Zusammenfassung
Bereits zum Formulieren messbarer Arbeitsschutzziele sind Indikatoren, Parameter und Kennzahlen erforderlich. In der Praxis werden vor allem Kennzahlen genutzt, die Unfälle betrachten (z. B. Unfallzahlen, -häufigkeiten, -schwere, Ausfallzeiten). Für eine umfassende Bewertung der Leistungen im Arbeitsschutz reichen solche Kennzahlen nicht aus; sie sind sogar kontraproduktiv, weil sie den Nutzen nicht oder nur indirekt betrachten. Der ökonomische Nutzen des Arbeitsschutzes wird in der Praxis i. d. R. nicht erfasst. Teilweise wird nicht einmal die Zielerreichung überprüft. Das sind alles Indizien dafür, dass der Bewertung der Qualität des Arbeitsschutzes eine geringe Bedeutung beigemessen wird. Als Begründung wird häufig angeführt, dass eine solche Bewertung nicht oder nur sehr schwer möglich sei.
Für das Arbeitsschutzmanagement ist eine differenzierte Bewertung der Qualität des betrieblichen Arbeitsschutzes jedoch unerlässlich. Eine kontinuierliche Verbesserung ist sonst nicht möglich, und: was nicht bewertet wird, hat auch keine Bedeutung. Um die Arbeitsschutzziele und Arbeitsschutzleistungen messbar zu machen, sollten Sie geeignete Indikatoren, Parameter und Kennzahlen auswählen. Orientiert man sich an umfassenden Bewertungsmodellen, wie sie heute im Qualitätsmanagement üblich sind (z. B. dem EFQM-Modell), ergibt sich ein breites Spektrum von Indikatoren, Parametern und Kennzahlen zur Bewertung der Qualität des Arbeitsschutzes.
1 Ablaufdiagramm
2 Bewertung der Qualität des betrieblichen Arbeitsschutzes
Kennzeichnend für die Qualität des betrieblichen Arbeitsschutzes sind:
- die Arbeitsschutzfähigkeit, d. h. die Summe des arbeitsschutzbezogenen Wissens, Könnens, die organisatorischen und technischen Voraussetzungen sowie die bereitgestellten finanziellen Ressourcen);
- die Arbeitsschutzbereitschaft, d. h. die Bereitschaft, im Arbeitsschutz aktiv zu werden;
- die Arbeitsschutzleistungen, d. h. die erzielten Wirkungen.
Diese Komponenten der Qualität des Arbeitsschutzes eines Unternehmens lassen sich durch die Indikatoren Potenziale, Prozesse und Ergebnisse (siehe Abb. 1) ermitteln und bewerten.
Abb. 1: Ermittlung und Bewertung der Qualität des betrieblichen Arbeitsschutzes
2.1 Funktion von Indikatoren, Parametern und Kennzahlen
Die Funktion von Indikatoren und Kennzahlen im Rahmen eines AMS geht über die Bewertung der Qualität des betrieblichen Arbeitsschutzes hinaus (siehe Abb. 1). Indikatoren und Kennzahlen sind bereits erforderlich, um Arbeitsschutzziele zu formulieren.
Ziele konkretisieren
Erfahrungen insbesondere aus dem Qualitätsmanagement zeigen: Ziele, die nicht konkretisiert sind und deren Erreichen nicht durch objektive, subjektive oder objektivierte Daten gemessen (bewertet) werden können, sind nicht handlungsrelevant und damit auch nicht handlungsleitend. In gleicher Weise sinkt auch das Engagement für Aktivitäten zur Erreichung solcher unkonkreten Ziele.
Indikatoren und Kennzahlen unterstützen die Zielbildung und Bewertung, sind aber auch zur Steuerung der Arbeitsschutzprozesse und für das Arbeitsschutzcontrolling unerlässlich. In beiden Fällen sind aussagefähige Informationen (insbesondere Kennzahlen) die Voraussetzung.
Abb. 2: Funktion von Indikatoren und Kennzahlen im Rahmen eines Arbeitsschutz-Managementsystems
Indikatoren beschreiben allgemein ein Ziel bzw. Merkmale eines Ziels; man spricht auch von Anzeigern (Repräsentanten) für die Zielbildung und -erreichung. Im Rahmen des AMS stellen sie Merkmale der Qualität des Arbeitsschutzes bzw. des AMS dar. Sie geben Aufschluss über den Zustand und die Wirkungen des Arbeitsschutzes bzw. des AMS (siehe Beispiel). Zu ihrer Charakterisierung werden quantitative und qualitative Parameter (Größen und Werte) verwendet. Um die Parameter bewerten zu können, müssen sie mittels Kennzahlen gemessen werden. Kennzahlen sind verdichtete betriebliche Daten (Zahlen), die quantitativ messbare Sachverhalte in konzentrierter Form erfassen, auf relativ einfache Weise darstellen und dadurch vor allem dem Management einen schnellen Überblick verschaffen.
Indikator, Parameter und Kennzahl
Indikator |
Parameter |
Kennzahl |
Wirkungen auf die Gesundheit der Beschäftigten |
Verletzungen |
Tausend-Mann-Quote |
2.2 Modell zur Bewertung der Qualität des Arbeitsschutzes eines Unternehmens
Geht man von einer ganzheitlichen, prozessorientierten Betrachtung des betrieblichen Arbeitsschutzes aus und differenziert zwischen drei Gruppen von Indikatoren, zwischen denen Beziehungen und Abhängigkeiten bestehen (vgl. Abb. 1), ergibt sich die in Abb. 3 skizzierte Grundstruktur eines Bewertungsmodells für die Qualität des betrieblichen Arbeitsschutzes.
Abb. 3: Grundstruktur des Modells zur Bewertung der Qualität des betrieblichen Arbeitsschutzes
Potenziale
Sie umfassen die Fähigkeit und die Bereitschaft eines Unternehmens zum wirkungsvollen Praktizieren des Arbeitsschutzes. In Anlehnung an das Managementmodell der EFQM (European Foundation for Quality Management) könnte man auch von Befähiger sprechen. Potenziale sind zukunftsgerichtet und zählen deshalb zu den Frühindikatoren eines AMS.
Prozesse
Sie beschreiben, wie ein Unternehmen im Arbeitsschutz aktiv wird. Im Kern geht es darum, wie Arbeit...