Die hauptberuflichen Akteure bezüglich Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit begegnen einer breiten, vielschichtigen Gruppe von Kommunikationspartnern. Die Palette reicht vom Unternehmensführer über diverse Führungsebenen, Betriebsräte bis zum "einfachen" Mitarbeiter. Es gibt zugleich viele externe Bezüge, z. B. mit Fremdleistern, Lieferanten, in Arbeitskreisen oder Gremien etc. Die Herausforderung, sich den daraus erwachsenden komplexen Kommunikationsanforderungen zu stellen, ist umso besser zu meistern, je breiter die eigene Kommunikationskompetenz ausgeprägt ist. Auch für den besten Kommunikator wäre es aber eine Überforderung, wollte er sich optimal auf jeden Einzelnen einstellen. Vielmehr geht es darum, die hier dargestellten Werkzeuge immer effizienter zu nutzen und in den unterschiedlichen Gesprächssituationen passend einzusetzen. Dazu einige Anregungen:

7.1 Kommunikations-Beispiel: ASA-Sitzung

Themen und Aufgabenstellungen erfordern hier immer wieder Sachlichkeit und Interessensausgleich, etwa zwischen Geschäftsleitung, Betriebsrat, gesetzlichen Anforderungen, ökonomischen Zwängen etc. Mit Methode und Instrumenten des Sachbezogenen Verhandelns nach dem Harvard-Konzept (Abschn. 5) kann die Fachkraft für Arbeitssicherheit das Kommunikationsgeschehen entschärfend und versachlichend beeinflussen und so auch unter schwierigen Umständen zu zufriedenstellenden Ergebnissen beitragen.

7.2 Kommunikations-Beispiel: Gefährdungsbeurteilung

Nach der Gesetzeslage ist jede Führungskraft für eine angemessene Gefährdungsbeurteilung der Tätigkeiten seines Verantwortungsbereichs zuständig. In der Realität wird dies jedoch häufig an die Arbeitssicherheit (die Experten) delegiert. Hier können interne Workshops – z. B. organisiert durch die Personalabteilung – zu mehr Aufklärung und Kompetenz führen. Diese kann die Fachkraft inhaltlich gestalten und moderieren. Gerade auf der Meisterebene besteht häufig hohe operative Beanspruchung und Themen der Gesundheit und Sicherheit sind nur zusätzliche Belastung. Die Fachkraft kann sich dann z. B. für erleichternde digitale Unterstützung oder organisatorische Verbesserungen einsetzen und damit sachbezogene Lösungen einbringen.

 
Wichtig

Coaching

Statt sich aufgrund der zugesprochenen Expertenrolle rasch in die Aufgaben- und Problemlöserrolle drängen zu lassen, versucht die Fachkraft für Arbeitssicherheit, den Schwerpunkt auf die Beraterrolle zu verlagern. D. h., sie gewährt jetzt Unterstützung aus einer Art Coachinghaltung heraus.

Sie führt die Führungskraft mittels angewandter Fragetechnik (Abschn. 3) gezielt an die relevanten Risikobereiche sowie möglichen Unfallkonsequenzen heran und fordert zunächst zu eigenen Einschätzungen bzw. Maßnahmenplanungen auf, bevor sie selbst ihre Expertensicht offenlegt. Damit fördert man sowohl Selbstverantwortung als auch Kompetenzzuwachs der Führungskräfte und verhindert schnell aufflammenden Widerstand gegen notwendige Maßnahmen.

7.3 Kommunikations-Beispiel: Verhaltensänderung

Neben den technischen und organisatorischen Bedingungen hat das sichere bzw. unsichere Verhalten des Einzelnen eine herausragende Bedeutung zur Erreichung einer "Null-Unfall-Kultur". Verhaltensveränderung benötigt neben klaren Regeln und deren konsequentem Durchsetzen immer auch Kommunikation mit den Beteiligten.

Besonders bei Fehlverhalten gilt, möglichst direkt zu reagieren und den/die Betroffene(n) zu korrigieren. Das erfordert Fingerspitzengefühl und Achtsamkeit, um nicht in eine Polizistenrolle oder Besserwisserhaltung zu verfallen. Vielmehr steht hier das Ziel im Vordergrund, den/die Betroffene(n) zur persönlichen Erkenntnis und Einsicht für das Risiko zu bringen und damit Motivation für ein risikoangepasstes, sicheres Verhalten zu erzeugen.

Man kann den Gesprächsverlauf so steuern, dass ein guter Dialog entsteht, etwa in folgender Systematik:

 
Praxis-Beispiel

Dialog-Steuerung

"Hr./Fr. XY, darf ich Sie mal kurz ansprechen? Mir ist aufgefallen/ich habe bemerkt, wie Sie gerade … gemacht haben? Was meinen Sie, gibt´s dabei ein Risiko/kann da sicherheitsmäßig etwas passieren? Was könnte denn schlimmstenfalls für eine Verletzung eintreten? Wie könnten Sie es sicherer machen? Wer kann Ihnen dabei noch helfen? Wie wollen wir verbleiben?"

Auch hier steht die klare Absicht dahinter, die Person in ihrer Eigenverantwortung für Sicherheit und Gesundheit zu stärken und ihre Selbstwirksamkeit zu fördern.

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