Ingrid Dries, Uta Reiber-Gamp
Zusammenfassung
Ein erfolgreiches Unternehmen braucht gesunde Mitarbeiter. Die demografische Entwicklung ist kein Thema für morgen, sondern es hätte Thema von gestern sein sollen. Finanzielle Anreize reichen nicht, um gute Mitarbeiter zu finden und sie zu halten. Vielmehr wünschen sich auch junge Menschen eine Arbeitsatmosphäre, in der Beruf und Privatleben vereinbar sind und ihre Gesundheit geschützt wird. Das bedeutet Handlungsbedarf. Gesundheitsfördernde Maßnahmen sind eine Möglichkeit, junge und ältere Mitarbeiter leistungsfähig zu halten. In diesem Beitrag werden Maßnahmen vorgestellt, die verhaltensbezogen wirken.
1 Gesundheitsfördernde Maßnahmen
Keine Lasten zu tragen, wäre die beste Lösung – aber das ist nicht das Thema, sondern: Wenn gehoben und getragen werden muss, wie kann es dann so körperschonend wie möglich durchgeführt werden?
Arbeitsauftrag der Fachkraft für Arbeitssicherheit ist es, den Unternehmer in der menschengerechten Arbeitsplatzgestaltung zu beraten und ihn bei der Umsetzung zu unterstützen.
Unterstützung kann die Fachkraft für Arbeitssicherheit durch Betriebs-, Werksärzte oder externen Berater (z. B. einen speziell geschulten Physiotherapeuten, den ErgoPhysConsult) bekommen.
Was gibt es für Angebote auf dem freien Markt? Nachhaltig und effizient sollten sie sein. Voraussetzung für die Nachhaltigkeit der Maßnahmen ist die Bedarfsanalyse. Informationen dafür erhält man durch
- Mitarbeiterbefragung,
- Gesundheitsbericht der Krankenkassen,
- Arbeitsplatzbegehung.
Auf dieser Basis kann dann festgelegt werden, welche Maßnahme mit welchem Ziel durchgeführt werden soll.
Hilfreich ist ebenfalls, den Bedarf und die Umsetzung mittels eines Handlungszyklus zu analysieren. Dieser sollte auch nach erfolgter Maßnahme noch einmal durchlaufen werden, um festzustellen ob es weiteren Handlungsbedarf gibt.
Einzelmaßnahmen
Einzelmaßnahmen, die nicht in das Gesamtkonzept des Unternehmens eingebunden sind, erreichen nur kurzfristig eine Verbesserung.
Vorbildfunktion
Führungskräfte sollten sowohl in der Planung wie auch in der Durchführung der Maßnahmen mit einbezogen werden. Vorbildfunktion und die Akzeptanz der Maßnahme durch Teilnahme sind Voraussetzung für die Effizienz von Maßnahmen im verhaltensorientierten Bereich.
Da es sich um verhaltensorientierte bzw. verhaltensverändernde Maßnahmen handelt, sollten sich alle Beteiligten klar darüber sein, dass für die Umsetzung Zeit und Geduld notwendig ist.
Auftretende "Rückschritte" sollten gut aufgefangen und abgemildert werden, um die Motivation aufrechtzuerhalten. Auch kleinere Teilerfolge summieren sich mit der Zeit zu einem größeren Ganzen und sollten anerkannt werden.
Maßnahmen sind z. B. arbeitsplatzbezogene Rückenschule, Arbeitsplatztraining oder Bewegungscoaching (vgl. die folgenden Kapitel). Das Ziel allen Übens und aller Tipps ist,
- den Rücken zu schonen,
- das Arbeitsgewicht auf die stärkeren Muskeln zu verteilen,
- die Kräfte vernünftig auszunutzen,
- und die Arbeit zu erleichtern.
Die Maßnahmen sollten beinhalten:
- Einzelheiten zum Hebe- und Tragetraining,
- Wahrnehmungsübungen, wie ein Arbeitsplatz als ein gesundheitsgefährdender erkannt werden kann,
- Sensibilisierung für Ausgleichsbewegungen/Übungen
Darüber hinaus muss die Übungsauswahl nach den jeweiligen Bedürfnissen und Ressourcen zusammengestellt sein. Gegebenenfalls ist ein individuelles Einzeltraining als Kurzeinheit nötig.
2 Arbeitsplatzbezogene Rückenschule
Rückenschulen vermitteln in mehreren Einheiten die allgemeinen Regeln zum schonenden Heben und Tragen. Sie werden von den gesetzlichen Krankenkassen einmal jährlich mit etwa 80 % bezuschusst (8–12 Sitzungen je 45–90 Minuten). Die anerkannten Rückenschulkurse sind auf max. 15 Teilnehmer begrenzt und müssen von Sportlehrern und Ärzten mit entsprechender Zusatzqualifikation, Gymnastiklehrern und von Physiotherapeuten geleitet werden (§ 20 SGB V). Sie finden meist in großen Bewegungsräumen statt.
Inhalte:
- Übungen zur Körperwahrnehmung,
- Übungen zur Verbesserung der motorischen Grundeigenschaften,
- kleine Spiele, Spielformen und Parcours,
- Vorstellung von Life-Time-Sportarten,
- Übungen zur Haltungs- und Bewegungsschulung,
- Entspannungsmethoden,
- Strategien zur Stressverarbeitung und zum eigenen Stressmanagement,
- Strategien zur Schmerzverarbeitung, Schmerzmanagement,
- Strategien und Empfehlungen zur Verhaltens- und Verhältnisprävention,
- Stärkung biopsychosozialer Gesundheitsressourcen,
- Verminderung von Risikofaktoren,
- Vermittlung von Effektwissen und Hintergrundinformationen,
- Transfer in einen bewegungsaktiveren Alltag.
Als allgemeines Bewegungsprogramm eignet es sich zur Sensibilisierung für die eigene Gesundheit der Beschäftigten.
3 Arbeitsplatztraining
Das Arbeitsplatztraining setzt sich aus Arbeitstechniktraining und Ausgleichsbewegungen zusammen und ist fester Bestandteil des Bewegungscoachings.
Das Arbeitsplatztraining vermittelt Techniken und Möglichkeiten mit den Zielen:
- Schonung und Schutz der Gelenke,
- Schutz vor Muskel- und Sehnenüberlastung,
- Minderung von Schäden an Gelenken, Wirbelsäule und Bandscheiben durch angepasste Bewegungen,
- Reduzierung der...