Gutes Betriebsklima: Wie das Arbeitsklima beeinflusst wird

Für die Zufriedenheit der Beschäftigten spielt das Betriebsklima eine entscheidende Rolle. Im Mittelpunkt stehen die sog. weichen Faktoren, wie Wertschätzung, Team- und Kommunikationsfähigkeit. Aber auch objektive Bedingungen, wie Sozialleistungen, angemessene Bezahlung und Leistungsdruck, nehmen Einfluss darauf, ob das soziale Klima im Betrieb gut oder schlecht ist.

Menschen sind keine Maschinen. Sie haben Bedürfnisse und Interessen. Am Arbeitsplatz entwickeln sich Beziehungen zwischen Personen. Beziehungen fühlen sich gut an und geben Sicherheit, wenn das Verhältnis von Geben und Nehmen stimmt. Das ist auch in der Arbeitswelt so.

Merkmale eines guten Betriebsklimas

Kommen die Beschäftigten gerne zur Arbeit und fühlen sich bei der Arbeit wohl, kann man davon ausgehen, dass das Betriebsklima stimmt. Offensichtlich wird das u. a. durch:

  • eine entspannte und gelassene Stimmung,
  • ein hohes Maß an Toleranz,
  • gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung,
  • Hilfsbereitschaft und soziale Unterstützung untereinander,
  • die Zusammenarbeit verschiedener Hierarchieebenen,
  • eine offene und eindeutige Kommunikation.

Diese Punkte machen deutlich: Entscheidend für das Betriebsklima ist vor allem die Qualität der Zusammenarbeit zwischen den Beschäftigten. Ist sie geprägt von gegenseitigem Geben und Nehmen und einer grundlegenden Solidarität, ist auch das Betriebsklima gut. Ohne einen funktionierenden und respektvollen Austausch der Menschen in einem Betrieb lässt sich ein Unternehmen auch grundsätzlich nicht erfolgreich führen, Erfolg bei der Arbeit beruht auf Gegenseitigkeit und Kooperationsfähigkeit.

Wann entsteht ein schlechtes Betriebsklima?

Im Vergleich zu früher haben sich allgemein die Anforderungen an die Arbeit verändert. Neben der materiellen Produktivität wird auch von einfachen Angestellten vermehrt unternehmerisches Denken und Handeln verlangt. Das fördert die Arbeitsintensität und den Verantwortungsdruck. Oft geht das auf Kosten der Kollegialität und Solidarität, Ellbogenmentalität ersetzt dann mehr und mehr gegenseitige Unterstützung. 

Wenn in einem Betrieb dauerhaft ein Klima herrscht, das von Unsicherheit, Angst, unsolidarischem Verhalten, Ungerechtigkeit oder mangelndem gegenseitigen Verständnis zwischen Mitarbeitenden und Vorgesetzten geprägt ist, kann sich daraus ein schlechtes Betriebsklima entwickeln.

Ist das Klima schlecht,

  • lässt die Motivation nach,
  • sinkt die Arbeitsfreude,
  • steigt die Arbeitsunlust,
  • belastet das die Psyche,
  • können Konflikte vermehrt zu Mobbing führen,
  • ist die "innere Kündigung" oft nur eine Frage der Zeit,
  • nimmt der Krankenstand zu,
  • verschlechtert sich das Produktionsergebnis.

Was gehört nicht zum Betriebsklima?

Das Betriebs- oder Arbeitsklima ist das Ergebnis eines gruppendynamischen Prozesses. Es wird also nicht vorrangig auf der individuellen Ebene festgemacht oder gemessen, sondern durch die Analyse der sozialen Beziehungen aller Beschäftigten im Unternehmen. Daher geht es nicht in erster Linie um die Bewertung objektiver Bedingungen, sondern vielmehr um deren Auswirkungen auf Erleben, Wahrnehmung, Bewertung und Kommunikation der einzelnen Beschäftigten untereinander. Ein besonders wichtiges Element ist dabei das Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Beschäftigten.
 

Welche Maßnahmen tragen zu einem guten Betriebsklima bei?

