Anwendung der Leitmerkmalmethode „Ziehen und Schieben“

Die Leitmerkmalmethode "Ziehen und Schieben" dient zur Berechnung der Belastungshöhe beim Fortbewegen von Flurförderzeugen, Hängebahnen oder Hängekränen unter Aufwendung von Muskelkraft. Das Beispiel des Märchens "Schneewittchen und die sieben Zwerge" zeigt das Vorgehen und Möglichkeiten zur Belastungsreduzierung.

Schon bislang wurde Ziehen und Schieben in einer Leitmerkmalmethode abgebildet. Bei der Aktualisierung wurde diese nun überarbeitet und weitere Belastungsfaktoren aufgenommen.

Anwendungsbereich

Die Leitmerkmalmethode "Ziehen und Schieben" befasst sich mit dem Fortbewegen von Flurförderzeugen, Hängebahnen oder Hängekränen unter Aufwendung von Muskelkraft. Flurförderzeuge können dabei Karren, Trolleys oder Wagen sein, die ausschließlich mit Muskelkraft auf dem Boden in allen Richtungen frei bewegt werden.

Typisch ist das Ziehen von Gehgabelhubwagen mit Paletten oder das Schieben von Rollbehältern.

Grundzüge der Leitmerkmalmethoden

Das Grundprinzip der Leitmerkmalmethoden ist, eine bestimmte Tätigkeit mit einem Punktwert zu bewerten. Dieser Wert gibt Auskunft über die Belastungshöhe und wird aus den wichtigsten Faktoren berechnet, die für die jeweilige Tätigkeit kennzeichnend sind.

Aufgenommen werden beispielsweise:

  • Lastgewicht wie z. B. beim Heben, Tragen, Schieben oder Ziehen,
  • Lastaufnahmebedingungen wie z. B. ein- oder beidhändig, über Kopf oder vom Boden,
  • Körperhaltungen wie z. B. aufrecht, verdreht, gebeugt, sitzend, hockend oder kniend,
  • Körperbewegung wie Rumpfverdrehung oder -seitneigung,
  • Körperfortbewegung wie Gehen, Steigen, Kriechen oder Klettern,
  • Bewegungsmöglichkeiten bzw. -einschränkungen,
  • Belastung einzelner Körperteile und Gelenke wie z. B. Finger, Schultern oder Knie,
  • Arbeitsorganisation wie z. B. die Häufigkeit von Belastungswechseln,
  • Greifbedingungen z. B. von Werkzeugen oder Maschinen,
  • Kraftausübung bzw. -übertragung wie etwa beim Arbeiten mit Werkzeugen oder Maschinen,
  • Beschaffenheit des Untergrunds bzw. Fahrwegs wie z. B. eben, glatt, stark verschmutzt oder grob gepflastert,
  • Ausführungsbedingungen wie z. B. Nässe, Vibrationen oder hohe geistige Konzentration.

Außerdem wird die Ausführungsdauer mit einer Zeitgewichtung berücksichtigt. Bei den Leitmerkmalmethoden, bei denen Lasten eine Rolle spielen, gibt es einen zusätzlichen Multiplikationsfaktor für weibliche Mitarbeiter. Das Ergebnis wird schließlich als Punktwert mit den Stufen in einer Tabelle verglichen:

Berechnung LMM Ganzkörperkräfte

Rechenbeispiel: Schneewittchen und die sieben Zwerge

Die Zwerge schieben Schubkarren mit Edelsteinen und Erzen. Die Beschaffenheit der alten Schubkarren und der Fahrwege ist schlecht (unergonomische Griffe, eiernde Räder, unebener Boden mit Geröll, Einsinken in den Boden). Zudem müssen Steigungen überwunden werden.

Berechnung

Die Zwerge wechseln sich beim Schieben ab (häufige Belastungswechsel während des Tages), jeder schiebt also nur 1/7 der Arbeitszeit (ca. 60 min), davon 50% eine volle Schubkarre (100 – 200 kg), 50% ist die Schubkarre auf dem Rückweg leer (< 50 kg)

Der Fahrweg ist unbefestigt, stark verschmutzt, hat teilweise Neigungen von > 2°, durch Einsinken entstehen regelmäßig erhöhte Anfahrkräfte, die Schubkarren haben keine Bremsen.

Die Schubkarre wird mit nach unten hängenden Armen gehalten, d.h. wir rechnen mit einer festen Kraftangriffshöhe von <0,9 m. (für Zwerge gibt es noch keine Tabelle, deswegen rechnen wir mit den „Menschen-Werten“).


Lastgewicht

+

= (3+10)/2

Fahrweg (uneben, Neigung >2°)

+

= 3+5

Ungünstige Eigenschaften (keine Bremse)

+

= 3

ungünstige Ausführung (einsinken)

+

= 3

Arbeitsorganisation (keine Wechsel der Tätigkeit)

+

= 0

Körperhaltung

+

= 8

Zeitgewichtung (8 h Gesamtdauer je Tag)

x

= 4

Summe

 

= 114

Prozessverbesserung

Durch das Verlegen von Gleisen und den Einsatz von Loren werden sowohl Fahrwege verbessert als auch die Fahrzeuge optimiert, denn die schienengeführte Lore hat nun eine Bremse. Die Neigungen können zwar nicht ausgeglichen werden, aber auch die Körperhaltung wird besser, weil der Kraftangriffspunkt frei wählbar ist. Die Berechnung dieses neuen Arbeitsplatzes sieht dann so aus:

Lastgewicht

+

= (1+2)/2

Fahrweg

+

= 1+5

Ungünstige Eigenschaften

+

= 0

ungünstige Ausführung

+

= 0

Körperhaltung

+

= 3

Arbeitsorganisation (gelegentliche Wechsel)

+

= 0

Zeitgewichtung

x

= 4

Summe

 

= 42

Fazit: Mit einer Anpassung der Neigung wäre ein noch besserer Wert erreichbar, was aber bei bestehender Topologie der Mine schwierig ist.

Weitere Leitmerkmalmethoden im Märchen

Richtige Anwendung der Leitmerkmalmethode „Ausübung von Ganzkörperkräften“

Richtige Anwendung der Leitmerkmalmethode „Heben, Halten und Tragen“

Richtige Anwendung der Leitmerkmalmethode „Körperfortbewegung“

Richtige Anwendung der Leitmerkmalmethode „Körperzwangshaltung“

Richtige Anwendung der Leitmerkmalmethode „Manuelle Arbeitsprozesse“