Bei der Arbeit mit Führungskräften und Fachkräften für Arbeitssicherheit kann man feststellen, dass es in den Tätigkeiten viel Vergleichbares gibt: Beide gründen auf Kommunikation. Diese ist darauf ausgerichtet, Einfluss auf Menschen und auf Organisationen zu nehmen. Die Führungskraft kann Weisungen erteilen und muss Weisungen von mehreren Menschen entgegennehmen. Die Fachkraft für Arbeitssicherheit kann keine Weisungen erteilen und arbeitet weitgehend weisungsfrei. Beide Aufgaben haben somit ihre besonderen Herausforderungen und ergänzen sich auf ideale Weise.
Viele Jahre war Arbeitsschutz eher ein lästiges Zusatzthema, mit dem man sich beschäftigen musste und welches man einfach abgewickelt hat. Es wurde als Arbeitsbehinderung angesehen und lockte niemanden hinterm Ofen hervor.
Daran ändert sich nur langsam etwas. Es kommt noch dazu, dass in vielen Unternehmen das Thema Arbeitssicherheit als ein rein technisches Thema gesehen wird. Dies bedeutet, dass man sich nach einem Arbeitsunfall v. a. auf technische Verbesserungen konzentriert hat und so ein Schutzgitter nach dem anderen angebracht wurde. Dies kostet viel Geld und führt oft zu noch größerer Arbeitsbehinderung. Deshalb und weil man zudem Angst vor möglichen rechtlichen Folgen hat, wird das Thema Arbeitssicherheit oftmals verdrängt und auf die minimale Notwendigkeit reduziert. Im schlechtesten Fall werden Mitarbeiter, die einen Arbeitsunfall hatten, als Schuldige abgestempelt und allein für den Vorfall verantwortlich gemacht.
Wenn ein Thema als ein rein technisches Thema gesehen wird, dann hat es ja mit dem Menschen nichts oder nur wenig zu tun. So wird in vielen Unternehmen Verantwortung abgeschoben und auf die Technik reduziert. Wenn ein Mitarbeiter selbst schuld ist am Unfall, dann hat die Führung ja nichts damit zu tun. Zwei große Fehler, wie wir noch sehen werden.
Jetzt wird die besondere Herausforderung der Fachkraft für Arbeitssicherheit deutlich. Manchmal muss sie gegen ein Bollwerk von Widerständen sowohl bei Führungskräften und Unternehmensleitung als auch bei Mitarbeitern ankämpfen. Denn für viele Mitarbeiter bedeutet Arbeitssicherheit zunächst oft Einschränkung und Mehrarbeit.
Inzwischen hat sich gezeigt, dass Arbeitssicherheit ein zentrales Thema unternehmerischer Entwicklung ist und – richtig verstanden – das Unternehmen zu Spitzenleistungen befähigt. Es ist so ein Reifegradmesser für die Kultur im Unternehmen, ein Gradmesser für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.