Depressionen verursachen 50 Prozent mehr Fehltage

Der im März 2025 veröffentlichte Psychreport der DAK-Gesundheit ermittelte alarmierende Zahlen: Im Jahr 2024 gab es unter Deutschlands Beschäftigten deutlich mehr Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen als 2023. 

Während sich beim generellen Krankenstand in Deutschland insgesamt eine leichte Entlastung abzeichnet, nimmt der Arbeitsausfall aufgrund psychischer Erkrankungen weiter zu. Depressionen und andere psychische Beeinträchtigungen haben 2024 deutlich mehr Fehltage verursacht als 2023. Zu diesem erschreckenden Ergebnis kam der Psychreport 2024 der DAK-Gesundheit auf Basis von Daten von über 2,4 Millionen Erwerbstätigen.

Bezogen auf 100 Beschäftigte führten psychische Erkrankungen demnach zu 342 Fehltagen, im Jahr 2023 waren es „nur“ 323 Tage. Die häufigste der vor diesem Hintergrund diagnostizierten Erkrankungen bildeten Depressionen. Der durch sie bedingte Arbeitsausfall stieg auf 183 Fehltage je 100 Beschäftigte an.

DAK korrigiert Angaben zu Depressionszahlen

In der ersten Pressemitteilung zum DAK-Psychreport (24. März 2025) gab die DAK an, dass die Fehltage aufgrund von Depressionen zwischen den Jahren 2023 und 2024 um 50 % angestiegen seien. Diese Aussage wurde von uns übernommen. Nun hat die DAK nach Rücksprache und Prüfung durch das durchführende IGES Institut diese Angabe als falsch bezeichnet. Der Vergleich zum Vorjahreswert sei, so die DAK, aus methodischen Gründen für diese Diagnose nicht zulässig, da sich die Häufung der Depressionsdiagnosen auch durch die veränderte Zählung bei mehreren Diagnosen pro AU-Fall ergeben kann. Wir haben entsprechend auch unsere Nachricht zum diesem Thema geändert.

Mehr Ältere, mehr Langzeitfälle

Von diesem rasanten Anstieg waren alle Altersgruppen betroffen. Bei den Jüngeren gehen die Zahlen bereits seit einigen Jahren stufenweise hoch, bei den älteren Altersgruppen gab es 2024 hingegen einen sprunghaften Anstieg: So kletterten die Fehlzeiten wegen Depressionen z. B. bei den über 60-Jährigen von 169 auf 249 Tage je 100 Beschäftigte. Das Aufkommen langwieriger Krankschreibungen von 29 bis 42 Tagen stieg um 14 %.

Berufsgruppen unterschiedlich betroffen

Wie der DAK-Report ebenfalls zeigt, sind Beschäftigte in Kitas und in der Altenpflege weiterhin besonders belastet: Sie hatten wie in den Jahren zuvor auch 2024 überdurchschnittlich viele psychisch bedingte Fehltage. Überdurchschnittlich betroffen waren Beschäftigte in der Kinderbetreuung. Auf 100 DAK-versicherte Kita-Beschäftigte entfielen 586 Fehltage durch psychische Erkrankungen, nach 534 Tagen im Vorjahr. An zweiter Stelle standen Berufstätige in Pflegeberufen, wo auf 100 Beschäftigte 573 derartige Fehltage kamen. Am Ende der „Betroffenheitsskala“ lagen Berufe in der Lebensmittelherstellung, in der es unter 100 Beschäftigten lediglich zu 236 Fehltagen kam.

Personalaufbau als Lösungsansatz

Was könnten Lösungen für dieses Problem sein? Die DAK selbst schlägt vor, die Arbeitsbelastung in den Unternehmen zu reduzieren. Dafür müssten Strukturen und Prozesse im Unternehmen genau betrachtet und die Beschäftigten vermehrt an Veränderungsprozessen beteiligt werden.

Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) ermittelte im Kontext der DAK-Studie den Personalmangel als Hauptursache in der besonders betroffenen Berufsgruppe der Erzieher und Erzieherinnen. In den Kitas der niederrheinischen Stadt Dormagen gab es z. B. allein im Januar 2025 über 600 Tage Krankenstand. Ähnlich sei die Lage in Köln, wo zur Reduzierung der Arbeitsbelastung und des Personalnotstands vor allem Fachkräfte aus Spanien rekrutiert werden.

Umstritten: „Personallockerung“ in Kitas

Eine andere Lösung, nämlich vermehrt fachfremde Beschäftigte bei Personalmangel einzustellen, ist dagegen vor allem unter den Eltern von Kita-Kindern hoch umstritten und hat seit Einführung einer „Personallockerungsverordnung“ in Nordrhein-Westfalen Ende 2024 schon zu viel Kritik und sogar Protest geführt. Durch die Verordnung können „Ergänzungskräfte“ bei nicht vorhersehbaren Personalengpässen flexibler eingesetzt werden. Auch sogenannte profilrelevante Kräfte wie Musiker, Handwerker oder Gärtner können nun die Kitas verstärken, wenn es in das spezifische Konzept der Kita passt.

Diese Regelung soll laut NRW-Bildungsministerium erstmals Zugänge für ursprünglich nicht pädagogisches Personal gewähren, das jedoch in Kitas mit entsprechender Profilausprägung, beispielsweise Sport- oder Musik-Kitas, einen frühpädagogischen Mehrwert bieten kann.