Die physiologische Leistungsbereitschaft des Menschen erreicht Maximalwerte am Vormittag und frühen Abend, Tiefpunkte sind das "Nachmittagsloch" zwischen 14 und 15 Uhr und die Zeit zwischen 2 und 4 Uhr nachts.[1] Können Früh- und Spätschichten diese Zeiten noch teilweise positiv ausnutzen, ist die Leistungsfähigkeit während der Nachtschicht grundsätzlich schlechter. Untersuchungen haben ergeben, dass sich dieser Effekt bei aufeinanderfolgenden Nachtschichten noch verstärkt und damit auch das Unfallrisiko steigt. Bei allen Schichtarbeitszeiten, ob sie nun um 6, 14 oder 22 Uhr beginnen, hat sich gezeigt, dass das Unfallrisiko in der achten Arbeitsstunde am höchsten ist. Arbeitnehmer und Vorgesetzte sind also angehalten, gerade zum Schichtende hin besondere Aufmerksamkeit walten zu lassen, bzw. nach Möglichkeit gefährliche Arbeiten nicht gerade dann ausführen zu lassen.

Abweichend von der gängigen Regelung des Wochenrhythmus ist eine schnellere Abwechslung der Schichten günstiger. Um die auch wieder belastenden Umstellphasen von einer Schicht auf die andere zu minimieren, wird empfohlen, Schichten von der Früh- über die Spät- zur Nachtschicht "rotieren" zu lassen, z. B. zwei Tage Früh-, zwei Tage Spät- und einen Tag Nachtschicht.

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz Arbeitsmedizin (BAuA) gibt als Ergebnisse einer umfangreichen Studie die in Tab. 1 aufgeführten Empfehlungen für die Schichtplangestaltung.

 
Empfehlung Begründung (Auszug)
Die Anzahl der aufeinanderfolgenden Nachtschichten sollte möglichst gering sein.

Nachtschicht ist immer eine Arbeit gegen den inneren Zeitrhythmus. Durch kurze Nachtschichtphasen wird die Ansammlung eines Schlafdefizits vermieden.

Auch bei Dauernachtarbeit findet keine echte Anpassung des Körpers statt. Jeder freie Tag hebt die Teilanpassung wieder auf.

Hohe Belastung des familiären und sozialen Lebens wird reduziert.
Nach einer Nachtschicht sollte eine mind. 24-stündige Ruhephase eingelegt werden können. Nachtschicht stellt eine besondere Belastung dar.
Nach Möglichkeit sollten zwei zusammenhängende Tage frei sein. "Geblockte Wochenendfreizeiten" (Fr/Sa; Sa/So; So/Mo) sind besser als einzelne freie Tage. Der Nutzwert der Freizeit ist am Wochenende höher als unter der Woche.
Ungünstige Schichtfolgen sollten vermieden werden. Vorwärts rotierende Systeme (Früh-, Spät- und Nachtschicht) haben sich als günstiger erwiesen als umgekehrt. Dabei möglichst nicht mehr als drei gleiche Schichten hintereinander.
Die Frühschicht sollte nicht zu früh beginnen. Genannt wird als Grenze 5:30 Uhr. Früherer Beginn führt zu Schlafdefizit, Übermüdung und erhöhter Unfallgefahr. Nach Möglichkeit Fahrwege bei der Planung einkalkulieren.
Die Nachtschicht sollte möglichst früh enden. Je früher der Schlaf beginnt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit längerer Schlafzeiten.
Die Massierung von Arbeitstagen oder Arbeitszeiten an einem Tag sollte begrenzt werden. Lange Freizeitblocks sind attraktiv, werden aber durch lange Arbeitszyklen "erkauft", z. B. 12-Stunden-Schichten oder 12 Tage am Stück (z. B. in Krankenhäusern). Generell sollten die 8 Stunden pro Tag oder 48 Stunden pro Woche nicht überschritten werden (verringerte Erholzeiten). Schichtpläne sollten immer die Tätigkeit und Arbeitsschwere berücksichtigen.
Schichtpläne sollen vorhersagbar und überschaubar sein. Motivation und Zufriedenheit werden erhöht, wenn Arbeitspläne verlässlich sind. Freizeit und Privatleben müssen planbar sein. Möglichst viel Autonomie einräumen.

Tab. 1: Empfehlungen für die Schichtplangestaltung[2]

Um die Zusatzbelastungen für Schichtarbeiter zu reduzieren, können folgende Maßnahmen hilfreich sein[3], die sowohl der Arbeitgeber als auch der betroffene Mitarbeiter selbst beachten sollten:

  • adäquate Arbeitspausen: z. B. nicht zu weit am Anfang oder Ende einer Schicht, mehrere Kurzpausen sind i. d. R. erholsamer als wenige längere Pausen;
  • ein speziell für Nachtarbeiter ernährungswissenschaftlich sinnvolles Angebot der Kantine (insbesondere Obst, Gemüse und Salat). Mahlzeiten sollten leicht verdaulich, ernährungsphysiologisch vollwertig, kalorisch abhängig von der physischen Arbeitsbelastung und abwechslungsreich sein;
  • besondere Unterstützung durch Vorgesetzte und Kollegen für die arbeitsbegleitende berufliche Fortbildung (eingeschränkte Freizeit in den Abendstunden);
  • günstige raumklimatische Bedingungen des Schlafraums sowie Abschirmung gegen Lärm und Licht;
  • Prävention durch bewusstes Verhalten, vor allem im Hinblick auf Ernährung, Schlaf, Sport, Alkohol und Rauchen;
  • betriebsärztlich begleitete Gesundheitsförderung (z. B. Ernährungsberatung, Raucherentwöhnung, gesundheitsorientierter Sport, Strategien zur Stressbewältigung und Entspannung) kann wesentlich dazu beitragen, Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Arbeitszufriedenheit zu erhalten;
  • Planbarkeit des sozialen und familiären Lebens: Schichtpläne nach Möglichkeit unter Mitwirkung der Betroffenen erarbeiten, so früh wie möglich bekannt geben und einhalten;
  • gezielte Beratungen von möglicherw...

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