Abbildung kann aus Gründen des Urheberrechts nicht dargestellt werden.

Legionellen sind in der Umwelt natürlich vorkommende wärmeliebende Bakterien. Sie kommen in geringer Zahl in Oberflächengewässern, wie Flüssen und Seen, im Grundwasser aber auch im Trink- und Brauchwasser vor. Es gibt über 60 verschiedene Arten; einige von ihnen sind Infektionserreger, allen voran die Art Legionella pneumophila (Serogruppe 1).

Bei Instandhaltungen und Servicetätigkeiten an Warmwassersystemen oder wässrigen Kühl- und Abscheidesystemen muss mit dem Vorkommen von Legionellen gerechnet werden.

Neben betriebseigenen Beschäftigten, die Tätigkeiten an Warmwassersystemen ausführen, sind vor allem Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Sanitär-, Heizung-, Klima (SHK)-Handwerks betroffen.

Ebenfalls betroffen sind Beschäftigte, die Überwachungstätigkeiten nach der 42. Bundesimmissionsschutz-Verordnung (BImSchV) an Verdunstungskühlanlagen, Kühltürmen und Nassabscheidern ausführen.

Darüber hinaus muss beachtet werden, dass bei entsprechenden Tätigkeiten im Ausland oftmals von häufigeren und stärkeren Legionellen-Belastungen auszugehen ist, zum Beispiel aufgrund klimatischer Bedingungen.

Informationen zur Gefährdungsbeurteilung nach BioStoffV

In Warmwassersystemen und bei Tätigkeiten mit kreislaufgeführtem Warmwasser besteht das Risiko eines Legionellenwachstums.

Die Legionellen können sich in "Biofilmen", die an Rohrleitungen und an den Wänden von Wasserspeichern haften, und vor allem in Amöben (tierische Einzeller), die im Wasser vorkommen, vermehren. Dabei spielt die Wassertemperatur eine entscheidende Rolle.

Auch wenn Legionellen wärmeliebend sind, können sie bei niedrigen Temperaturen überleben, ihre Wachstumsfähigkeit (Vermehrung) ist aber eingeschränkt.

Ab 20 °C nimmt die Wachstumsrate deutlich zu mit einem Optimum im Bereich zwischen 30 °C – 45 °C. Oberhalb einer Wassertemperatur von 60 °C erfolgt allmählich, in Abhängigkeit von der Zeitdauer, ein Absterben: je höher die Temperatur ist, desto kürzer ist die Absterbephase. Bei 70 °C werden Legionellen bereits nach wenigen Sekunden abgetötet.

Ein vermehrtes Wachstum von Legionellen wird beispielsweise begünstigt durch:

  • Warmwassersysteme mit dauernden Betriebstemperaturen im Risikobereich zwischen 25 °– 55 °C
  • ungenügend fließendes, stehendes Wasser (Stagnation), zum Beispiel aufgrund von Verzweigungen, Ablagerungen, Blindleitungen, selten oder längere Zeit nicht genutzten Wasserleitungen und Wassersysteme, auch Wasser in Schläuchen
  • nicht ausreichend wärmeisolierte Wasserleitungen in Gebäuden
  • ein überdimensioniertes Wassersystem (mangelnde Durchströmung des Leitungssystems)
  • mangelnde Wartung (z. B. Biofilmbildung und/oder hohe Gesamtkoloniezahl).

Besonders Bereiche in denen Wasser fein "zerstäubt" wird (z. B. durch Duschen, Klimaanlagen, Luftbefeuchter, Springbrunnen, Wasserberieselung) stellen Risikobereiche dar.

Gesundheitliche Aspekte

Wird mit Legionellen belastetes Sprühwasser (Bioaerosol) eingeatmet, können zwei unterschiedliche Krankheitsbilder auftreten: eine schwere Lungenentzündung (Legionellose), die unbehandelt sogar zum Tod führen kann, oder das häufiger vorkommende "Pontiac-Fieber", eine grippeähnliche Erkrankung mit selten schweren Verläufen. Eine Infektionsdosis ist nicht bekannt, auch gibt es bislang keine Schutzimpfung. Besonders gefährdet sind Menschen mit Grunderkrankungen oder geschwächtem Immunsystem und (ehemalige) Raucher; Männer erkranken häufiger.

Ein versehentliches Verschlucken von legionellenbelastetem Wasser oder ein Hautkontakt stellt keine Infektionsgefahr dar, ebenso erfolgt keine Übertragung von Mensch zu Mensch.

Maßnahmen

Grundsätzliches

Bei der regelmäßiger Instandhaltung und Reinigung der Warmwassersysteme ist die Bildung einatembarer Bioaerosole unbedingt zu vermeiden. Ist das nicht möglich, sollte unbedingt Atemschutz (mindestens FFP2) getragen werden (siehe auch Abschnitt A7).

Die Einzelkomponenten der Systeme sollten dem Stand der Technik entsprechen und leicht zu reinigen und bei Bedarf zu desinfizieren sein. Geräte und Anlagen sollten bei Nichtbenutzung gereinigt und in trockenem Zustand aufbewahrt werden.

Ein langfristiger Biozideinsatz sollte vermieden werden, da er zur Ausbildung von Resistenzen führen kann; oxidierende Desinfektionsmittel sind zu bevorzugen (z. B. Chlor, Wasserstoffperoxid).

Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) regelt die Untersuchungen von Wasserproben auf Legionellen in Großanlagen zur Trinkwassererwärmung und unterscheidet zwischen gewerblichen Anlagen und Anlagen zur öffentlichen Abgabe von Warmwasser. Hier sind Untersuchungsfristen vorgegeben, in denen der technische Maßnahmewert von maximal 100 KBE/100 ml an Legionellen zu kontrollieren ist.

Bei Überschreitung besteht Meldepflicht an das Gesundheitsamt und die Verpflichtung zu Abhilfemaßnahmen (z. B. Ortsbesichtigung, Überprüfung des Stands der Technik, Gefährdungsbeurteilung, Festlegung von Schutzmaßnahmen; Kontrollprobenahme).

Anlagen, bei denen es zu Legionellenbefall oder anderen hyg...

Dieser Inhalt ist unter anderem im Arbeitsschutz Office Professional enthalten. Sie wollen mehr?


Meistgelesene beiträge