Anwendung der Leitmerkmalmethode „Heben, Halten und Tragen“

Die Leitmerkmalmethode "Heben, Halten und Tragen" dient zur Berechnung der Belastungshöhe bei Tätigkeiten, die mit dem manuellen Heben, Halten und Tragen von Lasten über 3 kg Gewicht verbunden sind. Das Beispiel des Märchens "Der zerbrochene Krug" zeigt das Vorgehen und Möglichkeiten zur Belastungsreduzierung.

Schon bislang wurde das Heben, Halten und Tragen in einer Leitmerkmalmethode (LMM) abgebildet. Bei der Aktualisierung wurde diese nun überarbeitet und weitere Belastungsfaktoren wurden übernommen.

Anwendungsbereich

Die LMM „Heben, Halten und Tragen“ befasst sich mit dem manuellen Heben, Halten und Tragen von Lasten über 3 kg Gewicht, die dem Bewegen von Lasten dienen. Diese Lasten können Gegenstände oder Personen, es können auch Tiere sein. Verwandte Arten der Bewegung (wie beispielsweise das Absenken von Lasten oder horizontales Umsetzen) sind in dieser LMM eingeschlossen.

Grundzüge der Leitmerkmalmethode Heben, Halten und Tragen

Das Grundprinzip der Leitmerkmalmethode ist, eine bestimmte Tätigkeit mit einem Punktwert zu bewerten. Dieser Wert gibt Auskunft über die Belastungshöhe und wird aus den wichtigsten Faktoren berechnet, die für die jeweilige Tätigkeit kennzeichnend sind.

Aufgenommen werden beispielsweise:

  • Lastgewicht wie z. B. beim Heben, Tragen, Schieben oder Ziehen,
  • Lastaufnahmebedingungen wie z. B. ein- oder beidhändig, über Kopf oder vom Boden,
  • Körperhaltungen wie z. B. aufrecht, verdreht, gebeugt, sitzend, hockend oder kniend,
  • Körperbewegung wie Rumpfverdrehung oder -seitneigung,
  • Körperfortbewegung wie Gehen, Steigen, Kriechen oder Klettern.
  • Bewegungsmöglichkeiten bzw. -einschränkungen,
  • Belastung einzelner Körperteile und Gelenke wie z. B. Finger, Schultern oder Knie,
  • Arbeitsorganisation wie z. B. die Häufigkeit von Belastungswechseln,
  • Greifbedingungen z. B. von Werkzeugen oder Maschinen,
  • Kraftausübung bzw. -übertragung wie etwa beim Arbeiten mit Werkzeugen oder Maschinen,
  • Beschaffenheit des Untergrunds bzw. Fahrwegs wie z. B. eben, glatt, stark verschmutzt oder grob gepflastert,
  • Ausführungsbedingungen wie z. B. Nässe, Vibrationen oder hohe geistige Konzentration.

Außerdem wird die Ausführungsdauer mit einer Zeitgewichtung berücksichtigt. Bei den Leitmerkmalmethoden, bei denen Lasten eine Rolle spielen, gibt es einen zusätzlichen Multiplikationsfaktor für weibliche Mitarbeiter. Das Ergebnis wird schließlich als Punktwert mit den Stufen in einer Tabelle verglichen:

Berechnung LMM Ganzkörperkräfte

Rechenbeispiel: Der zerbrochene Krug

Die ungeliebte Stieftochter muss aus einem Brunnen nahe beim Haus Wasser holen, um damit die Badewanne im Haus zu füllen. Dafür verwendet sie einen Krug.

Berechnung

Die Wanne fasst 250 L und muss jeden zweiten Tag erst für die Stiefmutter und danach neu für die böse Stiefschwester befüllt werden. Für den Transport muss die Stieftochter einen Krug benutzen, der ca. 3 L fasst und ein Eigengewicht von 2,5 kg hat. Sie muss ca. 170 mal die Strecke zwischen Brunnen und Haus gehen. Beim Pumpen muss sie den Krug am Boden abstellen und später heben. Beim Laufen ist eine gelegentlich Seitneigung zu sehen, der Krug muss am angewinkelten Unterarm körperfern getragen werden, damit ihr Kleid nicht nass wird.  Sie ist ständig jeder Witterung (Hitze und Kälte) ausgesetzt, die Strecke ist ca. 10 m lang.

Lastgewicht

+

= 9

Lastaufnahme

+

= 4

Körperhaltung

+

= 7

Zusatzpunkte

+

= 3+3

ungünstige Ausführung

+

= 1+5

Arbeitsorganisation

+

= 2

Zeitgewichtung

x

= 3,15

Summe

 

= 107

Prozessverbesserung

Am Brunnen wird eine Rinne angebracht, in die sie das Wasser pumpt. Das Wasser fließt in der Rinne abwärts bis zur Haustüre. Dort kann sie das Wasser nun mit zwei leichten Eimern aus Blech (2,5 L), die auf einem Sockel stehen, auffangen. Die Eimer können neben dem Körper getragen werden und verteilen außerdem links und rechts das Gewicht gleichmäßig. Die restliche Strecke (Haustür – Badewanne) beträgt nur noch 4 m und durch das größere Fassungsvermögen der beiden Eimer muss sie den Weg nur noch 100 mal laufen.

Die Berechnung dieses neuen Arbeitsplatzes sieht dann so aus:

Lastgewicht

+

= 9

Lastaufnahme

+

= 0

Körperhaltung

+

= 3

Zusatzpunkte

+

= 0

ungünstige Ausführung

+

= 1

Arbeitsorganisation

+

= 2

Zeitgewichtung

x

= 2,5

Summe

 

= 37,5

Fazit: Mit einem besseren Arbeitsmittel (den beiden Eimern) und einer technischen Lösung (in dem Fall im Sinn einer Hebehilfe direkt am Arbeitsplatz) wird die Belastung deutlich reduziert.

Weitere Leitmerkmalmethoden im Märchen

Richtige Anwendung der Leitmerkmalmethode „Ausübung von Ganzkörperkräften“

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