Je besser eine Führungskraft ihre Mitarbeiter, deren Beziehungen untereinander und zu anderen Teams einschätzen und beurteilen kann, desto eher wird ihr auffallen, wenn sich jemand nicht korrekt verhält. Führungskräfte können Mobbing allerdings nur vermeiden oder begrenzen, wenn sie sich für das Thema öffnen. Und sie müssen für ihre Mitarbeiter bei Problemen ansprechbar sein und diese Probleme offen, sachlich, ruhig und mit persönlicher Distanz angehen. Außerdem müssen sie mit Stress souverän und konstruktiv umgehen können.
Wenn es um Probleme auf der zwischenmenschlichen Ebene geht oder um psychische Auffälligkeiten, sind Führungskräfte oft überfordert. Mancher reagiert unbeholfen oder abweisend, wenn ein Mitarbeiter bei ihm Rat sucht. Aussagen wie z. B.:
- "Daran sind Sie selbst schuld",
- "Übertreiben Sie da nicht?" oder
- "Wo gehobelt wird, da fallen Späne"
sind keine Seltenheit. Solche Reaktionen sind meist nicht bösartig gemeint, sondern bedeuten: "Lassen Sie mich mit Ihren Problemen in Ruhe, ich habe wirklich andere Sorgen. Damit kann ich nicht umgehen. Das setzt mich unter Druck."
Eine besondere Herausforderung entsteht übrigens, wenn der Mobber im Betrieb verbleibt. Denn er darf nicht zum Verlierer werden, sondern muss angeleitet werden, seine Energie wieder gewinnbringend und positiv für die Firma einzusetzen.
Praktische Tipps für Führungskräfte
- Nehmen Sie sich Zeit, wenn sich Gerüchte und Vermutungen verdichten.
- Hören Sie genau hin, wenn Ihnen auf informellem Wege etwas zu Ohren kommt.
- Schaffen Sie eine offene Arbeitsatmosphäre.
- Nehmen Sie nicht die Rolle des Psychologen oder Trösters ein.
- Geben Sie der betroffenen Person Informationen über inner- und außerbetriebliche Möglichkeiten. Oft fehlt den Betroffenen die Kraft, sich selbst darum zu kümmern.
- Lassen sie dem betroffenen Mitarbeiter die Freiheit selbst zu entscheiden, welche Hilfen er nutzen und annehmen möchte.
- Nur wenn der Betroffene einverstanden ist, können Sie den Kontakt für weitere Unterstützung vermitteln.
- Schützen Sie sich selbst: Der Umgang mit dem Stress von Mobbing-Opfern oder die Konfrontation des Mobbers darf nicht zur persönlichen Belastung führen.
- Bitten Sie eventuell weitere Vorgesetzte, Mitarbeiter und Kollegen, die Sie persönlich und menschlich für geeignet halten, um Unterstützung.
- Sprechen Sie geeignete Mitarbeiter des Betriebsrats an, die dem Betroffenen helfen können und die richtigen Wege kennen, um mit der Geschäftsleitung über das Problem und mögliche Lösungen zu sprechen.
- Schulen Sie sich beim Umgang mit Konfliktsituationen, z. B. in Fortbildungskursen.