Ingrid Dries, Uta Reiber-Gamp
Hier werden 5 Leitmerkmale zur Beurteilung erfasst und dokumentiert:
- Zeitdauer oder Häufigkeit,
- die Masse, die mit einem Flurförderzeug bewegt wird,
- Eigenschaften von Flurförderzeug/Hängebahn/Hängekran,
- die Positioniergenauigkeit und die Bewegungsgeschwindigkeit,
- Beschaffenheit des Fahrwegs,
- vorwiegende Körperhaltung,
- Ausführungsbedingungen.
Wird die Last ohne Hilfsmittel bewegt, ist die LMM Ganzkörperkräfte zu berücksichtigen.
Besonderheiten beim Ziehen und Schieben
- Körperkräfte müssen horizontal wirken; der Mensch in der aufgerichteten Körperhaltung kann aber in dieser Richtung nur wenig Kraft entwickeln.
- Schwunghafte und ruckhafte Bewegungen und das Vorneigen des Oberkörpers zur Lastbewegung belasten besonders das Muskel- und Skelettsystem. Mögliche Überbelastung auch als Folge von Anstoßen, Wegrutschen oder unerwarteten und hohen Kräften beim Anhalten oder bei Richtungsänderungen.
- Die Last beim Ziehen und Schieben ist schwer einschätzbar, da sich das Gefühl für die Last oft nicht einstellt (im Gegensatz zum Heben und Tragen).
- Es besteht die Gefahr, Wirbelsäule (v. a. Halswirbelsäule) und Knie zu verdrehen (z. B. bei einem schnellen Richtungswechsel).
- Bei ziehenden Bewegungen wird besonders das Schultergelenk belastet.
Wer kann die Leitmerkmalmethode durchführen?
Jeder, der gute Kenntnisse der Tätigkeit hat. Das ist Voraussetzung, denn grobe Schätzungen führen zu falschen Ergebnissen. Ergonomische und sicherheitstechnische Zusatzkenntnisse sind nicht erforderlich.
3.1 Zeitwichtung
Für Tätigkeiten, bei denen die Masse über kurze Distanzen gezogen oder geschoben wird bzw. häufig angehalten wird, wird die Anzahl pro Arbeitstag bewertet. Eine kurze Distanz sind dabei Entfernungen bis 5 m. Alternativ kann die Häufigkeit des Anhaltens bewertet werden.
Tätigkeitsbeispiele
Bedienen von Manipulatoren, Essensverteilung im Krankenhaus, Bestücken von Maschinen, Pakettransport auf Rollenbahnen.
Für Tätigkeiten, bei denen über längere Distanzen (länger als 5 m) Masse gezogen oder geschoben wird, wird der Gesamtweg pro Arbeitstag berechnet.
Tätigkeitsbeispiele
Ziehen von Schubkarren in der Landschaftspflege, Kippen und Ziehen von Müllcontainern, Möbeltransport auf Rollen, Aus- und Umladen von Containern, Kommissionierarbeit mit Handhubwagen.
3.2 Wichtung von Masse, Positioniergenauigkeit, Geschwindigkeit, Körperhaltung und Ausführungsbedingungen
3.2.1 Wichtung der Masse
Bewertet werden hier das Gewicht der Last und des Fördermittels (zu bewegende Masse) und die Art, wie es transportiert wird.
Zu bewegende Masse
Zu bewegende Masse = Gewicht des Fördermittels plus Gewicht der Ladung
Beim Lastgewicht wird zwischen rollender und gleitender Bewegung unterschieden. Bei rollender Bewegung werden die folgenden Transportarten unterschieden:
- Last wird gerollt,
- Sackkarren,
- Wagen, Roller, Trolleys ohne Bockrollen, d. h. nur mit Lenkrollen ohne Bockrollen,
- Handwagen, Handhubwagen, Rollenbahnen, Gleiswagen, Wagen mit Bockrollen,
- Manipulatoren, Seilbalancer.
Bockrollen
Bockrollen sind nicht lenkbare Rollen. Besser sind Kombination von Bockrollen in der Mitte und Lenkrollen an den Enden.
3.2.2 Wichtung der Positionierbarkeit
Geringe Positionierbarkeit heißt:
- keine Vorgabe des Fahrwegs,
- die Last kann ausrollen oder wird am Anschlag gestoppt.
Hohe Positionierbarkeit heißt:
- die Last ist genau zu positionieren und anzuhalten,
- der Fahrweg ist exakt einzuhalten,
- häufige Richtungswechsel.
Die Positionierbarkeit wird mit der Bewegungsgeschwindigkeit bewertet:
- langsam: die Last wird weniger als 0,8 m pro Sekunde bewegt,
- schnell: 0,8 m/s bis 1,3 m/s.
Geschwindigkeit
Die mittlere Schrittgeschwindigkeit beträgt 1 m pro Sekunde.
3.2.3 Wichtung der Körperhaltung
Die Piktogramme im Formular zeigen typische Körperhaltungen, die 4 Bewertungsklassen zugeordnet sind:
- Rumpf aufrecht, keine Verdrehung, was sehr selten ist,
- Rumpf leicht vorgeneigt oder leicht verdreht oder einseitiges Ziehen,
- stärkere Neigung des Körpers in die Bewegungsrichtung, Hocken, Knien, Bücken,
- Kombination von Bücken und Verdrehen.
Kombinierte Bewegungen
Der Bewegungsablauf beim Anfahren und Abbremsen sollte kritisch kontrolliert werden – häufig sind das kombinierte Bewegungen. Die Sichtverhältnisse entscheiden oft über die Körperhaltung.
Treten kombinierte Bewegungen selten auf, können sie vernachlässigt werden.
3.2.4 Beschaffenheit des Fahrwegs
Unterteilung:
- Der Fahrweg ist überall eben, glatt, fest, trocken, ohne Neigung.
- Der Fahrweg ist meist glatt und eben, mit kleineren Schadstellen/Störungen, ohne Neigung.
- Mischung aus Pflaster, Beton, Asphalt, geringfügige Neigungen (bis 2°/4 %), abgesenkte Bordsteinkanten.
- Mischung von grob gepflastert, fester Sand, geringfügige Neigungen, kleinere Kanten/Schwellen.
- Unbefestigter oder grob gepflasterter Fahrweg, Schlaglöcher, starke Verschmutzung, geringfügige Neigungen, Absätze, Schwellen.
- Zusatzpunkte: bei erheblichen Neigungen (2–4°/4–8 % oder 5–10°/9–18 %) oder Treppen (nur für die Nutzung von Treppenkarren)
3.2.5 Wichtung der Ausführungsbedingungen
Hier wird folgendermaßen unterschieden:
- Regelmäßig stark erhöhte Anfahrkräfte durch Einsinken in den Boden oder Verkeilung von Flurförderzeugen.
- Häufige Fahrtunterbrechung mit/ohne Abbremsen.
- Viele Richtungswechsel oder Ku...