[Vorspann]
Vorbemerkung
Bei der Bezeichnung von Personen dient die Verwendung der grammatikalisch männlichen Form der besseren Lesbarkeit und schließt die weibliche Person mit ein. Besteht kein Unterschied zwischen Straßenbetrieb und Straßenunterhalt wird nur der Begriff "Straßenbetrieb" verwendet. Dies dient ebenfalls zum Verbessern der Lesbarkeit.
Vorwort
Das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) schreibt vor, dass ein Arbeitgeber durch eine Beurteilung der für die Beschäftigten mit ihrer Arbeit verbundenen Gefährdung zu ermitteln hat, welche Maßnahmen des Arbeitsschutzes erforderlich sind. In die Gefährdungsbeurteilung sind auch die psychischen Belastungen bei der Arbeit einzubeziehen.
Diese Information bietet Führungskräften (Leiter von übergeordneten Dienststellen, Bauhofleiter, Straßenmeister, Kolonnenführer, Vorarbeiter) im
- Straßenbetriebsdienst,
- Straßenkontrolldienst,
- Straßenunterhalt
und ähnlichen Arbeitsbereichen (z. B. Bau- oder Betriebshöfe) Hilfestellungen zur Beurteilung der psychischen Belastungen und Ableitung geeigneter Maßnahmen zum Vermeiden oder Verringern gesundheitsschädlicher psychischer Belastungen. Hierbei werden auch Einflüsse der betrieblichen Gesamtorganisation benannt. Ferner werden nicht nur präventive Aspekte thematisiert, sondern auch die Notfallhilfe nach einem traumatischen Ereignis. Die Information stellt auch für Fachkräfte für Arbeitssicherheit sowie Betriebsärzte eine Hilfestellung zur Beratung dar.
Es werden grundlegende Informationen zu typischen psychischen Gefährdungen und Belastungen im Rahmen des Straßenbetriebsdienstes oder -kontrolldienstes sowie bei Arbeiten zum Straßenunterhalt oder -bau zur Verfügung gestellt. Für spezielle Themen werden zusätzlich Hinweise zur Gefährdungsbeurteilung gegeben und beispielhaft bewährte Schutzmaßnahmen dargestellt.
Die vorliegende Schrift ergänzt die bestehenden Informationsschriften "Beurteilung von Gefährdungen und Belastungen am Arbeitsplatz" (BGI/GUV-I 8700) und "Beurteilung von Gefährdungen und Belastungen am Arbeitsplatz bei der Straßenunterhaltung" (GUV-I 8756). Sie bietet eine Hilfestellung zum Verständnis und Erkennen psychischer Belastungen bei Arbeiten im Straßenverkehr sowie eine Sammlung guter Praxisbeispiele, die Hilfestellung geben bei der Vermeidung oder Reduzierung dieser Belastungen.
1 Grundlagen
Tätigkeiten im Straßenverkehr
Die Arbeit im Straßenverkehr ist für die dort Beschäftigten geprägt durch eine Vielzahl verschiedener Tätigkeiten. So sind Mäh- und Schneidarbeiten, Tätigkeiten bei Straßenbau und -unterhaltung sowie auch Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten von Geräten und Maschinen zu leisten. Reinigungsarbeiten sind z. B. bei Leitpfosten und Beschilderung auszuführen, Unrat und tote Tiere müssen von der Straße oder den Rastplätzen entfernt werden. Pflaster- und Markierungsarbeiten sowie Arbeiten mit Schotter oder Fugenvergussmasse machen deutlich, dass an die Beschäftigten körperlich beanspruchende Anforderungen gestellt werden. Das offensichtliche und ausgeprägte Vorliegen dieser physischen Aspekte mag ein Grund dafür sein, dass die psychischen Faktoren bis jetzt noch nicht befriedigend berücksichtigt wurden. Die Art der Arbeit unterliegt außerdem stark saisonal bedingten Schwankungen, bis hin zu Räum-, Streu- und Rüstarbeiten im Winterdienst. Diese sind vom aktuellen Wetter abhängig und häufig mit Einsätzen auch außerhalb der regulären Dienstzeit verbunden. Zudem sind Arbeiten im Bereich des Mittelstreifens von Autobahnen bzw. mehrspurigen Straßen zu verrichten, die eine Überquerung der Fahrbahn bei fließendem Verkehr erfordern. Nicht zuletzt gilt es, die Umgebung einer Vielzahl der Tätigkeiten zu bedenken: den Verkehrsraum.
Ziel der Tätigkeiten im Straßenverkehr ist es letztlich, zu jeder Jahreszeit für möglichst sichere und gut befahrbare Straßen zu sorgen. Dazu gehören eine saubere Fahrbahn sowie gut sichtbare Fahrbahnmarkierungen, Leitpfosten, Verkehrsschilder und Wegweiser. Tätigkeiten im Straßenverkehr kommen also allen Verkehrsteilnehmern zugute.
Beurteilung von Gefährdungen und Belastungen bei Arbeiten im Straßenverkehr
Die Beschäftigten sind in ihrem Arbeitsalltag einem hohen Unfall- bzw. Gesundheitsrisiko sowie vielen Belastungen ausgesetzt. Beinahe die Hälfte der im Straßenbetriebsdienst Beschäftigten scheidet aufgrund gesundheitlicher Probleme vorzeitig aus dem Erwerbsleben aus [siehe Referenzen: 1]. Das Risiko eines Straßenwärters, bei seiner Tätigkeit tödlich zu verunglücken, ist im Schnitt zwölf mal höher als bei anderen Berufgruppen [2].
Neben der Gefahr, durch fremde Verursacher schwer oder gar tödlich zu verunglücken, gibt es eine Vielzahl weiterer Gefährdungsfaktoren. Die Information "Beurteilung von Gefährdungen und Belastungen bei der Straßenunterhaltung" (GUV-I 8756) beschreibt mechanische, elektrische, thermische und biologische Gefährdungen sowie die Gefahrstoffproblematik oder spezielle physikalische Einwirkungen wie Lärm oder Ganzkörper- und Hand-Arm-Schwingungen.
Ausführlich wird dabei auch auf die Thematik der Organi...