaganfall so ausgeprägt und gut zu erkennen, wie sie im Folgenden beschrieben sind. Sprechen Sie mit der betroffenen Person, damit Sie die Symptome erkennen.
Symptome
- Oft klagen die Betroffenen über plötzliche, heftigste Kopfschmerzen mit Übelkeit und Brechneigung, manchmal mit steifem Nacken.
- Lähmungen (Halbseitenlähmung), in leichten Fällen Missempfindungen (Taubheitsgefühl) und/oder Kraftminderung der Extremitäten.
- Gesichtslähmung mit herabhängendem Mundwinkel und einseitig geschlossenem Augenlid.
- Sehstörungen, Sprachstörungen mit "verwaschener" Sprache.
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Ein Schlaganfall ist ein sehr ernster Notfall. Leider wird er bisweilen nicht erkannt, weil die Anzeichen nicht immer so ausgeprägt sind wie beschrieben. Wenn die Betroffenen bei Bewusstsein sind, werden sie nicht selten für betrunken gehalten, weil sie schwanken, vom Stuhl fallen und manchmal Sprachstörungen aufweisen. Manchmal berichten die Betroffenen von Flimmern der Augen. Ursache für einen Schlaganfall sind meist Veränderungen an den Gefäßen. Durch hohen Blutdruck kann plötzlich eine Arterie im Gehirn platzen. Manchmal ist die Ursache auch ein Blutgerinnsel, das in Arterien im Gehirn stecken bleibt und diese verstopft. In jedem Fall sind die Blutversorgung und damit die Sauerstoffversorgung eines partiellen Bereichs des Gehirns unterbrochen, und es kommt zu entsprechenden Funktionsausfällen. Besonders tückisch sind angeborene Gefäßdefekte. Dabei handelt es sich um Schwachstellen oder auch Aussackungen in der Gefäßwand einer Arterie (in diesem Fall einer Hirnarterie), auch Aneurysma genannt. Dieses bleibt meist unerkannt, kann aber irgendwann, völlig unerwartet (z. B. durch plötzlichen hohen Blutdruck) zerreißen und zu einer Blutung im Gehirn mit den Anzeichen und den Folgen eines Schlaganfalles führen. In Deutschland gibt es immer mehr Schlaganfallzentren (Stroke Units), die sich auf Diagnostik und Therapie dieses Krankheitsbildes spezialisiert haben. Dies trägt in nicht unerheblichem Maße dazu bei, den Krankheitsverlauf und mögliche Spätfolgen positiv zu beeinflussen. Daher ist der frühzeitige Notruf in diesem Fall von ganz besonderer Bedeutung. |
- Schluckbeschwerden ggf. mit Erstickungsgefahr.
- Gedächtnisstörungen mit Orientierungsproblemen.
- Schlimmstenfalls treten Bewusstlosigkeit sowie Atem- und Kreislaufstörungen auf.
So helfen Sie richtig
- Notruf/Alarmieren Sie sofort den Rettungsdienst.
- Seitenlage bei Bewusstlosigkeit und vorhandener Atmung.
- Wiederbelebung bei Herz-Kreislauf-Stillstand (keine Atmung).
- Wenn die betroffene Person bei Bewusstsein ist, lagern Sie sie bequem mit erhöhtem Oberkörper.
- Polstern Sie die gelähmten Körperteile.
- Beobachten und betreuen Sie die betroffene Person ständig bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes.
Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
Diabetes mellitus ist die Bezeichnung einer Stoffwechselstörung, deren Ursache ein Mangel an Insulin (einem Hormon der Bauchspeicheldrüse) ist. Für die Erste Hilfe sind genaue Kenntnisse der Stoffwechelstörung nicht erforderlich. Betroffene kennen sich damit bestens aus. Geraten die Stoffwechselvorgänge bei einem von der Zuckerkrankheit B...