Zusammenfassung
Arbeitssicherheit ist Führungsaufgabe und Führungskräfte nehmen diese Verantwortung aktiv wahr. Ist das der Fall? Oder wissen sehr viele Führungskräfte nur abstrakt, wie sie dieses Wertethema vermitteln und ansprechen können. Der Veränderungsprozess hin zu einer sicherheitsgerechten Unternehmenskultur beginnt mit kleinen Schritten, welche jede Führungskraft in den normalen Arbeitsalltag einbauen kann.
Alles startet mit einer durch die Mitarbeiter wahrnehmbaren Aufmerksamkeit. Hier geht es nicht nur um das gesprochene Wort oder die Anweisungen. Es geht vor allem um die glaubhafte Vermittlung der eigenen Wertevorstellungen:
"Als Führungskraft beweise ich persönlich, dass Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz meine höchste Priorität ist. Meine Verantwortung ist es, diesen Wert durch Beispiele aus meinem persönlichen und beruflichen Leben zu verdeutlichen. Die Verantwortung, die ich für meine Familie und Freunde habe, ist identisch mit der Verantwortung für meine Mitarbeiter. Durch mein wahrnehmbares, verändertes Verhalten unterstütze ich das Verständnis, dass ich für mich keine unterschiedlichen Werte zulasse. Ich weiß und ich verdeutliche, dass eine sicherheitsgerechte Unternehmenskultur einen signifikanten Einfluss auf den Erfolg des Unternehmens hat."
Die Unternehmen, in denen dieser Grundsatz und weitere sich in einer gelebten Kultur wiederspiegeln, werden im Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte die ersten Plätze belegen und bei der Fluktuation von Arbeitskräften hervorragend niedrige Werte aufweisen.
In diesem Beitrag werden Hintergründe, Instrumente und kleine Anregungen vorgestellt, wie Führungskräfte auf dem Weg zu einer neuen sicherheitsgerechten Unternehmenskultur ihre tägliche Arbeit verändern können.
1 Kultur und Mentalität
Die vorherrschende Sozialisation der Mitarbeiter und der Führungskräfte, die Mentalität der Menschen in einem Unternehmen, prägen die unterschiedlichsten Ansätze und Ausprägungen einer Unternehmenskultur.
Als Beispiel kann man hier das allgemeine Sicherheitsverhalten von Bürgern bestimmter Länder, Regionen oder Städte heranziehen.
Ampelverhalten
Situativ an einer Ampel in einer Kleinstadt und einer Großstadt festgehalten:
Wie verhält sich eine Gruppe von Menschen an einer roten Fußgängerampel in einer Kleinstadt?
Die Wartenden achten auf den Verkehr und kreuzen auch bei roter Fußgängerampel die Straße, wenn folgende Bedingungen vorliegen:
- Die Straße ist frei von Verkehr.
- Es sind nur Erwachsene anwesend.
Sind Kinder anwesend, so verändert sich das Verhalten und eine Vorbild- und Verantwortungsfunktion wird automatisch ausgelöst.
Die kleinstädtische Kultur und Mentalität bedeutet: Achte auf Dich selbst – sind jedoch Kinder anwesend, dann sei Vorbild! Rote Ampeln beleben die Vorbildfunktion.
Wie verhält sich nun eine Gruppe von Menschen an einer roten Fußgängerampel in einer Großstadt?
Die Wartenden achten auf den Verkehr, betrachten die Ampel jedoch als reinen Hinweis darauf, dass der Straßenverkehr eine freie Fahrtanzeige hat.
Dieser Hinweis bedeutet:
- Setze den Weg fort, achte jedoch auf den Verkehr, dieser hat Vorfahrt.
- Achtsamkeit und Vorbild für andere ist nur gering ausgeprägt.
Sollten Kinder oder Hilfebedürftige anwesend sein, verändert sich das Verhalten kaum. Ein Gruppenkonsens zur Einhaltung von Regeln und Vorschriften besteht nicht. Eltern in diesem Kulturraum befähigen ihre Kinder sehr früh, Situationen selbst einzuschätzen und unabhängig von der Außenwelt zu handeln, insbesondere dem Herdentrieb zu widerstehen und selbstständig unabhängige Entscheidungen zu treffen.
Die großstädtische Kultur und Mentalität bedeutet: Jeder achtet auf sich selbst, nur ich nicht, ich achte auf mich. Rote Ampeln steigern die Achtsamkeit, denn sie erfordern erhöhte Aufmerksamkeit.
2 Sicherheitskultur – Unternehmenskultur
Prof. Reinhold Würth, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Würth-Gruppe prägte folgenden Satz:
Zitat
Der Wettbewerb der Zukunft wird nicht mehr wie bisher über Produktqualität und Preise ausgefochten, sondern über den Kampf der Unternehmenskulturen, indem sie Schlüsselkräfte, Spezialisten, Kunden und Lieferanten, ja auch die Öffentlichkeit mit Hilfe einer überlegenen Unternehmenskultur an sich binden.
Die beiden Begriffe der Unternehmenskultur und der Sicherheitskultur sind untrennbar miteinander verflochten, wenn sie nicht sogar ein und dasselbe beschreiben.
Mit dem Stolz auf den Arbeitgeber, auf die Kollegen unter dem Firmendach, entwickelt sich eine Verantwortungsgemeinschaft, welche die Sicherheit und Gesundheit jedes Einzelnen als "Wert an sich" über alle anderen Interessen des Unternehmens stellt.
Um diesen Begriff der überlegenen Unternehmenskultur auf den Bereich der Sicherheitskultur zu übertragen, bedeutet eine überlegene Sicherheitskultur, dass jeder einzelne Mitarbeiter eines Unternehmens sich als Teil der Unternehmensfamilie empfindet. Ein Unterschied zwischen dem Verhalten und den Sicherheitswünschen in seinem privaten Umfeld und der Verantwortung und Vorbildfunktion im Unternehmen besteht nicht. Eine Transferleistung zwischen Be...