Psychosoziale Notfallversorgung im Betrieb

Die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) zielt darauf ab, akute Stressreaktionen von Beschäftigten zu mindern und ihre Bewältigungsstrategien zu stärken. Es ist jedoch unklar, wie Unternehmen in Deutschland die PSNV umsetzen – ob intern, durch externe Dienstleister oder gar nicht. Eine aktuelle Studie, die bis 2025 läuft, befragt derzeit rund 4.000 Unternehmen, um einen Überblick zu gewinnen.

Seit den 1980er Jahren gewinnt die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) für eine Vielzahl von Betroffenen zunehmend an Bedeutung – von Notfallopfern über Angehörige bis hin zu Einsatzkräften. Sie zielt darauf ab, psychische Gesundheitsrisiken bei Notfällen zu behandeln, wie etwa Angst oder Hilflosigkeit. Auch in der Arbeitswelt findet die PSNV vermehrt Anwendung. Traumaassoziierte Gesundheitskosten belaufen sich jährlich auf bis zu 3,3 Milliarden Euro, wobei im betrieblichen Kontext gute Ergebnisse verzeichnet werden: Mehr als 10.000 versicherte Arbeitnehmer wurden 2019 erfolgreich behandelt, 2020 waren es rund 8.800.

PSNV im Arbeitsleben

In Notfallsituationen im Berufsleben, die eine psychosoziale Notfallversorgung erfordern, handelt es sich oft um schwere oder tödliche Arbeitsunfälle sowie Verkehrsunfälle auf dem Weg zur Arbeit oder während Dienstreisen. Zur Förderung der psychischen Stabilität empfiehlt die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) die Implementierung einer psychosozialen Notfallversorgung direkt im Unternehmen. Wenn Unternehmen keine ausreichende und professionelle Notfallversorgung anbieten können, sollten die betroffenen Beschäftigten vom Betrieb in eine professionelle psychiatrische oder psychotherapeutische (Nach-)Versorgung externer Dienstleister überwiesen werden. Diese wird zum Beispiel von den Berufsgenossenschaften und anderen Unfallversicherungsträgern durchgeführt.  Unternehmen können darüber hinaus auch die Angebote sogenannter regional organisierter ehrenamtlicher PSNV-B-Teams (psychosoziale Notfallversorgung für Betroffene in der Bevölkerung) für die Akutbetreuung ihrer Beschäftigten nutzen.

Forschungsprojekt

Genaue Daten über die PSNV in Unternehmen lagen bislang nicht vor. Die Forschungsgruppe PSNV-U (psychosoziale Notfallversorgung in Unternehmen) der SRH-Hochschule für Gesundheit in Gera arbeitet seit 2022 mit Unterstützung der DGUV an einem Forschungsprojekt. Ihr Ziel ist es, einen genaueren Überblick über die betrieblichen Aktivitäten und Maßnahmen zu erhalten. Zudem sollen betriebliche Faktoren, die eine psychosoziale Betreuung nach Notfällen positiv oder negativ beeinflussen, erfasst werden. Neben der betrieblichen Situation sollen auch die PSNV-Angebote der Unfallversicherungsträger, der PSNV-B-Teams und anderer externer Anbieter Gegenstand des Projekts sein.

Onlineumfrage in 4.000 Betrieben

Die Befragung der Unternehmen erfolgt über eine Onlineumfrage, wobei Betriebsgröße, Branche und Zugehörigkeit zu Unfallversicherungsträgern berücksichtigt werden. Die Auswahl der 4.000 Betriebe erfolgt aus einem Datensatz von drei Millionen Unternehmensadressen. Die Forscher erwarten eine Rücklaufquote von etwa einem Prozent bei diesen 4.000 Unternehmen. Die Intensivbefragung begann Ende 2023, und die endgültigen Studienergebnisse werden für 2025 erwartet.