Für den Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit ist ein profundes Wissen der Zusammenhänge von Arbeit und Gesundheit erforderlich. Wesentliche Voraussetzung dafür ist die Durchführung entsprechender Forschungsvorhaben und Recherchen. Aus ihnen werden Erkenntnisse für die betriebliche Praxis abgeleitet, aufbereitet, im Rahmen von Modellprojekten erprobt und bei der Konzeption sowie Weiterentwicklung von Präventionsprodukten berücksichtigt. Beispiele dafür sind:
Psychotherapeutenverfahren
Unvorhergesehene und mit schwerwiegenden Folgen für Betroffene und Beobachtende verbundene Ereignisse kommen regelmäßig in verschiedensten Arbeitskontexten vor. Um allen Beschäftigten die Bewältigung von traumatischen Situationen zu ermöglichen, hat die gesetzliche Unfallversicherung das Psychotherapeutenverfahren eingeführt. Als Modellprojekt gestartet, ist es mittlerweile ein wichtiger und fester Bestandteil der Rehabilitationsleistungen der Unfallversicherungsträger. Es sorgt für eine schnelle Versorgung mit psychotherapeutischer Expertise, die sonst erst nach mehrmonatiger Wartezeit möglich wäre.
Individualprävention
Individuelle Umstände können zu einem erhöhten einschlägigen Erkrankungsrisiko führen. Für Versicherte, bei denen sich ein gesundheitliches Risiko bereits (ansatzweise) verwirklicht hat, und welche schon erste Symptome einer Berufskrankheit zeigen, sind individuelle Maßnahmen zum Schutz erforderlich. Grundsätzlich kommen alle Präventionsmaßnahmen in Betracht, die objektiv geeignet sind, den Versicherten eine Fortsetzung ihrer bisherigen Tätigkeit am Arbeitsplatz zu ermöglichen.
Die Weiterentwicklung des Berufskrankheitenrechts sieht eine Stärkung der Individualprävention vor. Bedürfnisse der Versicherten werden in den Vordergrund gerückt. Ihnen wird eine aktive Rolle in der Mitwirkung zugesprochen. Berufskrankheiten können anerkannt werden, ohne dass dafür die ausgeübte Tätigkeit unterlassen werden muss. Unfallversicherungsträger entwickeln in diesem Zusammenhang unter anderem Konzepte für Erkrankungen der Haut, des Muskel-Skelett-Systems, des Atmungssystems, des zentralen Nervensystems sowie für arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren nach Unfallfolgen bzw. weiten diese aus.
Horizontaler Berufsumstieg
Unfälle oder Krankheiten können im Laufe eines Arbeitslebens dazu führen, dass der ursprüngliche Beruf nicht mehr ausgeübt werden kann. Berufswechsel können aber auch präventiv erfolgen. Sinnvoll kann das sein, wenn Beschäftigte merken, dass sie ihren aktuellen Beruf aufgrund bestehender Belastungen vermutlich nicht bis zur Rente werden ausüben können. Damit die Teilhabe am Berufsleben nicht endet, wurde vom Institut für Arbeit und Gesundheit der DGUV (IAG) im Forschungsprojekt "Horizontaler Berufsumstieg - eine neue berufliche Chance für ältere Beschäftigte" ein elektronischer Wegweiser entwickelt. Dieser sucht auf der Grundlage der Angaben der Nutzenden alternative Berufsbilder, die mit den vorhandenen Kompetenzen, Qualifikationen, Interessen und gesundheitlichen Voraussetzungen Optionen für einen Berufswechsel aufzeigen.
Berufsbedingte Mobilität (BestMobil)
Mobilität ist in mehrfacher Hinsicht ein Handlungsfeld der gesetzlichen Unfallversicherung, wenn es um die Beschäftigungsfähigkeit von Versicherten geht.
Auf der einen Seite betrifft dies Menschen mit einer Mobilitätseinschränkung (z. B. Personen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind), auf der anderen Seite ist Mobilität für viele Arbeitnehmende unmittelbar mit ihrer täglichen Arbeitstätigkeit verbunden; sei es durch Pendelwege zur Arbeitsstätte oder weil die Arbeitstätigkeit an verschiedenen Orten ausgeführt werden muss. Mobilität tangiert damit Themengebiete wie Barrierefreiheit, Bedienungskomfort von Hilfs- und Arbeitsmitteln aber auch die Sicherheit im Straßenverkehr. Letzteres betrifft auch den Bildungsbereich, also Schülerinnen und Schüler, die in jungen Jahren lernen mit den Möglichkeiten und Gefahren von Mobilität umzugehen. Für alle Personengruppen gilt es, wirksame Gestaltungsmaßnahmen zu erarbeiten. Deshalb unterstützt die gesetzliche Unfallversicherung auch in diesem Bereich Forschungsprojekte. Ein Beispiel dafür ist das Projekt "BestMobil", welches das Ziel verfolgt, berufsbedingte Mobilität sicherer zu machen.
Beurteilung der Arbeitsbedingungen an Hochschulen
Hochschulen sind Orte des Wissens und der Wissensvermittlung. Kreativität erfordert Freiräume - dies allein schafft aber nicht automatisch sichere und gesunde Arbeits- bzw. Lernplätze. Die gesetzliche Unfallversicherung unterstützt deshalb ein Forschungsprojekt zur Beurteilung der Arbeitsbedingungen an Hochschulen sowie deren Gestaltung im Hinblick auf Sicherheit und Gesundheit. Dieses Projekt richtet sich sowohl an die Angestellten (Beschäftigte aus dem wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Bereich) als auch in adaptierter Form an die Studierenden. Außerdem wird die Wirksamkeit der erprobten Maßnahmen untersucht und der Austausch unter den beteiligten Hochschulen gefördert.
Alternde Belegschaf...