REACH und die zukünftige Regulierung von Chemikalien

Die mittel- und langfristige Verfügbarkeit von Chemikalien ist für viele Unternehmen zur Sicherstellung ihrer Produktion sehr wichtig. Bei problematischen Stoffen sind unter REACH Beschränkungen oder auch das Verbot des Einsatzes möglich. In regelmäßigen Abständen werden deshalb neue Chemikalen zu sog. Kandidatenstoffen erklärt.

In diesem Interview mit der Haufe Arbeitsschutz Redaktion zeigt Prof. Dr. Dirk Bunke, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Öko-Instituts Freiburg, Möglichkeiten auf, wie bei den im eigenen Unternehmen genutzten Stoffen ein Blick in die Zukunft möglich ist, um rechtzeitig Ersatzstoffe zu finden.

REACH: Chemikalien sicher verwenden

Was möchte die EU mit der Regulierung von Chemikalien unter REACH erreichen und wie geht sie dabei vor?

Ein guter Schutz von Mensch und Umwelt ist das zentrale Ziel von REACH. Gleichzeitig sollen die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationen in der Industrie verbessert werden. Grundgedanke ist hierbei, dass Stoffe sicher verwendet werden können. Dafür muss das Wissen über die Stoffeigenschaften und ihre Verwendungen zusammengebracht und bewertet werden. Hier haben die Hersteller von Chemikalien und ihre Anwender in den letzten 15 Jahren sehr viel Arbeit geleistet.

Was zeichnet besonders problematische Stoffe und Kandidatenstoffe aus?

Stoffe wie Bisphenol A und 1,2-Dichlorethan können schon in sehr niedrigen Konzentrationen Schäden hervorrufen, die nicht rückgängig zu machen sind. Für solche Stoffe sieht REACH daher vor, dass sie auf Dauer ersetzt werden müssen. Die Verwendung sog. „zulassungspflichtiger“ Stoffe ist dann nur noch möglich, wenn erfolgreich ein Antrag auf Zulassung gestellt wurde. Eine Ausnahme ist ihre Verwendung als Zwischenprodukt – die ist weiterhin möglich.

Verbot wichtiger Chemikalien möglich

Welche Risiken ergeben sich daraus für die Unternehmen, die bestimmte Chemikalien verwenden?

Die Stoffe der Kandidatenliste erfordern, solange sie noch verwendet werden dürfen, besonders aufwändige Risikomanagementmaßnahmen. Wenn Unternehmen Erzeugnisse verkaufen, die solche Stoffe enthalten (in Konzentrationen über o,1 Gewichtsprozent), muss dies den Kunden mitgeteilt werden. Auch entsprechende Nachfragen von Privatpersonen müssen beantwortet werden. Bedeutend ist auch das Risiko, dass diese Stoffe mittel- und langfristig nicht mehr eingesetzt werden dürfen. Dann müssen Ersatzstoffe bzw. Ersatzverfahren gefunden werden.

Wie erfahren Unternehmen, dass von ihnen genutzte Stoffe besonders problematisch sind?

Die REACH Kandidatenliste wird regelmäßig (2-3 mal/Jahr) aktualisiert. Hier lohnt es sich, am Ball zu bleiben und zu prüfen, ob „eigene“ Stoffe gelistet werden.

Universe of Chemicals erlaubt Blick in die Zukunft

Da Unternehmen ja auch langfristig planen müssen: Gibt es denn die berühmte Glaskugel, die zeigt, welche Stoffe in fünf Jahren voraussichtlich verboten sind?

Die Europäische Chemikalienagentur hat mit ihrem „Universe of Chemicals“ einen Blick in die Zukunft gewagt. Hier wird für tausende von Chemikalien angezeigt, ob sie „verstärkte regulatorische Aufmerksamkeit“ erfordern oder nicht. Auch der „Community Rolling Action Plan“ der ECHA nennt Stoffe, die in den kommenden zwei Jahren bewertet werden sollen.

Welche Möglichkeiten haben Unternehmen, Ersatzstoffe zu finden? Gibt es Unterstützungsangebote?

Ja, es gibt mehrere Unterstützungangebote. Das Portal SUBSPORT Plus der BAuA stellt viele hilfreiche Informationen zusammen. Auf dem Marketplace von ChemSec können Sie direkt nach Ersatzprodukten suchen oder eine entsprechende Anfrage an die Unternehmen stellen, die sichere und bessere Produkte anbieten.

Online-Seminar zur zukünftigen Regulierung von Chemikalien unter REACH

Vertiefte Informationen zum Thema und die Möglichkeit, Fragen zu stellen, erhalten Sie im 90-minütigen Online-Seminar „REACH und die zukünftige Regulierung von Chemikalien“ am 18.5.2022. Weitere Informationen und Anmeldung hier


Schlagworte zum Thema:  Gefahrstoff, Risikomanagement