Gemische bestehen oft aus vielen Stoffen. Die Aufgabe, relevante Informationen aus den Expositionsszenarien der Einzelstoffe in das erweiterte Sicherheitsdatenblatt des Gemisches einzubeziehen, kann vereinfacht werden, wenn es möglich ist, sich auf bestimmte Stoffe zu konzentrieren, die die gefährlichen Eigenschaften und die für das Gemisch erforderlichen Risikomanagement-Maßnahmen bestimmen. Stoffe, die die Verwendungsbedingungen nicht beeinflussen, können dann unberücksichtigt bleiben.
Bei Gemischen mit vielen Inhaltsstoffen gibt es folgende Vereinfachungsmöglichkeiten:
- Informationen aus stoffbezogenen Expositionsszenarien müssen nur für die Stoffe einbezogen werden, deren Konzentrationen im Gemisch die in Art. 14 Nr. 2 REACH genannten Grenzen überschreiten. In vielen Fällen verringert sich hierdurch die Zahl der zu betrachtenden Inhaltsstoffe in einem Gemisch wesentlich.
Wenn diese Konzentrationen überschritten werden, sollten in einem weiteren Auswahlschritt 2 Fragen beantwortet werden:
- Sind für diesen Inhaltsstoff besondere Risikomanagement-Maßnahmen und Anwendungsbedingungen für das Gemisch erforderlich?
- Werden diese Risikomanagement-Maßnahmen bereits aufgrund anderer Stoffe oder aufgrund der Eigenschaften des Gemisches selbst eingehalten?
Risikobestimmende Stoffe: Leitsubstanzen
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die die Identifizierung der risikobestimmenden Stoffe einzelner Expositionswege erleichtern. In den vergangenen Jahren ist die Methode der Identifizierung von Leitsubstanzen in einer Zusammenarbeit zwischen Stoffproduzenten, Anwendern und der europäischen Chemikalienagentur ECHA weiter entwickelt und erprobt worden. Ihr liegt eine Annahme zugrunde, die die Arbeit der Erstellung von Informationen zur sicheren Verwendung wesentlich verringert: Wenn die Risiken, die mit den sog. Leitsubstanzen verbunden sind, angemessen kontrolliert werden, gilt das auch für die Risiken durch alle anderen Stoffe des Gemisches, die zum gleichen Expositionsweg beitragen (gleicher Endpunkt).
Der Formulierer entnimmt aus den Expositionsszenarien der Leitsubstanzen die für den jeweiligen Expositionspfad wichtigen Informationen zu Risikomanagement-Maßnahmen und Anwendungsbedingungen. Er erstellt hieraus die Informationen zur sicheren Verwendung des Gemisches. Er hat dann mehrere Möglichkeiten, an welcher Stelle des Sicherheitsdatenblattes er dieses Informationen einbaut. Bei der Schwerpunktsetzung müssen Kontrollschritte eingebaut sein, die sicherstellen, dass die empfohlenen Risikomanagement-Maßnahmen auch alle Stoffe des Gemisches abdecken.