Eine Verbesserung des Betriebsklimas lässt sich weder verordnen noch einfach vereinbaren. Vielmehr müssen Prozesse, Routinen und teilweise sogar Strukturen im Unternehmen verändert werden. Entscheidend ist es, einen Dialog zwischen möglichst allen oder (in größeren Unternehmen) möglichst vielen Beschäftigten in Gang zu bringen – in Versammlungen, in Arbeitsgruppen oder Workshops.

Dann müssen Fragen diskutiert werden wie: Geht es gerecht zu? Ist die Zusammenarbeit solidarisch, gibt es gegenseitige Unterstützung unter den Beschäftigten? Und schließlich: Was könnte im Betrieb tatsächlich verbessert werden? Und wenn ja, wie lässt sich das organisieren? 

Zu diesem letzten Punkt gibt es unter anderem folgende Lösungsansätze:

  • genügend Personal,
  • klar abgegrenzte Zuständigkeiten,
  • definierte Arbeitsaufgaben,
  • fair geregelte Arbeitszeiten,
  • angemessene Bezahlung,
  • ein mit den richtigen Personen zusammengesetztes Team.

Wie misst man das Betriebsklima?

Selbstverständlich ist das Messen des Betriebsklimas schwieriger als das Messen physischer Gegebenheiten. Mit den folgenden vier Instrumenten kann man die Situation im Unternehmen aber schon recht genau erfassen. Allerdings haben alle ihre Vor- und Nachteile. Zum Ausgleich der Nachteile sollten daher möglichst viele der Methoden gleichzeitig durchgeführt werden – falls der dafür erforderliche Personal-, Zeit- und Kostenaufwand vertretbar ist.

Schriftliche Befragung: Schriftliche Befragungen sind relativ einfach durchzuführen. Ihre Ergebnisse sind meist sehr zuverlässig und repräsentativ. Allerdings hängen die Tiefe und Qualität der Daten sehr von der Gestaltung und Formulierung der Fragen des Fragebogens ab. Es ist dringend zu empfehlen, dass die Befragungsbögen anonym abgegeben werden können und die Informanten die Möglichkeit haben, neben der Beantwortung der vorgegebenen Fragen zusätzliche Meinungen und Ansichten zu äußern, die durch die Fragen nicht abgedeckt werden (freies Textfeld).

Mündliche Befragung: Vorteile sind die Qualität, Menge und Vielfalt der gewonnenen Daten, da es den meisten Informanten leichter fällt, ihre Ansichten mündlich auszudrücken als schriftlich. Allerdings ist der Erhebungsaufwand groß. Die Interviewer müssen darüber hinaus streng darauf achten, dass sie das Gespräch nicht in eine besondere Richtung lenken („Bias“). Daher ist eine Orientierung des Interviews an den vorgegebenen Fragen von den Interviewern streng zu beachten.

Gruppendiskussion: Vermutlich mit keinem anderen Instrument lassen sich soziale Beziehungen und Gruppendynamiken im Unternehmen so gut messen wie durch Gruppendiskussionen bzw. Workshops. Sie sollten bei der Feststellung des Betriebsklimas daher ein Muss sein. Ihre Durchführung erfordert aber den Einsatz vieler Ressourcen (Zeit, Räumlichkeiten, Moderator, teilweise auch zusätzliche Kosten). Schließlich ist zu beachten, dass Gruppendiskussionen zumeist nur von relativ wenigen Personen bestimmt werden, andere, weniger extrovertierte Personen sich dabei aber teilweise oder ganz zurückhalten. Daher sollten Abstimmungen aller Teilnehmer (offen oder besser noch anonym durch schriftliche Abstimmung) über bestimmte Inhalte und Lösungsvorschläge den Abschluss einer Gruppendiskussion bilden.

Beobachtung: Mit einer geschulten Beobachtung lassen sich Probleme in ihrer ganzen Tiefe gut erkennen. Zudem kann durch eine beobachtete Situation schnell auf diese reagiert werden. Allerdings kann es bei Beobachtungen auch zu ethischen Problemen kommen, weil Beschäftigte sich zumindest beobachtet oder sogar „ausspioniert“ vorkommen. Letzteres kann insbesondere dann auftreten, wenn die Beobachtung geheim gehalten und die Kollegen nicht im Vorfeld darüber informiert wurden.


Schlagworte zum Thema:  Betriebsklima, Psychische Belastung