Zusammenfassung
Unfälle durch Ausgleiten, Stolpern, Umknicken oder Stürzen bilden einen Schwerpunkt in der Unfallstatistik – unabhängig von der Branche. Es ereignen sich jeden Tag mehr als 1.000 derartiger Unfälle in Deutschland. Über 50.000 Menschen stürzen so schwer, dass sie ins Krankenhaus müssen. Mehr als 6.100 dieser Unfälle pro Jahr führen zu Dauerschäden mit der Folge neuer Rentenzahlungen. Diese Unfallarten sind branchenunabhängig und somit Thema für jedes Unternehmen – also auch für "Ihr" Unternehmen. Doch welche Faktoren spielen in diesem Zusammenhang eine Rolle? Was kann oder muss berücksichtigt werden? Der folgende Beitrag soll einen Überblick über unterschiedliche Anforderungen sowie Maßnahmen zur Vermeidung von Ausgleitunfällen geben.
In zahlreichen Vorschriften gibt es Hinweise zu Anforderungen an Fußböden. Dies sind u. a.:
1 Stolperunfälle
Es gibt unterschiedliche Gründe, warum es zu Unfällen durch Ausgleiten, Stolpern, Umknicken oder Stürzen kommt. Zu berücksichtigen sind hierbei hauptsächlich die folgenden Unfallarten:
- Stolperunfälle
- Ausgleitunfälle
Stolperunfälle können sich durch unterschiedliche Stolperquellen ergeben:
- Stolperstellen bei Böden liegen im Allgemeinen vor, wenn im Fußboden eine Höhendifferenz von 4 mm oder mehr vorhanden ist. Dies können z. B. Differenzstufen sein, die sich durch unterschiedliche Bodenbeläge ergeben. Ist es hier nicht möglich, Abschrägungen oder Schrägrampen als Übergang einzubinden, so müssen diese Differenzstufen mit schwarz-gelber Sicherheitskennzeichnung deutlich erkennbar gemacht, ggf. auch beleuchtet, werden.
- Abgelöste oder hoch stehende Teppichleisten und Teppichfliesen.
- Defekte Bodenbeläge wie aufgewellte Teppich- oder Kunststoffböden; Risse oder Löcher in Bodenbelägen
- Schlechte Beleuchtung von Absätzen (auch wenn diese gekennzeichnet sind) oder Stufen kann ebenfalls zu Stolperunfällen führen.
- Bodenabdeckungen: Abdeckungen von z. B. Kanälen und Schächten durch Deckel, Gitter oder Roste bilden eine weitere Stolperquelle, wenn diese nicht gleiches Bodenniveau haben, tritt- und kippsicher sind.
- Herumliegende Gegenstände: Eine häufige Ursache sind Kabel, die nicht ordnungsgemäß verlegt sind. Dies ist ein Umstand, der gerade auch in Bürobereichen häufig unterschätzt wird. Aber auch Schnüre, Metall- und Plastikbänder von geöffneten Verpackungen sind mögliche Ursachen von Stolperunfällen.
Stolperstellen lassen sich i. d. R. leicht erkennen und abstellen. Hier ist es erforderlich, alle Beteiligten zu sensibilisieren, dass Stolperstellen sofort beseitigt werden. Oftmals können dies die Betroffenen selbst.
2 Ausgleitunfälle
Weitaus komplexer als Stolperunfälle sind Unfälle infolge von Ausgleiten. Hier kommt dem System "Schuh-Zwischenmedium-Fußboden" eine besondere Bedeutung zu.
2.1 Grundlagen
2.1.1 Der Gang des Menschen
Beim Gehen treten unterschiedliche Tangential- (in Fußbodenebene) und Normalkräfte (senkrecht zur Fußbodenebene) auf. Der Bewegungsablauf beim menschlichen Gang, der der Bewegung des Körperschwerpunkts zugrunde liegt, lässt sich in zwei Phasen einteilen:
- Stützphase (in der das Bein sich gegen den Boden abstützt und eine rückwärtsgerichtete Kraft ausübt) und
- Pendelphase (in der das Bein vorwärts pendelt).
Beide Phasen werden abwechselnd vom rechten und linken Bein durchlaufen. Beim normalen Gang tritt eine doppelte Stützphase auf, in der sich beide Beine gleichzeitig auf dem Boden abstützen.
Beim Gang wandert der Körperschwerpunkt entsprechend den einzelnen Gangphasen um den Ruheschwerpunkt. Zur Erhaltung des Gleichgewichts wird der Fußboden durch Rückstoß- und Aufsetzkräfte der Beine unterschiedlich belastet. Die Abbremskräfte beim Aufsetzen des Fußes sind für die Unfallverhütung von größerer Bedeutung als die Beschleunigungskräfte am Ende der Stützphase, denn beim Aufsetzen des Schuhabsatzes liegt der Körperschwerpunkt am weitesten nach hinten. Dies ist deshalb gefährlicher, weil Menschen hierbei schneller das Gleichgewicht verlieren als beim Vorwärtsfallen. Man kann das Gleichgewicht in diesem Fall schwieriger erreichen, zumal das andere Bein in der Schwebphase ist. Unfallfolgen beim Rückwärtsfallen sind i. d. R. schwerwiegender, da z. B. die Hände nicht wirkungsvoll eingesetzt werden können und Kopfverletzungen wahrscheinlicher sind.
2.1.2 Anforderungsquotient und Reibzahl
Beim menschlichen Gang tritt eine Kraft FE auf den Fußboden ein. Diese setzt sich zusammen (s. Abb. 1) aus den Kraftkomponenten FN (Normalkraft, senkrecht zur Fußbodenebene) und FT (Tangentialkraft, in Fußbodenebene).
Abb. 1: Prinzip der Sicherheit gegen Ausgleiten beim Gehen auf horizontalem Fuboden (SKIBA)
Der Tangentialkraft FT wirkt eine gleichgroße Reibkraft FR entgegen. Wenn die Tangentialkraft FT kleiner ist als die maximal mögliche Haftreibkraft, so gleitet der Schuh nicht. Für Messungen wird die Anfangsreibkraft FRA herangezogen. Dies ist die Reibkraft von Reibpartnern, die unter Zugbelastung soeben zu gleiten begi...