Dr. rer. medic. Michael Lange
3.3.1 Gerbstoffkombinationen
Gerbstoffhaltige Hautschutzmittel (Tab. 6) beugen Hautproblemen beim Tragen luftabschließender Schutzkleidung vor. Der Gerbstoff entfaltet seine Schutzwirkung über eine direkte chemische Bindung an das Hauteiweiß Keratin in der Hornhaut. Diese der Ledergerbung ähnliche adstringierende Wirkung der Gerbstoffe auf das Hautkeratin reduziert durch Verminderung des Wasseraufnahmevermögens die Quellfähigkeit der Hornhaut und verstärkt das Barrierevermögen gegenüber wässrigen Schadstoffen. Auch wird über die Vernetzung zwischen den einzelnen Hornhautzellen die mechanische Festigkeit der obersten Hornhautschichten erhöht. Diese Hauthärtung macht sich auch bei Kontakt mit scharfkantigen Oberflächen, wie Sand, Drahtwolle, Glasfasern o. Ä., positiv bemerkbar.
Gerbstoff |
Präparat |
Hersteller |
Grundlage |
Hamamelis (pflanzlicher Gerbstoff) |
Proglove |
Physioderm |
alkoholische Lösung |
Rosmarinsäure/Zinksalicylatkomplex |
Stokoderm glove&grip Stokosept protect |
Deb-STOKO |
O/W-Emulsion alkoholische Lösung |
Aluminiumchlorohydrat (ACH) |
Excipial protect |
Spirig |
O/W-Emulsion |
Tab. 6: Gerbstoffe in Hautschutzmitteln für Handschuhträger
Für Handschuhträger mit den typischen Problemen von Handschuhträgern, wie Hauterweichung und Schweißzersetzung infolge eines Wärme- und Feuchtigkeitsstaus, werden sowohl gerbstoffhaltige O/W-Emulsionen als auch gerbstoffhaltige Lösungen angeboten. Das Schwitzvermögen wird nicht beeinträchtigt, sondern "nur" die übermäßige Schwitzwasser-/Schweißaufnahme der oberflächlichen Hornhaut. Die Hornhauterweichung (Mazeration) stellt eine starke Beeinträchtigung der Barrierefunktion speziell unter luftabschließenden Handschuhen dar.
Dies wird von der TRGS 401 als Feuchtarbeit berücksichtigt und das Tragen von feuchtigkeitsdichten Handschuhen (länger als 2 Stunden) reglementiert. Hier ist dann der Einsatz von gerbstoffhaltigen Hautschutzmitteln empfohlen.
Mazerationsprophylaxe
Unabhängig von der TRGS-geregelten Tragezeit sollte bei längeren Tragezeiten, d. h. mehr als 30 Minuten pro Tag bzw. 15 Minuten pro Halbschicht, eine Mazerationsprophylaxe mit gerbstoffhaltigen Hautschutzmitteln oder Baumwollunterhandschuhen betrieben werden.
3.3.2 Mittel mit dualistischem Wirkprinzip
An Arbeitsplätzen, an denen abwechselnd sowohl wasserlösliche als auch wasserunlösliche Schadstoffe vorkommen, ist häufig der Einsatz eines "breiter" wirkenden Hautschutzmittels notwendig.
Metallbearbeitung
Hier werden sowohl nichtwassermischbare Metallbearbeitungsöle als auch wassermischbare Kühlschmierstoffe verwendet.
In solchen Fällen bietet sich ein Hautschutzpräparat mit Breitbandwirkung (Tab. 7) an. Derartige Mittel arbeiten nach dem dualistischen Wirkungsprinzip: sie schützen sowohl gegen wassermischbare als auch gegen nichtwassermischbare Schadstoffe. Dank ihrer wasserlöslichen Präparategrundlage bilden sie eine Schutzbarriere gegenüber nichtwassermischbaren Schadstoffen und weisen zugleich, z. B. durch den Schutz eines Filmbildners oder eines Gerbstoffes, einen Schutz gegen wassermischbare Schadstoffe auf.
Hautschutzmittel mit einem derart breiten Einsatzanspruch sollten jedoch nur in den o. g. Ausnahmefällen eingesetzt und als Kompromisslösung gesehen werden. An Arbeitsplätzen mit eindeutiger Schadstoffsituation sollte für Mittel mit schadstoffspezifischem Wirkprinzip entschieden werden. Diese Mittel sind speziell für ausgewählte Schadstoffgebiete konzipiert und in ihrer Wirksamkeit den Mitteln mit dualistischem Wirkprinzip und breitem Anwendungsgebiet überlegen.
Präparat |
Hersteller |
Wirkstoff |
Grundlage |
MULTI-tec |
Greven |
Gerbstoff, Filmbildner |
O/W-Emulsion |
Dualin |
Physioderm |
Filmbildner |
O/W-Emulsion |
Tab. 7: Hautschutzmittel mit dualistischem Wirkprinzip bei wechselnden Schadstoffbedingungen
3.3.3 Lichtschutzmittel
Zu den Hautschutzmitteln mit speziellen Wirkstoffen gehören auch Lichtschutzmittel (Tab. 8). Sie verlängern die natürliche Eigenschutzzeit der Haut gegenüber UV-Strahlen, wie sie z. B. bei Schweißarbeiten, Sonnenbestrahlung oder durch künstliche UV-Lichtquellen (Entkeimungslampen, Druckfarbenhärtung usw.) auftreten können. Die Schutzwirkung wird vorrangig durch den Einsatz UV-absorbierender Filtersubstanzen erzielt. Die meisten Filtersubstanzen richten sich gegen die UVB-Strahlen, die den Lichtbrand auslösen und für das Hautkrebsrisiko hauptverantwortlich sind. Der Wirkungsgrad der Lichtschutzprodukte wird durch den Lichtschutzfaktor (LSF) definiert, der nach genormten Methoden ermittelt wird. Er gibt an, um wie viele Male die Eigenschutzzeit der Haut bis zum Erreichen des Sonnenbrandschwellenwertes (MED = minimale Erythemdosis) verlängert wird.
Präparat |
Hersteller |
Lichtschutzfaktor |
Wirkstoff |
Grundlage |
physio uv30 sun |
Physioderm |
30 |
UVA/B-Filter, Pigmente (UVC-Filter) |
wasserfest |
Stokoderm UV 30 |
Deb-STOKO |
30 |
Tab. 8: Lichtschutzmittel
Moderne Lichtschutzmittel enthalten neben UVB-absorbierenden Filtersubstanzen zusätzlich UVA-Filter. Durch sie wird der vorzeitigen Hautalterung durch übermäßige Lichtschäden vorgebeugt.
Schweißerschutzpräparate
Für Schweißerschutzpräparate ist ein zusä...