Auch wenn häufig Ladegeräte, wie Gabelstapler, zur Verfügung stehen, kommt es vor, dass von Hand be- oder entladen wird. Das Heben und Tragen, Ziehen und Schieben von Lasten stellt jedoch eine körperliche Belastung für Ihre Beschäftigten dar. Diese ist z. B. abhängig von den Lastgewichten, der Anzahl der Umsetzvorgänge sowie der Körperhaltung.
Abb. 70
Richtiges und falsches Heben
Beim manuellen Bewegen von Lasten können folgende Gefährdungen entstehen:
Beurteilung der Gefährdungen durch Heben, Tragen, Ziehen und Schieben
Als Unternehmerin bzw. Unternehmer sind Sie verpflichtet, die Gefährdungen, die sich aus der Handhabung schwerer Lasten in Abhängigkeit von Häufigkeit und Körperhaltung für Ihre Beschäftigten ergeben, zu beurteilen. Ein praxisgerechtes Verfahren stellt die sogenannte Leitmerkmalmethode (LMM) für Hebe- oder Tragetätigkeiten dar. Hierbei werden die Leitmerkmale, wie z. B. Zeit, Last, Haltung und Ausführungsbedingung, unterschiedlich gewichtet und daraus eine Punktsumme ermittelt. Diese stellt ein Maß für die Belastung dar. Aufgrund der Punktsumme können Tätigkeiten bestimmten Risikobereichen zugeordnet werden (Tabelle 5).
Aus dieser Gefährdungsabschätzung sind sofort Gestaltungsnotwendigkeiten für die Arbeit erkennbar. Dies können sein:
- hoher Einfluss der Zeit am Punktwert: organisatorische Regelungen,
- hoher Einfluss der Last am Punktwert: z. B. Einsatz von Hebehilfen, und
- hoher Einfluss der Haltung am Punktwert: Verbesserung der Arbeitsplatzgestaltung, z. B. vermeiden von tiefem Beugen oder weitem Vorneigen bei gleichzeitigem Verdrehen des Oberkörpers.
Eine vergleichbare Methode gibt es auch zu Ziehen und Schieben.
Tabelle 5 Auszug aus der Leitmerkmalmethode zum Heben, Halten und Tragen der BAuA
Risiko |
Punktwert |
Belastungshöhe |
- Wahrscheinlichkeit körperlicher Überbeanspruchung
- Mögliche gesundheitliche Folgen
|
Maßnahmen |
1 |
< 20 Punkte |
gering |
- Körperliche Überbeanspruchung ist unwahrscheinlich
- Gesundheitsgefährdung nicht zu erwarten
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Keine |
2 |
20-< 50 Punkte |
mäßig erhöht |
- Körperliche Überbeanspruchung ist bei vermindert belastbaren Personen möglich.
- Ermüdung, geringgradige Anpassungsbeschwerden, die in der Freizeit kompensiert werden können
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Für vermindert belastbare Personen sind Maßnahmen zur Gestaltung und sonstige Präventionsmaßnahmen sinnvoll. |
3 |
50-< 100 Punkte |
wesentlich erhöht |
- Körperliche Überbeanspruchung ist auch für normal belastbare Personen möglich
- Beschwerden (Schmerzen) ggf. mit Funktionsstörungen, meistens reversibel, ohne morphologische Manifestation
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Maßnahmen zur Gestaltung und sonstige Präventionsmaßnahmen sind zu prüfen. |
4 |
≥ 100 Punkte |
hoch |
- Körperliche Überbeanspruchung ist wahrscheinlich.
- Stärker ausgeprägte Beschwerden und/oder Funktionsstörungen, Strukturschäden mit Krankheitswert
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Maßnahmen zur Gestaltung sind erforderlich. Sonstige Präventionsmaßnahmen sind zu prüfen. |
Prüfen Sie zunächst, ob es unbedingt notwendig ist, Lasten von Hand zu bewegen. Ist dies unvermeidbar, treffen Sie in Abhängigkeit von Ihrer Gefährdungsbeurteilung z. B. folgende Maßnahmen:
- Stellen Sie geeignete Hilfsmittel, wie z. B. Sackkarre, Hubwagen oder Tragegurte, zur Verfügung.
- Achten Sie darauf, dass schwere oder sperrige Güter immer von mehreren Personen gehoben und getragen werden. Organisieren Sie gegebenenfalls Hilfe vor Ort.
- Stellen Sie Ihren Beschäftigten die notwendige geeignete persönliche Schutzausrüstung, wie Sich...