Richtige Anwendung der Leitmerkmalmethode „Körperfortbewegung“
Bisher wurde die Belastung bei der reinen Fortbewegung nicht in einer Leitmerkmalmethode abgebildet. Bei der Aktualisierung aller Leitmerkmalmethoden wurde dies nun nachgeholt.
Anwendungsbereich
Die LMM „Körperfortbewegung“ befasst sich mit der Bewegung des Körpers zu einem Arbeitsort oder an einem Arbeitsbereich, die unabhängig vom Aufbringen erhöhter Aktionskräfte beurteilt werden.
Typische Tätigkeiten dabei sind der Möbeltransport ohne Transporthilfen, Krankentransporte, das Besteigen von Turmdrehkranen, Sendeanlagen, Kontrollbegehungen in Kanälen, das Gehen auf der Baustelle bzw. im Wasserbau sowie Wartungsarbeiten an Beleuchtungsanlagen, Feuerstätten, und in Schächten/Tanks/Kanälen.
Grundzüge der Leitmerkmalmethode "Körperfortbewegung"
Das Grundprinzip der Leitmerkmalmethode ist, eine bestimmte Tätigkeit mit einem Punktwert zu bewerten. Dieser Wert gibt Auskunft über die Belastungshöhe und wird aus den wichtigsten Faktoren berechnet, die für die jeweilige Tätigkeit kennzeichnend sind.
Aufgenommen werden beispielsweise:
- Lastgewicht wie z. B. beim Heben, Tragen, Schieben oder Ziehen,
- Lastaufnahmebedingungen wie z. B. ein- oder beidhändig, über Kopf oder vom Boden,
- Körperhaltungen wie z. B. aufrecht, verdreht, gebeugt, sitzend, hockend oder kniend,
- Körperbewegung wie Rumpfverdrehung oder -seitneigung,
- Körperfortbewegung wie Gehen, Steigen, Kriechen oder Klettern.
- Bewegungsmöglichkeiten bzw. -einschränkungen,
- Belastung einzelner Körperteile und Gelenke wie z. B. Finger, Schultern oder Knie,
- Arbeitsorganisation wie z. B. die Häufigkeit von Belastungswechseln,
- Greifbedingungen z. B. von Werkzeugen oder Maschinen,
- Kraftausübung bzw. -übertragung wie etwa beim Arbeiten mit Werkzeugen oder Maschinen,
- Beschaffenheit des Untergrunds bzw. Fahrwegs wie z. B. eben, glatt, stark verschmutzt oder grob gepflastert,
- Ausführungsbedingungen wie z. B. Nässe, Vibrationen oder hohe geistige Konzentration.
Außerdem wird die Ausführungsdauer mit einer Zeitgewichtung berücksichtigt. Bei den Leitmerkmalmethoden, bei denen Lasten eine Rolle spielen, gibt es einen zusätzlichen Multiplikationsfaktor für weibliche Mitarbeiter. Das Ergebnis wird schließlich als Punktwert mit den Stufen in einer Tabelle verglichen:
Rechenbeispiel: Rotkäppchen und der böse Wolf
Rotkäppchen bringt einen schweren Korb mit Nahrungsmitteln zu ihrer Großmutter, die im Wald wohnt. Sie läuft querfeldein und braucht für die Strecke zwei Stunden, da diese mit Wurzeln, Ästen und Steinen sehr beschwerlich ist.
Berechnung
Rotkäppchen läuft mit dem gepackten Korb (ca. 6 kg schwer) 6 km über Stock und Stein durch den Wald. Dafür braucht sie ca. 2 h. Sie muss den Korb abwechselnd mit je einer Hand tragen und zeigt dabei eine erkennbare Seitneigung des Körpers. Sie ist der Witterung ausgesetzt.
Körperfortbewegung | + | = 10 |
Lastschwerpunkt | + | = 4 |
Rumpfhaltung | + | = 2 |
Ungünstige Ausführung | + | = 5 |
Arbeitsorganisation | + | = 0 |
Zeitgewichtung | x | = 6 |
Summe | = 126 | |
Weiblich x1,3 | = 164 |
Prozessverbesserung
Rotkäppchen läuft zukünftig einen anderen Weg, der zwar mit 8 km etwas länger, dafür aber asphaltiert ist. Sie kommt hier zügig voran, so dass die benötigte Zeit dafür auch bei 2 h liegt.
Oma hat einen Wassersprudler bekommen, so dass die 2*1,5 kg schweren Limonadeflaschen entfallen und Rotkäppchen nur noch ca. 3 kg Gewicht tragen muss. Sie packt die Sachen außerdem in einen leichten Rucksack, bei dem das Gewicht gleichmäßig auf dem Rücken verteilt wird.
Die Berechnung dieser neuen Belastung sieht dann so aus:
Körperfortbewegung | + | = 8 |
Lastschwerpunkt | + | = 0 |
Rumpfhaltung | + | = 0 |
Ungünstige Ausführung | + | = 0 |
Arbeitsorganisation | + | = 0 |
Zeitgewichtung | x | = 6 |
Summe | = 48 | |
Weiblich x1,3 | = 63 |
Fazit: Mit einem besseren Arbeitsmittel (Rucksack) und einer Substitution (Wassersprudler) zur Reduzierung der Last wird die Belastung selbst bei weiterem Weg deutlich reduziert.
Weitere Leitmerkmalmethoden im Märchen
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